Diana Finkele ist zurzeit in der Funktion einer ersten Betriebsleiterin einer Bildungseinrichtung in Moers in Nordrhein-Westfalen tätig – und die 49-Jährige ist in Konstanz keine Unbekannte. Vor 15 Jahren hatte sie sich für den Posten der Museumsleiterin beworben, im Laufe des Verfahrens dann aber ihre Bewerbung zurückgezogen.
Die Kandidaten und die Wahl
Für das Amt wurden insgesamt 36 Bewerbungen eingereicht, in die Endrunde gelangen nach der Vorauswahl durch eine Prüfungskommission und den Vorgesprächen im zuständigen Gemeinderatsausschuss vermutlich aber nur eine Handvoll der Kandidaten. Normen Küttner kann sich gut vorstellen, dass es auf einen Zweikampf zwischen Amtsinhaber Andreas Osner und der FGL-Favoritin Diana Finkele hinausläuft.

„Für die Fraktion war es in den Vorgesprächen wichtig, dass eine qualifizierte Bewerberin mit Grünen-Parteibuch zum Zuge kommt“, führt der Fraktionssprecher aus. Für die FGL kamen dabei fünf der 36 Kandidaten in Frage, wobei man dann die Qual der Wahl gehabt habe.
„Alle der von uns favorisierten Bewerber sind qualifiziert“, so seine Beurteilung, wobei die Festlegung auf Diana Finkele nicht zuletzt daran liege, dass man die Stelle unbedingt mit einer Frau besetzen möchte.
Im Telefonat mit dem SÜDKURIER bemühte sich Normen Küttner dabei um die Vermittlung von Zuversicht, dass die FGL-Kandidatin das Rennen für sich entscheiden werde. Man sei bereits auf andere Fraktionen zugegangen, die ihrerseits ihre Unterstützung für Diana Finkele signalisiert hätten.
Wie einig sind sich die Stadträte der FGL?
Darauf ist die FGL angewiesen: Mit 13 Stadträten stellt sie die mit Abstand stärkste Fraktion im Konstanzer Gemeinderat, angesichts von 41 Stimmen im Rat (inklusive Oberbürgermeister Uli Burchardt) kann sie den Posten aber nicht im Alleingang besetzen.
Beim parteipolitischen Poker trägt die FGL außerdem historischen Ballast mit sich herum. Bei der Wahl von Andreas Osner (SPD) im Jahr 2013 hatte sich die Fraktion auf dessen Gegenkandidatin Ute Seifried (inzwischen Kultur- und Sozialbürgermeisterin in Singen) festgelegt, doch bei der entscheidenden Wahl stimmten dann einige der FGL-Stadträte entgegen der Absprache für den derzeitigen Amtsinhaber.
Andreas Osner war sich nach eigener Aussage von Beginn des Bewerbungsverfahrens an bewusst, dass er mit Mitbewerbern zu rechnen hat. Ursache dafür seien die parteipolitischen Machtverhältnisse im Gemeinderat mit der FGL als stärkster Fraktion, was sich im Personal-Tableau an der Spitze der Stadtverwaltung bislang nicht niederschlage. Er setzt darauf, dass sich die Mehrheit der Stadträte am Ende nicht vom parteipolitischen Proporz leiten lassen werden, sondern die Sachargumente zur Grundlage ihrer Entscheidung machen.

Das wichtigste Pfund ist für den Amtsinhaber dabei die Überzeugung, dass es allein wegen des Dezernat-Zuschnitts vor allem auf Kontinuität ankommt. Die Aufgaben des Sozial- und Kulturbürgermeisters von Konstanz umfasst 14 Fachbereiche, wobei sich jeweils die Hälfte auf die Ressorts Soziales und Kultur verteilen. Die Koordination und Abstimmung stuft Andreas Osner als seinen größten Erfolg der vergangenen acht Jahre ein.
Die dahinter steckende Kernarbeit geht dabei aus Zahlen hervor. In den vom Sozial- und Kulturbürgermeister zu betreuenden Bereichen sind rund 1520 Mitarbeiter auf buchhalterisch etwa 1000 Stellen verteilt, der zu verwaltende Etat beläuft sich auf rund 135 Millionen Euro im Ergebnis- sowie etwa 20 Millionen Euro im Finanzhaushalt, worüber in elf Ausschüssen und Aufsichtsgremien beraten und entscheiden wird.
„Das sind gut und gerne 90 Sitzungen im Jahr, wobei der Kultur- und Sozialbürgermeister in etwa der Hälfte die Leitung innehatte“, resümiert Andreas Osner.
Dahinter verbirgt sich ein enormes Potenzial an Interessen, was die Aufgabe in der Bilanz der vergangenen acht Jahre ebenso spannend und bereichernd wie anspruchsvoll gemacht habe. Das Amt sei letztlich die Schaltzentrale für das „volle Leben in Konstanz“, wobei der 52-Jährige einräumt, dass es durchaus auch mal ruckelig zugegangen ist.
Rückblick auf die Amtszeit des Andreas Osner
Die Jahre freilich hatten es auch in sich – etwa wenn es um den Umgang mit den Flüchtlingen, die Debatte um ein etwaiges Burkini-Verbot oder heikle Situationen wie etwa die „Mein-Kampf-Inszenierung“ des früheren Theater-Intendanten Christoph Nix mitsamt dem damit verbundenen Marketing unter Verwendung des Hakenkreuzes ging.
Unfallfrei kommt man deshalb nach Absicht von Andreas Osner nicht durch das Amt. „Klar, da habe ich nicht alles richtig gemacht“, räumt der Amtsinhaber ein. Manches, sagt er, wird nicht noch einmal passieren, wobei er konkret die Beauftragung eines Gutachtens für 17.000 Euro für eine Medienauswertung im Zusammenhang mit der umstrittenen Nix-Inszenierung nennt. „Es war politisch unklug, das ohne Absprache mit dem Kulturausschuss zu machen.“
Am Ende zählt für Andreas Osner allerdings, dass man als Sozial- und Kulturbürgermeister viele Bälle gleichzeitig in der Luft halten muss. Die Balance zum Beispiel zwischen sozialen und kulturellen Aufgabenstellungen sei ihm gelungen, und er verweist dabei auf die gute Zusammenarbeit mit den Ressortleitungen.
„Das funktioniert gut, und ein Wechsel wäre Gift für die Ziele der Stadt“, sagt er – dabei darauf setzend, dass bei der Entscheidung die parteipolitische Bedeutung im Zuge des Bewerbungsverfahrens entsprechend eingeordnet wird. Angesichts der vielen einstimmigen Beschlüsse geht er davon aus, dass die Stadträte jetzt bei der Wahl nicht ihre eigene Glaubwürdigkeit der Partei-Logik opfern.