Konstanz könnte wachsen. Und zwar ziemlich schnell. Zahlreiche Bauprojekte stehen in der Pipeline und sollen neue Wohnungen schaffen. Der Zuzug von außen könnte die Stadt am Bodensee damit von einer Mittelstadt zu einer kleinen Großstadt anwachsen lassen.
4402 neue Wohnungen sollen in den kommenden Jahren in der Konzilstadt entstehen. Ziehen in jede Wohnung nur zwei Menschen ein, wächst die Stadt innerhalb doch recht überschaubarer Zeit dadurch um 8804 Einwohner an. So unwahrscheinlich ist das nicht, wie ein Gutachten des wirtschafts- und sozialwissenschaftlichen Forschungs- und Beratungsinstituts Empirica bereits 2019 errechnet hat. Darin heißt es, dass die Gutachter mit einem kontanten Zuzug von Studenten und älteren Menschen rechnen. Jüngere Familien verdränge es eher aus der Stadt. Im Jahr 2040 könnte die 100.000-Marke schließlich geknackt werden.
Was für Folgen es hat, eine Großstadt zu sein
Aber was passiert denn eigentlich, wenn Konstanz den Status einer kleinen Großstadt erhält. Laut Definition ist eine Stadt ab 100.000 Einwohner eine kleine Großstadt. Wie groß Konstanz im Moment ganz genau ist, dazu gibt es verschiedene Zahlen. Das Statistische Landesamt weist für das Jahr 2020 genau 84.446 Einwohner aus, eine neuere Zahl hat die Behörde nicht. Die Stadt Konstanz selbst führt eine eigene Statistik. Diese kommt für 2021 auf 86.164 Einwohner (nur Hauptwohnsitze) und sogar auf 87.300 Wohnberechtigte (Haupt- und Nebenwohnsitze zusammen).
Rechnet man nun zu der aktuellen Konstanzer Zahl die potenziellen knapp 8800 neuen Einwohner dazu, geht es stramm in Richtung 95.000 Einwohner. Weit weg von der magischen Grenze ist Konstanz damit nicht mehr. Drei Punkte, die sich dann für die Stadt ändern würden:
Erstens: Es gibt mehr Geld vom Land
Die Einwohner einer Stadt sind für die Stadtverwaltungen bares Geld wert. Ja, richtig gelesen. Pro Einwohner erhält eine Stadt einen sogenannten Grundkopfbetrag vom Land Baden-Württemberg. Bei Gemeinden mit maximal 3000 Einwohnern gilt der Prozentsatz 100 Prozent.
Das heißt: Pro Einwohner gibt es 1411 Euro. Für eine Stadt mit einer Größe ab 50.000 Einwohner liegt der Prozentsatz bei 125 Prozent. Pro Einwohner gibt es also 25 Prozent mehr. Bedeutet: Die Kopfpauschale liegt bei 1763,75 Euro. Bei einer kleinen Großstadt ab 100.000 Einwohner gibt es pro Kopf 135 Prozent, in Euro ausgedrückt: 1904,85 Euro.
Zweitens: Konstanz bekommt eine Berufsfeuerwehr
Feuerwehren sind enorm wichtig. Je größer eine Stadt, desto wahrscheinlicher kann es zu Bränden oder anderen Unglücksfällen kommen. Laut dem Feuerwehrverband Baden-Württemberg richtet sich die Stärke der Berufsfeuerwehr nach der Größe der Stadt, der Anzahl der Einwohner, den vorhandenen Gefahrenlagen und auch der Leistungsfähigkeit der Feuerwehr insgesamt.

Aktuell gibt es in der Stadt und im Landkreis Konstanz Freiwillige Feuerwehren. Bis auf wenige Ausnahmen sind die Feuerwehrmänner und – Frauen ehrenamtlich dabei. Bei einer Berufsfeuerwehr sind die Einsatzkräfte aber festangestellt. Aber auch wenn es eine Berufsfeuerwehr gebe, würde es weiterhin Freiwillige Feuerwehren in der Stadt und den umliegenden Gemeinden geben. Sie würden unterstützend helfen.
Allerdings: In Städten mit weniger als 150.000 Einwohnern kann das Innenministerium Ausnahmen zulassen. Dass bei 100.000 Einwohnern zwingend eine Berufsfeuerwehr eingerichtet wird, ist also nicht vollkommen sicher.
Drittens: Das Gehalt des Bürgermeisters steigt
Ja, auch das Gehalt eines Bürgermeisters oder Oberbürgermeisters wird an die Größe der Stadt angepasst. Während in kleinen Gemeinden mit einer Einwohnerzahl unter 5000 vor allem ehrenamtliche Bürgermeister arbeiten, bekommen hauptamtliche Bürgermeister gestaffelt ihr Gehalt. Diese sind in Besoldungsgruppen nach dem Landeskommunalbesoldungsgesetz des Landes Baden-Württemberg eingeteilt.
Für eine Stadt bis 100.000 Einwohner, wie es aktuell für Konstanz gilt, ist der Oberbürgermeister in Besoldungsgruppe B7/B8 eingeteilt. Der amtierende Oberbürgermeister Uli Burchardt verdient damit monatlich 11.443,72 Euro (Grundgehalt ohne Zulagen). Denn er ist bereits in Besoldungsgruppe B8. Grund: Ab der zweiten Amtszeit fallen Oberbürgermeister automatisch in die höhere der beiden Besoldungsgruppen.

Wäre Konstanz eine Großstadt würde der Amtsinhaber in Besoldungsgruppe B9/B10 rutschen – inklusive der Gehaltserhöhung. Pro Monat fließen dann zwischen 12.135,89 und 14.285,39 Euro auf das Konto des Oberbürgermeisters.
Die Stadt gibt sich dem Gedankenspiel nicht hin
Und was sagt die Stadt Konstanz? Strebt sie danach, die 100.00-Marke bald zu knacken? Anja Fuchs, Pressesprecherin der Stadt weist darauf hin, „dass es für Konstanz derzeit kein Szenario gibt, in dem dieser Schwellwert überschritten wird.“