Seit Dienstag ist nichts mehr normal in den Kliniken Schmieder am Standort Allensbach am Bodensee. Ein Patient wurde in der Reha-Klinik positiv auf den Erreger Sars-CoV-2 getestet. Auch drei Mitarbeiter im Pflegebereich der Klinik sind mit dem Coronavirus infiziert. Sofort wurden die Mitarbeiter und der Patient isoliert.
21 Patienten und 26 Pflegekräfte infiziert
Aber zu spät: Bei einer Pressekonferenz des Landratsamtes Konstanz bestätigte Patrick Mickler, Geschäftsführer der Schmieder Kliniken, dass sich zwischenzeitlich 21 Patienten und 26 Mitarbeiter des Pflegepersonals angesteckt haben. Etwa die Hälfte der positiv getesteten Fälle sei ohne Symptome gewesen.
„Ja, wir haben leider einen Ausbruch“, bestätigt Mickler gegenüber dem SÜDKURIER. Aber es beschränke sich auf den Standort in Allensbach, versichert der Geschäftsführer. An den anderen Standorten (Gailingen, Konstanz, Stuttgart, Gerlingen und Heidelberg) sei bisher kein Fall bekannt.
Bekannt Patienten in der Schmieder Klinik
In der neurologischen Klinik in Allensbach haben sich bereits Dieter Althaus, einst Ministerpräsident Thüringens, und Sportmoderatorin Monica Lierhaus behandeln lassen. Der 2017 verstorbene Ex-Bundeskanzler Helmut Kohl pflegte nach Rehabilitationen am Heidelberger Standort ein freundschaftliches Verhältnis zur Geschäftsführung und heiratete im Jahr 2008 Maike Richter in der dortigen Reha-Klinik.

Das infizierte Pflegepersonal habe man sofort in Quarantäne geschickt. Mitarbeiter aus anderen Standorten übernehmen ihren Dienst, so dass weiterhin gewährleistet sei, dass die Patienten versorgt werden. Betroffen sei in Allensbach vor allem eine Station: die neurologische Frührehabilitation, so Mickler. Dort liegen Patienten mit Vorerkrankungen wie Schlaganfällen, Schädelhirntraumata und Hirntumoren.
Patienten mit Vorerkrankung besonders gefährdet
Dass es gerade diese Station betrifft, ist gefährlich. „Ja, die Patienten sind gefährdeter als andere Menschen. Sie haben ein erhöhtes Risiko“, sagt Anastasios Chatzikonstantinou. Er ist Leiter der Abteilung Akutneurologie/Früh-
rehabilitation in Allensbach. Aber: „Unsere Patienten sind stabil“, versichert der Arzt. Einen Patienten, der beatmet werden sollte, habe man an das Klinikum Konstanz überwiesen.

„Wir konnten sehr schnell einen Indexpatienten ausmachen“, berichtet Mickler. Als dieser in die Klinik kam, sei er ohne auffällige Symptome gewesen. Erst nach ein paar Tagen habe er gehustet und Fieber bekommen. „Nichts Ungewöhnliches für sein Krankheitsbild“, sagt Chatzikonstantinou. Darauf hätte man nicht unbedingt auf das Coronavirus schließen müssen. Aktuell sei der Patient stabil.
Auch ohne Symptome ansteckend
„Schon vor diesen Symptomen ist man ansteckend zu sein“, folgert der Arzt. Diese Schlussfolgerung unterstützt auch Geschäftsführer Mickler: „Der Krankheitsverlauf vieler unserer Mitarbeiter ist symptomfrei.“ Einige der getesteten Mitarbeiter seien „aus allen Wolken gefallen“, als man ihnen das positive Testergebnis mitgeteilt habe.

Lange sind Gesundheitsexperten davon ausgegangen, dass Träger des Virus erst ansteckend sind, wenn sie auch Symptome aufweisen. „Eigentlich möchte ich in diesem Fall nicht von interessant sprechen. Aber wir können daraus eine Erkenntnis gewinnen“, sagt Mickler, „erhöhte Temperatur und Husten sind keine Garantie für Covid-19.“ Das sei eine wichtige Erkenntnis für Kliniken, Pflege- und Altenheime.
80 Tests jeden Tag geplant

Damit widerlegt der Ausbruch in der Allensbacher Klinik die Empfehlung des Robert-Koch-Instituts, bisher nur Menschen zu testen, die auch Symptome zeigten. Aus diesem Grund werden jetzt systematisch alle Patienten und Mitarbeiter der Klinik getestet. „In den nächsten drei Wochen sind jeden Tag rund 80 Tests geplant“, sagt Mickler. So hoffe man, den Ausbruch schnell unter Kontrolle zu bekommen.