Stolz und mit einem verschmitzten Lächeln im Gesicht hält Marvin Marzluf, Auszubildender bei den Entsorgungsbetrieben Konstanz (EBK), ein Gestell mit Bechern in die Luft. Der Auszubildende kümmert sich um die Ausleihe der Mehrwegpfandbecher von Recup. „Abfallvermeidung ist einer unserer Grundsätze“, erklärt Nele Steurer, Pressesprecherin der EBK. Im Juni startete das städtische Unternehmen das Pilotprojekt mit dem jungen Münchener Unternehmen Recup. Seither lagern 960 Pfandbecher bei der EBK und warten darauf, dass die ausgeliehen werden.

Marvin Marzluf ist seit September 2023 Auszubildender bei den Entsorgungsbetrieben Konstanz. In seinen Händen hält er ein Gestell mit 80 ...
Marvin Marzluf ist seit September 2023 Auszubildender bei den Entsorgungsbetrieben Konstanz. In seinen Händen hält er ein Gestell mit 80 Recup-Bechern. | Bild: Anjuli Rossa

Ganz neu ist es allerdings nicht, dass Konstanzer bei der EBK Geschirr ausleihen können. Bereits seit den 90er-Jahren gibt es einen Verleihservice von Mehrweggeschirr wie Porzellanteller, -tassen sowie Besteck. Neben wieder verwendbarem Geschirr kann auch ein Spülmobil und ein Toilettenwagen gemietet werden.

Erweitert wurde der kommunale Service nun um die Recup-Pfandbecher. Vorerst schloss die EBK einen einjährigen Vertrag mit dem Münchner Unternehmen ab. Jetzt können Vereine und Privatpersonen über die EBK Plastikbecher ausleihen. „Mit den Recup-Bechern möchten wir eine Lücke füllen“, so die Pressesprecherin Nele Steurer. Die ersten Buchungen für die Becher seien bereits eingegangen.

Über 140 Ausgabestellen im Landkreis Konstanz

Doch wie hat es Recup nach Konstanz geschafft? Das sei in erster Linie den Studenten der Stadt zu verdanken, sagt Greta Magar, Pressesprecherin von Recup. Denn gerade Studierende kennen und nutzen das System. Schon länger werden die Becher an der Konstanzer Universität und der Hochschule Technik, Wirtschaft und Gestaltung (HTWG) genutzt und ausgegeben. In der Konzilstadt selbst gibt es mittlerweile 59 teilnehmende Gastrobetriebe. Im Landkreis Konstanz sind es laut Unternehmensangaben bereits 143 Vertragspartner.

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Ein Grund, warum immer mehr Gastrobetriebe auf Mehrwegsysteme setzten, ist auch, weil es seit 2023 die bundesweite Mehrwegangebotspflicht im To-Go-Bereich gibt. Das bedeutet: Seit dem vergangenen Jahr gilt, dass Lebensmittel und Getränke zum Mitnehmen, die bisher nur in Einweggeschirr zur Verfügung gestellt wurden, auch in einer Mehrwegverpackung angeboten werden müssen.

Sozialer Druck für mehr Umweltschutz

Eine, die schon lange vor dieser gesetzlichen Verpflichtung zum Mehrweggeschirr übergegangen ist, ist Martina Vogl. Seit acht Jahren setzt sie bereits in ihrem Voglhaus-Café und Kaufhaus auf Mehrwegsysteme. „Es muss ein bisschen sozialer Druck entstehen, der eben umweltfreundlicher macht“, meint die Gastronomin.

Seit fünf Jahren gibt es im Voglhaus-Cafe Kaffee zum Mitnehmen in den Bechern. Martina Vogl ist damit zufrieden. Zum Winter hin wird sie auch von den Glas-Weckgläsern zu den wiederverwertbaren Plastikenschalen vom gleichen Münchner Unternehmen wechseln. Denn der Vorteil liegt für sie auf der Hand: Rebowl können Kunden bei jedem teilnehmenden Restaurant wieder abgeben – deutschlandweit.

Martina Vogl (hinten), Gründerin des Voglhaus-Café und Kaufhaus in Konstanz. Seit circa fünf Jahren bietet sie in ihrem Laden das ...
Martina Vogl (hinten), Gründerin des Voglhaus-Café und Kaufhaus in Konstanz. Seit circa fünf Jahren bietet sie in ihrem Laden das Mehrwegpfandsystem von Recup an. | Bild: Anjuli Rossa

Martina Vogl verspricht sich einen weiteren Vorteil: „Bei der Verpackungssteuer 2025 werde ich auf Null sein“, erklärt die Café-Besitzerin. Ab 2025 wird in Konstanz auf Einweggeschirr eine Verpackungssteuer fällig. Für das Einweggeschirr müssen Gastronomen dann eine Gebühr an die Stadt bezahlen. In vielen Fällen wird diese Gebühr vom Gastronom wohl auf den Kunden umgelegt.

Konzept überzeugt nicht jeden

Doch nicht für jeden scheint dieser Lösungsweg ein optimaler zu sein. „Wenn ich schnell zur Arbeit muss und meinen leeren Pfandbecher nicht mehr abgeben kann, habe ich den schmutzigen Becher in meinem Rucksack“, bemängelt beispielsweise Marc Seeburger, Filialleiter der Bäckerei Nestel in der Rheingutstraße in Konstanz. In den Bäckereien von Nestel werden sowohl die Mehrwegbecher als auch Pappbecher für Heißgetränke angeboten.

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Beliebter seien bei seinen Kunden aber weiterhin die Pappbecher. „Es werden definitiv mehr Pappbecher genommen als Recup-Becher“, berichtet Seeburger. Vielleicht auch, weil diese einfach entsorgt werden können. Denn auch wenn es für die Becher passende Deckel gibt, müsse man sie anschließend im Rucksack verstauen. Kippt der leere Becher um, können aus der kleinen Trinköffnung noch letzte Reste des Getränks hinausfließen.

Links Mehrweg von Recup, rechts Einweg von Nestel: In der Bäckerei greifen Kunden noch immer häufiger zum Pappbecher.
Links Mehrweg von Recup, rechts Einweg von Nestel: In der Bäckerei greifen Kunden noch immer häufiger zum Pappbecher. | Bild: Anjuli Rossa

Doch nicht nur Recup und die EBK bieten Mehrweggeschirr in Konstanz an. Auch andere Unternehmen haben diesen Trend erkannt, wie zum Beispiel die Firma Event Promotions, das Feste und Feiern organisiert und veranstaltet. Auch sie setzen auf Mehrweggeschirr: Vor ein paar Jahren riefen sie zu einer Geschirr-Spendenaktion auf und bekamen altes Porzellan von Konstanzer Bürgern. Das Spendengeschirr kommt nun bei Festen zum Einsatz.