Den 23. Juli dürfte sich Andreas Osner dick im Kalender angestrichen haben. An diesem Tag stellen sich in Heidelberg die Bewerber um die Stelle des Sozialdezernenten vor. Kürzlich hatte der derzeitige Erste Beigeordnete der Stadt Konstanz gegenüber dem SÜDKURIER sein Interesse an der Anfang 2021 frei werdenden Position bestätigt.
Finanziell würde sich der Wechsel für Andreas Osner lohnen
Klarheit wird Osner am 12. November haben, wenn der dortige Gemeinderat über die Besetzung entscheidet. Vorstellung wie Wahl finden öffentlich statt, wie Christina Euler, Sprecherin der Stadt Heidelberg, mitteilt. Andreas Osner würde durch den Wechsel mehr verdienen: In Konstanz erhält der Erste Beigeordnete gemäß Besoldungsgruppe B 5 rund 9800 Euro brutto monatlich. Die Arbeit des Dezernenten für Soziales, Bildung, Familie und Chancengleichheit in Heidelberg wird nach B 7 mit knapp 10.900 Euro vergütet.
Die Gemeinderatsfraktionen aus Konstanz reagieren auf den möglichen Abschied des Oberbürgermeister-Stellvertreters mehrheitlich mit Verständnis. Einzig die Vertreter der SPD betonen auf Anfrage des SÜDKURIER, dass sie „es begrüßen würden, wenn Andreas Osner Gelegenheit erhält, seine Arbeit in Konstanz fortzusetzen“.
SPD sieht in Osners Bilanz eine „erfolgversprechende Werbung für eine zweite Amtszeit“
Die Fraktion schreibt über den 51-Jährigen, der ebenfalls SPD-Mitglied ist: „Er hat in seinem Verantwortungsbereich als Bürgermeister viele wichtige Reformen und Veränderungen eingeleitet und umgesetzt, von denen die gesamte Stadt auf Dauer profitieren wird.“ Insbesondere loben die Sozialdemokraten die „Entwicklung leistungsfähigerer Strukturen“ in der Verwaltung. Die Bilanz des 51-Jährigen nach sieben Jahren sei „eine erfolgversprechende Werbung für eine zweite Amtszeit“.
Dass er nun in Heidelberg im Gespräch ist, sei eine „Bestätigung für seine Leistung in Konstanz„. Auch für kommunale Führungskräfte sei es legitim, sich vor Ende eines befristeten Arbeitsvertrags um Alternativen zu bemühen. Die Freie Grüne Liste (FGL) hält Osners offenen Umgang ebenso für richtig, „sein Wunsch nach einer Neuorientierung ist nachvollziehbar“. Zumal seine größten Stärken im Sozialen lägen, dem Schwerpunkt der ausgeschriebenen Dezernentenstelle in Heidelberg.
Was sagen das Junge Forum und die Linke Liste zur Nachricht?
Tatsächlich fiele das Kultur-Ressort dort weg. In Konstanz ist es eines der mit Schwierigkeiten behafteten Bereiche für Andreas Osner, geriet er doch mehrfach öffentlich mit Theater-Intendant Christoph Nix aneinander – mit dem Tiefpunkt im Umgang mit der Inszenierung des Stücks „Mein Kampf“ im Jahr 2018.
Das Junge Forum Konstanz (JFK) wünscht dem derzeitigen OB-Stellvertreter „auf seinem Weg alles Gute, wenn er sich anders oder weiterentwickeln möchte“, erklärt der Fraktionsvorsitzende Matthias Schäfer. Holger Reile (Linke Liste Konstanz) hielte einen Wechsel auf dieser Position „grundsätzlich für wünschenswert“. Mit Blick auf die Geschlechterverteilung in der Verwaltungsspitze ergänzt er: „Es darf auch gerne eine Frau sein.“
CDU und Freie Wähler halten Umgang mit der Bewerbung in Heidelberg für professionell
Roger Tscheulin, Fraktionschef der CDU in Konstanz, hält Andreas Osners frühzeitige Bekanntmachung seiner Bewerbung für „professionell und absolut verständlich, schließlich endet sein Vertrag in Konstanz im kommenden Jahr“. Sollte der Erste Beigeordnete sich nach einer Absage um eine zweite Amtszeit in Konstanz bewerben, „sollten wir nicht die beleidigte Leberwurst spielen, sondern ebenso professionell damit umgehen und ihn wie jeden anderen Bewerber auch behandeln“, sagt Tscheulin.
Ähnlich sieht es Ewald Weissschedel (Freie Wähler), der zwar „tatsächlich zunächst etwas gestutzt“ habe. „Aber dann fand ich das doch eine regelrechte Auszeichnung für Herrn Osner„. Ein solches Angebot könne man „doch wirklich nicht ausschlagen, wenn man von der zweiten in die erste Liga aufsteigen“, ergänzt er.