Die Änderungen im neuen Schuljahr beschränken sich nicht nur auf Unterricht und Hygiene. Auch das Drumherum des Schulalltags muss wegen Corona anders organisiert werden. Mit einer deutlichen Änderung ihrer Gewohnheiten müssen die Humboldt-Gymnasiasten rechnen, wie Schulleiter Jürgen Kaz dem SÜDKURIER erläuterte: „Wir haben nun eine andere Tagesrhythmisierung, um eine große Mittagspause und somit das Zusammentreffen zu vieler Schüler zu vermeiden.“
Konkret bedeutet dies die Einführung einer täglichen 7. Stunde, die sich nach einer 15-minütigen Pause an die 6. Stunde anschließt und bis 14 Uhr geht. Nachmittagsunterricht entfällt dadurch, genauso wie ein warmes Mittagessen. Denn Jürgen Kaz gibt zu bedenken: „Bei der Größe unserer Schule wäre ein Mensabetrieb unter Corona-Auflagen nicht machbar.“ So müssen die Humboldt-Eltern ihren Kindern nun ein Vesper mitgeben.
Nicht alle Konstanzer, Allensbacher und Reichenau Schüler müssen aber auf ein warmes Mittagessen verzichten. So sagt etwa Frank Raddatz, Leiter der Theodor-Heuss-Realschule: „Bei uns ist der Mensabetrieb wieder möglich, allerdings mit entzerrten Zeiten und gekennzeichneten Tischen für bestimmte Klassen. Die Ausgabe beginnt deutlich früher als sonst, die Tische werden zwischengereinigt.“

Das Theo habe sich mit der Grundschule Petershausen einen Plan ausgedacht, wie die benachbarten Schulen ihre Mensa weiterhin gemeinsam nutzen können. Aber auch am Theo gibt es Einschränkungen: Der Pausenbäcker darf immer noch nicht kommen.
Was folgt nach dem Mittagessen?
Ist der Vormittag geschafft, besuchen für gewöhnlich viele Schüler den Ganztagsbereich ihrer Schulen und nutzen zahlreiche Angebote für Arbeitsgemeinschaften (AGs) sowie musikalische Ensembles. Das Virus macht den Schulleitungen auch hier das Leben schwer. Und so fürchten viele Eltern, dass sie im neuen Schuljahr nicht mehr zuverlässig ihrer Arbeit nachgehen können, weil die Kinder früher nach Hause kommen.
Diese Sorge ist laut Patrick Hartleiter, Rektor des Suso-Gymnasiums, nicht unbegründet: „Das Ganztagsangebot wird leider weniger umfangreich sein als gewöhnlich, die Vorgaben des Infektionsschutzes sind einzuhalten. Für die Unterstufe sollen selbstverständlich Angebote zur Hausaufgabenbetreuung bestehen bleiben. Doch für eine Schule wie das Suso mit einem ausgeprägten Angebot an musischen AGs wird dies eine schwierige Zeit werden und es gilt, kreative Lösungen zu finden.“

Im Humboldt-Gymnasium schließt sich an die neue 7. Stunde bis 15.30 Uhr das Ganztagsangebot in stark getrennten Gruppen an. „Bei den AGs haben wir nur leichte Einschränkungen„, sagt der Schulleiter. Sie könnten zum Beispiel für die Klassen 5 und 6 nicht mehr gemeinsam, sondern 14-tägig im Wechsel stattfinden. „Dadurch kann es im Einzelfall sein, dass ein Kind früher nach Hause kommt“, sagt Kaz.
Neu ist immerhin im Vergleich zur Zeit vor den Sommerferien, dass das Singen und Musizieren mit Blasinstrumenten im Klassenverband oder jahrgangsbezogenen Arbeitsgemeinschaften unter bestimmten Hygiene-Auflagen (siehe Infokasten) wieder erlaubt ist. Das Musizieren in Schulchor und -orchester will Landes-Kultusministerin Susanne Eisenmann auch so bald wie möglich wieder erlauben. Vor den Herbstferien will sie die Lage anhand des aktuellen lnfektionsgeschehens erneut bewerten.
Volle Busse in die Vororte
Ansonsten sind auch mehrtägige Klassenfahrten bis zum 1. Februar 2021 nicht erlaubt. „Das ist schade, aber nachvollziehbar“, sagen Johanna Vogt und Petra Rietzler vom Vorstand des Konstanzer Gesamtelternbeirats (GEB). „Die Möglichkeit eintägiger Ausflüge sollte aber genutzt werden.“
Apropos Fahrt: „Wir fragen uns auch, wie der Schülertransport aussieht, wenn es im Herbst und Winter zu regnerisch oder kalt ist, um mit dem Fahrrad zur Schule zu kommen“, schreibt der GEB-Vorstand. Vor allem die Busse aus den Vororten seien sehr voll, wenn nicht überfüllt. „Die Stadtwerke haben uns zugesagt, die Lage zu beobachten und notfalls gegenzusteuern“, so die Elternvertreterinnen.
Sie fordern zudem auch in Corona-Zeiten ihr Recht auf Elternabende und Elternbeiratssitzungen ein. „Uns ist klar, dass das Aufwand für die Schulen bedeutet. Allerdings mussten wir Eltern auch wochenlang den organisatorischen Spagat mit Schule zu Hause und dem Berufsleben vollbringen“, meint der GEB-Vorstand.
Jürgen Kaz sagt: „Elternabende finden bei uns in der Mensa statt, damit die Eltern nicht durch das ganze Gebäude laufen müssen. Teilnehmen darf außer dem Klassenlehrer jeweils nur ein Elternteil. Nach einer Stunde wird alles gereinigt, dann kommt die nächste Gruppe dran.“ Frank Raddatz hat für seine Schule eine andere Lösung gefunden: Elternabende finden dort digital statt, der Klassenlehrer fungiert als Moderator.