Der ein oder andere wird das mulmige Gefühl vielleicht kennen: Man wartet auf einen wichtigen Brief, doch tage- oder sogar wochenlang landet keine Post im Briefkasten. Wird die Adresse etwa nicht mehr von der Deutschen Post beliefert? Dieses Gefühl beschlich mich auch, als ich wochenlang auf einen Brief von einem Mobilfunkanbieter wartete – wobei ich lange Zeit den Absender verdächtigte, beim Verschicken meiner SIM-Karte geschlampt zu haben.
Adresse stimmt, Name steht am Briefkasten – trotzdem keine Briefe?
Dass das Mobilfunkunternehmen den Brief wie angegeben verschickte, der Fehler somit bei der Zustellung durch die Deutsche Post lag, kam mir nicht in den Sinn. Doch nicht die zuverlässige Deutsche Post! Warum sollte ein ordnungsgemäß versendeter Brief nicht bei mir ankommen? Schließlich wohne ich mitten in Konstanz-Petershausen, das Haus steht an der Straße, der Name deutlich lesbar auf dem Briefkasten.
Zwei Monate später stellte sich diese Frage mehr denn je, eine Antwort darauf hatte ich immer noch nicht. Die SIM-Karte habe ich nur erhalten, indem ich sie an eine andere Adresse – nicht in Konstanz – schicken ließ, da kam sie nach wenigen Tagen an.

Nun gab es aber das gleiche Problem mit einer Bankkarte, die mir Mitte Mai zugeschickt werden sollte. Drei Wochen später war sie immer noch nicht da. Stattdessen informierte mich meine Bank darüber, dass der Brief mit meiner Karte nicht zugestellt werden konnte, entsprechend ging der Brief zurück an den Absender. Spätestens jetzt war klar: Das kann kein Zufall mehr sein, die Post wird an diesen Briefkasten tatsächlich nicht mehr zugestellt.
Beschwerde über Hotline scheint wenig erfolgversprechend
Vorneweg: Mein Problem ist mittlerweile gelöst, meine Bankkarte habe ich erhalten, auch andere Briefe kommen wieder bei mir an. Wie also vorgehen, wenn die Post einen nicht mehr erreicht?
Wie so oft bei Problemen mit einem großen Unternehmen führt kein Weg an der Hotline vorbei. Nach einigen Minuten in der Warteschleife folgt die Aufnahme der Beschwerde durch einen Hotline-Mitarbeiter. Das Anliegen werde weitergeben und bearbeitet.
Das ist die einzige Information, die von dem Mann am anderen Ende der Leitung herausgegeben wird. Eine Benachrichtigung, ob und wann die Beschwerde bearbeitet werde, erhalte der Kunde aber nicht, erklärt der Mitarbeiter auf Nachfrage – keine besonders erfolgversprechenden Aussichten.
Viel mehr Stellen, an denen Probleme mit der Zustellung der Post geschildert werden können, gibt aber auch nicht. Einzig eine Mailadresse wird auf der Website der Post als Weg zur Kontaktaufnahme noch genannt.
Postbezirke werden nach Anzahl von Beschwerden beurteilt
Die braucht es aber auch nicht, wie ein Sprecher der DHL-Gruppe, zu der die Deutsche Post gehört, auf SÜDKURIER-Nachfrage versichert: „Die Beschwerde über die Hotline ist grundsätzlich der richtige Weg, wenn Briefe nicht ankommen.“ Auch wenn es vielleicht nicht immer so erscheine, jede Beschwerde werde ernst genommen und lande im System. An der Anzahl der Beschwerden müsse sich dann der jeweils zuständige Postbezirk messen lassen, erklärt der Sprecher.
Generell könne es bei einer Menge von rund 46 Millionen Briefen, die täglich ausgeliefert werden, immer wieder zu betrieblichen Problemen kommen, „zum Beispiel durch Erkrankungen oder Witterungseinbrüche“.
Und falls der Briefkasten trotz Beschwerden bei der Post weiter leer bleibt? Dann kann nur noch der Gang zur Bundesnetzagentur Abhilfe schaffen. Auf SÜDKURIER-Nachfrage gibt eine Sprecherin an, dass die Bundesnetzagentur zwar nicht in jedem Einzelfall tätig werde. Würden sich die Beschwerden aus einer Region bei der Agentur aber häufen, dann „führt sie eine Anlassprüfung beim jeweiligen Postunternehmen durch, um eine zeitnahe Beseitigung etwaiger Mängel zu erwirken“.
6200 solcher Beschwerden über eine mangelhafte Zustellung von Briefsendungen habe es dieses Jahr im Zeitraum Januar bis Mai gegeben, sagt die Sprecherin.
Warum Briefe nicht ankommen, ist schwer herauszufinden
Warum Briefe im Einzelfall nicht zugestellt werden, lasse sich nur schwer ermitteln, erklärt die Sprecherin der Agentur. Denn der Sendungsverlauf von normalen Briefsendungen ohne Zusatzleistung werde schlichtweg nicht dokumentiert. Warum genau in meinem Fall über Monate keine Post mehr gekommen ist, werde ich also wohl nie erfahren.
Einen kleinen Teil der Schuld trage ich vermutlich selbst, da ich lange Zeit die Absender der Briefe der Schlamperei verdächtigte und mich deshalb erst nach Wochen des Wartens an die Post gewendet habe.

Das Wichtigste ist: Ich erhalte wieder Post. Die Beschwerde über die Hotline hat offensichtlich Wirkung gezeigt, wenn auch mit etwas Verzögerung. Zwei Wochen lagen zwischen meinem Anruf und dem ersten Mal wieder Briefe im Briefkasten vorfinden.
Nun stellt sich die Frage: Gibt es in Konstanz noch weitere Briefkästen, die für einige Zeit ein blinder Fleck auf dem Auge der Deutschen Post waren oder immer noch sind? Wenn Sie Ähnliches berichten können, schreiben Sie mir gerne eine E-Mail an marvin.nagel@suedkurier.de. Das digitale Postfach bleibt bestimmt nicht leer...