85 Jahre ist es nun her. Damals begann der Zweite Weltkrieg – eine der schlimmsten Zeiten der Geschichte. Um mehr darüber zu lernen, habe ich mich dazu entschlossen, der AG Erinnerungskultur an unserer Schule, dem Humboldt-Gymnasium, beizutreten. Geplant war zum Thema Holocaust eine einwöchige Fahrt nach Oswiecim – auf Deutsch: Auschwitz.
Wir haben uns vor der Reise mit der NS-Ideologie beschäftigt und zum Beispiel Berichte von Überlebenden aus den Konzentrationslagern gelesen. Am 21. September ging es dann los nach Polen. Ich wusste noch nicht, wie es werden würde, war allerdings gespannt auf all die neuen Eindrücke und all das, was wir dort erfahren würden.
Wir waren zuerst zwei Tage in Krakau, bevor wir nach Oswiecim weitergefahren sind. Dort gab es in der Jugendbegegnungsstätte gemeinsam mit griechischen Jugendlichen Workshops zur Vor- und Nachbereitung unserer Besuche in den Gedenkstätten.
Dann besuchten wir das Stammlager Auschwitz I. Dort gab es für jeden von uns Kopfhörer, und der Guide hat uns zu vielen Gebäuden Informationen gegeben. Ich fand es wirklich ziemlich erschütternd, all das zu sehen. Vor allem, weil wir einfach unbeschadet und sicher durch das Lager und durch die Gebäude laufen konnten, während zum Beispiel die jüdischen Häftlinge damals die ganze Zeit um ihr Leben fürchten und schwer arbeiten mussten.
Einige der Gebäude sind heute ein Museum, wo man die originalen Haare, Schuhe, Koffer oder Kleidung der Inhaftierten sehen kann. Das hat es nochmals realer wirken lassen, da ich mich teilweise gefragt habe, wie es denn sein kann, dass dieser Ort nun so friedlich wirkt, obwohl dort so schlimme Dinge passiert sind.

Am Tag danach waren wir dann in Auschwitz II, auch bekannt als Auschwitz-Birkenau. Das Gelände war ungefähr viermal so groß wie das andere Lager. Ich empfand den Ort diesmal noch trauriger und belastender, da ich wusste, dass es als Vernichtungslager und nicht als Arbeitslager genutzt wurde und die Menschen dort noch weniger Chancen hatten zu überleben.
Mitgenommen von der Reise habe ich, wie schrecklich es damals für die Inhaftierten war und unter welch unvorstellbar brutalen und unmenschlichen Umständen sie um ihr Leben gekämpft haben. Ich denke, dadurch, dass man persönlich dort war, erscheint einem das ganze Geschehene noch einmal realer, als wenn man nur in der Schule etwas darüber lernt.
Deshalb finde ich es wichtig, dass solche Reisen gefördert werden sollten, damit viele die Chance haben, mehr über unsere Geschichte zu lernen. Unsere Gruppe wurde dabei von der Sanddorf-Stiftung Regensburg und der Messner-Stiftung Radolfzell unterstützt. Es ist auf jeden Fall wichtig, dass wir unter keinen Umständen zulassen, dass sich die schrecklichen Dinge wiederholen.
Menschen sollten aufgrund ihrer Religion, Hautfarbe oder Herkunft niemals anders behandelt werden als andere. Leider gibt es heute trotz all der Aufklärung über die Vergangenheit Parallelen zu damals. In vielen Teilen der Welt und unserer Gesellschaft herrschen immer noch Rassismus und Diskriminierung gegenüber Mitmenschen.
Ich denke, es ist gerade deshalb wichtig, dass es Austauschprogramme zwischen verschiedenen Ländern gibt. Dadurch kann man lernen, dass wir alle nur Menschen sind und es keinen Unterschied macht, wie wir aussehen oder welche Herkunft wir haben.
Zum Beispiel habe ich mich mit einigen der Griechen angefreundet, die mit uns zusammen in Oswiecim waren. Abschließend kann ich also sagen, dass offene Grenzen zum Austausch mit anderen durchaus sinnvoll und vielleicht auch nützlich sind, um gegen Rassismus, Diskriminierung und eine Wiederholung der Vergangenheit vorzugehen.
Mara Waldheuser ist 14 Jahre alt und besucht die Klasse 9c des Alexander-von-Humboldt-Gymnasiums.
