Andreas Voß, Direktor der Spitalstiftung, zu der das Haus Urisberg gehört, bestätigt den Corona-Fall in diesem Haus. Betroffen sei ein Mann Ende 70, wie es zu der Ansteckung kam, sei völlig unklar. Seit 15. März sei das Haus geschlossen für Besucher.

Zwei Angehörige einer Bewohnerin des Hauses Urisberg haben sich zuvor beim SÜDKURIER gemeldet. Sie klingen besorgt. Über die Heimleitung seien sie über den Corona-Fall informiert worden. Nun wüssten sie aber nicht, wie sich die Situation weiter entwickelt habe. Gibt es weitere Fälle? Sind die Pfleger gesund oder gibt es unter ihnen auch Infizierte? Hat das Pflegepersonal die Pflicht, Atemschutzmasken zu tragen? Ihnen sei berichtet worden, dass ein Pfleger mindestens einmal die Schutzmaske abgenommen habe.

Wer könnte noch angesteckt sein?

Besonders beunruhigend empfinden die Angehörigen die Tage des Wartens seit der ersten Information. Sie wollen ihre Anonymität wahren, weil sie fürchten, das könne negative Konsequenzen für ihre Verwandte haben. Grundsätzlich hätten sie sonst keine schlechten Erfahrungen mit der Heimleitung gemacht.

Dem Corona-Patienten geht es etwas besser

Der Patient werde im Klinikum Konstanz behandelt, es gehe ihm aber schon wieder besser, sagt Voß auf Nachfrage des SÜDKURIER. „Er hatte keine typischen Symptome wie Husten oder Fieber“, erläutert Voß, „er hat sich mehrfach übergeben, deshalb hielten wir einen stationären Aufenthalt für sinnvoll. Als das Testergebnis Corona kam, hat es uns überrascht“.

Alle Pfleger und Bewohner werden getestet

Als Reaktion auf das Testergebnis werden im Haus Urisberg in Wollmatingen nun alle Pfleger und die Bewohner der Station, auf der sich der Corona-Patient aufhielt, getestet. Es lägen noch nicht alle Ergebnisse vor, aber recht viele, sagt Voß – und die seien bisher alle negativ. Er hoffe sehr, dass dies so bleibe.

Dass sich Angehörige Sorgen machen, verstehe und bedauere er. Die Spitalstiftung habe sich aber sehr bemüht, die Angehörigen so schnell wie möglich zu informieren. Am Donnerstag habe die Heimleitung alle Angehörigen persönlich angerufen, die Bewohner selbst waren da schon informiert. Die Testergebnisse hätten am Mittwochabend, 2. April, vorgelegen.

Bild 1: Im Seniorenheim Urisberg gibt es einen ersten Coronafall. Dem Mann geht es aber wohl schon wieder besser
Bild: Wagner, Claudia

Die Spitalstiftung habe sofort das Gesundheitsamt informiert. Als Verhaltensregel gilt ab jetzt der Pandemieplan. Der Patient wurde isoliert beziehungsweise ins Krankenhaus gebracht. Alle Mitarbeiter und Bewohner der Station werden getestet, für die Bewohner gilt ab sofort Quarantäne. Das bedeutet, dass sie ihre Zimmer nicht verlassen dürfen.

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Schutzkittel, Masken, Handschuhe

Die Pfleger tragen Schutzkleidung: sogenannte FFP-2-Masken, einen Schutzkittel und Handschuhe. Dass Pfleger ohne Schutzmaske bei Bewohnern gewesen sein sollen, davon weiß Andreas Voß nichts. Es bestehe die Anweisung, dass jede pflegenahe Tätigkeit mit Maske ausgeführt werden müsse. „Ich gehe davon aus, dass die Mitarbeiter dies auch im eigenen Interesse befolgen“, sagt Voß.

Es fehlt an Schutzbekleidung

Dass ihm dieser erste Corona-Fall in einem der Häuser der Spitalstiftung nahe geht, leugnet Voß nicht. Die Stiftung versuche, die Angehörigen rasch über Neues zu informieren. Doch auch das Testen dauere ein paar Tage. Es sei alles andere als einfach, Schutzbekleidung für die Pflegerinnen und Pfleger zu beschaffen. Eine Lieferung, die im Internet bestellt wurde, sei nun angekommen, 700 bis 800 Masken seien jetzt vorrätig – aber auch diese reichten nicht ewig aus. Das Land habe zwar Hilfe zugesagt, dies aber bisher nicht umgesetzt.

Pflegekräfte häufiger krank geschrieben

Schließlich stellt sich noch ein weiteres Problem: Es gebe zwar bisher keinen positiv auf Covid-19 getesteten Pfleger, trotzdem fehle es zeitweise an Personal, sagt Voß. „Die Pflegekräfte sind angehalten, auch bei einer Erkältung zuhause zu bleiben, für den Fall, dass es sich doch um das Corona-Virus handelt“. Im Moment sei es knapp, aber die Dienstpläne könnten noch eingehalten werden.

Die Spitalstiftung hat deshalb ehemalige Pflegekräfte, die in Konstanz wohnen, aufgerufen, sich zu melden. Einige hätten dies getan und könnten bei Bedarf eingesetzt werden. Zudem könne man auf Leiharbeiter zurückgreifen, sagt Voß. „Der Puffer, den wir damit schaffen, könnte aber größer sein.“