Das Leben in Allensbach könnte derzeit so schön sein. Die Frühlingstage am Bodensee genießen, die warmen Sonnenstrahlen auf dem Gesicht spüren und vielleicht noch ein Eis in der Hand. Doch von einem Tag auf den nächsten befürchten viele Allensbacher, dass das nicht mehr möglich ist. Viele Menschen stellen sich die Frage: Droht wegen des Corona-Ausbruchs in den Kliniken Schmieder am Ortsrand eine Ausgangssperre?
47 Patienten infizieren sich mit dem Coronavirus
Immerhin haben sich 47 Menschen in der Rehaklinik mit dem neuartigen Coronavirus infiziert. 21 Patienten und 26 Pflegekräfte wurden sofort isoliert. Etwa bei der Hälfte der Erkrankten haben sich keine Symptome gezeigt. Insgesamt sind im Landkreis Konstanz aktuell 262 Menschen infiziert (Stand: 3. April).
Das sind die schlechten Nachrichten. Aber es gibt auch gute Nachrichten für alle Allensbacher: Eine Ausgangssperre wie in Riedböhringen, einem Stadtteil von Blumberg, droht der Gemeinde am Bodensee nicht. Allensbach bleibe vorerst von dieser drastischen Maßnahme verschont, sagt Bürgermeister Stefan Friedrich im Gespräch mit dem SÜDKURIER. „Das ist momentan nicht in der Diskussion“, versichert der Allensbacher Bürgermeister am Telefon.
Auch das Landratsamt Konstanz bestätigt dies auf Nachfrage des SÜDKURIER. Pressesprecherin Marlene Pellhammer sagt: „Das Gesundheitsamt hat keinen Grund, eine Ausgangssperre für Allensbach zu empfehlen.“
Gründe gegen Ausgangssperre
Aus zweierlei Gesichtspunkten sieht das Gesundheitsamt, welches im Landratsamt angesiedelt ist, keine Notwendigkeit für eine Ausgangssperre. Erstens seien alle betroffenen Patienten innerhalb der Klinik unter Quarantäne. Ihnen sei untersagt, ihre Zimmer zu verlassen. Zweitens seien die erkrankten Pflegekräfte alle in häuslicher Quarantäne.
Auch Bürgermeister Friedrich hat die Nachricht, dass 47 Menschen in der Rehaklinik an Covid-19 erkrankt sind, geschockt. Aber er sei zuversichtlich, dass das Virus nicht aus der Klinik ins Dorf verschleppt werde. „Das Virus befindet sich innerhalb der vier Wände in der Klinik“, sagt Friedrich. Es gebe keinen Hinweis darauf, dass die Infektionskette in den Ort führe.
„Alle betroffenen Patienten in der Klinik sind isoliert. Sie werden auch weiterhin in der Schmieder-Klinik behandelt. Momentan sind alle Patienten stabil“, sagt Anastasios Chatzikonstantinou, Leiter der Abteilung Akutneurologie/Frührehabilitation in Allensbach.
Covid-19-Patienten werden in Allensbach behandelt
Solange sich der Gesundheitszustand der Corona-Patienten nicht verschlechtere, werde die Behandlung auch dort fortgeführt. „Dann würden wir die Patienten entweder nach Singen ins Krankenhaus oder ins Klinikum Konstanz überstellen“, erklärt Chatzikonstantinou. „Auch die infizierten Pflegekräfte sind in Quarantäne, und viele von ihnen wohnen in anderen Kommunen und nicht in Allensbach„, erklärt der Bürgermeister am Telefon.

In der Schmieder-Klinik am Standort Allensbach arbeiten rund 650 Menschen. Aber nicht alle sind in der Pflege tätig; auch die Verwaltung hat dort ihren Sitz. Aktuell sind rund 200 Patienten in der Klinik in Allensbach untergebracht. Auf der neurologischen Frührehabilitation, der Station mit den meisten Erkrankten, gibt zwischen 60 und 80 Patienten.
Klinik lernt aus Virus-Ausbruch
Seit Bekanntwerden des Virus-Ausbruchs hat die Klinik rund 300
durchführen lassen. Von 200 Tests habe man schon das Ergebnis. 47 Proben waren positiv (Stand: 3. April). Weitere Tests werden in den nächsten drei Wochen täglich durchgeführt. „Wir wollen das Virus damit schnell eindämmen“, sagt Geschäftsführer Patrick Mickler.
Ein weiterer Vorteil: Die Gebäudestruktur der Klinik. „Wir haben viele Einzelgebäude. Das hilft uns auch. Verschiedene Gebäude sind damit sowieso schon isoliert“, sagt Mickler.
Mund- und Nasenschutz für alle verpflichtend
Die Klinik habe aus dem Ausbruch des Virus gelernt. „Nasen- und Mundschutz sind jetzt Pflicht für alle. Auch Patienten, die ihr Zimmer verlassen, müssen bei uns nun Mundschutz tragen“, berichtet Mickler. Nach und nach werden alle Patienten und Mitarbeiter an allen Stationen und Abteilungen getestet.
Der Zugang zur Klinik ist nicht mehr möglich. Besucher können schon seit längerem nicht mehr zu Patienten. Wäsche für Patienten müssen an der Pforte abgegeben werden. „Wir sind voll isoliert. Unsere Hoffnung ist, so den Virus schnell einzudämmen. Aber man muss jeden Tag abwarten“, sagt Mickler.
Risikopotenzial neu bewerten
Bürgermeister Stefan Friedrich ist überzeugt, dass die Schmieder-Klinik alles tun werde, damit der Virus eingedämmt werde. „Schon alleine aus Eigeninteresse“, sagt er. Wenn es zu einer Ausgangssperre kommen sollte, ginge das eher vom Landratsamt und dem Gesundheitsamt aus.
Aber was, wenn das Gesundheitsamt die Empfehlung ausspreche, die gesamte Gemeinde unter Quarantäne zu stellen? Was würde Bürgermeister Friedrich dann tun? „Wenn ein erhöhtes Risikopotenzial besteht, dass sich mehr Menschen anstecken, dann muss man die Situation neu bewerten. Das würden wir in Abstimmung mit dem Landratsamt und Gesundheitsamt dann tun“, antwortet Friedrich.
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Auch Prominente vertrauen den Kliniken Schmieder. Und im Herbst gab es dort eine Zäsur:http://www.sk.de/10324872