Rund dreieinhalb Jahre nach dem Beginn der Abrissarbeiten tut sich wieder was an der Steinstraße/Ecke Schneckenburgstraße: Dort, wo früher die Chemische Fabrik Ravensberg stand, ist ein Bagger am Werk. Offenbar steht der Start für den Bau von Wohnungen, Kita, Pflege-Wohngemeinschaft und betreutem Wohnen bald bevor. Diese Projekte sollen in mehreren Bauabschnitten umgesetzt werden. Laut Pressestelle der Stadt Konstanz sollen dort fünf Wohnhäuser mit Gewerbe- und Büroflächen und gemeinsamer Tiefgarage entstehen.

Insgesamt seien 113 Wohnungen geplant. Wie viele Einheiten dort in welcher Größe und zu welchem Preis gebaut werden, und wann die Häuser voraussichtlich bezugsfertig sind, bleibt zunächst offen: Denn die Ravensberg Wohnungsbau GmbH möchte sich nicht zum Bauvorhaben äußern.
Die Vorgaben für den Architektenwettbewerb seien aber im Einvernehmen mit dem Grundstückseigentümer, also der Ravensberg-Gruppe, entstanden, sagte Baubürgermeister Karl Langensteiner-Schönborn im Jahr 2020. Unter anderem habe man sich auf „einen großen Anteil an familiengerechten Wohnungen“ geeinigt.
Insgesamt wird auf dem Areal eine Bruttogeschossfläche von 27.600 Quadratmetern gebaut, eine beachtliche Zahl. Den ersten Preis des Realisierungswettbewerbs gewannen Krehl/Girke Architekten aus Konstanz. Sie setzen das Projekt nun auch planerisch um. Das Büro von Faktor Grün mit Büros in Freiburg, Rottweil, Heidelberg und Stuttgart gestaltet als Landschaftsplaner die Freiflächen.
Entlang der Schneckenburgstraße entstehe ein langgestrecktes, höhengestaffeltes Gebäude mit Erschließung über einen Laubengang. Überhaupt soll Grün eine wichtige Rolle spielen. Das ehemalige Pförtnerhäuschen der Chemiefabrik bleibt erhalten. Dort soll eine Bäckerei mit Café einziehen und als Treffpunkt für Bewohner und Gewerbetreibende dienen.
Ein Gerüst wirft Fragen auf
Direkt gegenüber dem Ravensberg-Gelände, an der Steinstraße 60, sorgt derweil ein seltsam anmutendes Gerüst für Fragen unter Anwohnern und Passanten. Was ist das für eine Dachkonstruktion? Auch dieses Gebäude gehört der Firma Ravensberg. Hier wird laut der Stadt Konstanz auf das vorhandene Mehrfamilienhaus ein Dachgeschoss mit vier Wohnungen aufgestockt. Dies soll in Holzbauweise geschehen.

In Sichtweite dieses Dachgebildes, in der Straße Am Briel, sollen eigentlich auch viele neue Wohnungen entstehen. Geplant ist ein zehnstöckiges Haus mit zurückgesetztem elften Geschoss. Doch auf dem großen Grundstück, auf dem einst auch eine Tankstelle stand, tut sich schon lange nichts.

Das Grün wuchert munter. Auch in absehbarer Zeit wird sich daran nichts ändern, weil das Bauen momentan zu teuer ist. Nach SÜDKURIER-Informationen liegt das Projekt aber nur auf Eis, bis die Finanzierung machbar ist.
Die neue Berufsschule wächst
Richtig viel los ist dagegen direkt neben der Ravensberg-Baustelle. Hier, nahe der Z-Brücke, entsteht das neue Berufsschulzentrum, in dem die Zeppelin-Gewerbeschule (ZGK) und die Wessenbergschule unterkommen werden. Seit Juli 2023 wird am Fundament des neuen Werkstattgebäudes für Sanitär/Heizung/Klima und Metalltechnik gearbeitet. Ab Anfang 2024 sollen die Arbeiten für das neue Zentralgebäude beginnen.

Der sukzessive Abriss und parallele Neubau einiger Gebäude folgen einem ausgeklügelten Plan, der eigentlich keinen Puffer vorsieht. Dies sagte Karin Seidel, Leiterin des Amts für Hochbau und Gebäudemanagement im Kreis Konstanz, zum Auftakt der Arbeiten. Doch nun verzögert sich der Baustart des Zentralgebäudes „aufgrund komplexer Gründungsthematiken“ um etwa drei Monate, teilt das Landratsamt auf Nachfrage mit. Dies könne jedoch in der Terminschiene des Gesamtprojekts aufgefangen werden.

Unterdessen gibt es Bemühungen, Kosten einzusparen. Denn „der Kostenrahmen von 123 Millionen Euro wurde im Mai 2022 beschlossen. Die dynamische und nicht prognostizierbare Entwicklung der Baupreise spiegelt sich auch in diesem Projekt wider“, schreibt das Landratsamt. Heißt: Die allgemeine Preissteigerung im Bausektor betrifft auch die Schulbaustelle.
Deshalb prüfen die Planer, wo gespart werden kann. Die Nachhaltigkeitsziele seien dadurch aber nicht betroffen. Dennoch macht Schulleiter Karl Knapp sich Sorgen: „Die ursprüngliche Planung für zwei Schulen, ein Kreisarchiv und ein Kreismedienzentrum umfasste Kosten von 90 Millionen Euro, der Rest ist Preissteigerung. Ich hoffe, dass am Ende nicht an der falschen Stelle gespart wird.“

Ansonsten ist er zufrieden mit dem Baufortschritt. „Der Abriss war laut, aber jetzt hören wir die Bagger kaum“, sagt Knapp. Die Schule habe derzeit viele Wanderklassen, aber das sei nicht schlimm. „Viele Eltern fragen, ob trotz der Baustelle vernünftiger Unterricht stattfinde“, sagt der Schulleiter und gibt selbst die Antwort: „Eindeutig ja! Wir haben sogar durch digitale pädagogische Konzepte Verbesserungen der Unterrichtsqualität herbeigeführt.“
Auch an der Steinstraße geht es voran
Petershausen hat noch eine weitere große Baustelle zu bieten: An der Stein- und Gottfried-Keller-Straße sind ebenfalls Bagger und Kräne am Werk. Dort entstehen später mehrere Häuser aus Holz und Recycle-Stahl mit insgesamt rund 110 neuen Wohnungen. Sie ersetzen drei Häuserzeilen (Gebäude A bis C), die fast 70 Jahre alt sind und der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) gehören.
Doch zunächst wird ein weiterer Riegel (Gebäude D) gebaut. Dort entstehen 45 günstige Wohnungen, die zunächst ausschließlich den Mietern der abzureißenden Häuser A-C angeboten werden. Der Baubeginn von Haus D erfolgte im März 2023.

„Die BImA rechnet Ende 2024 mit der Fertigstellung dieses Gebäudes, der Bau läuft nach Plan“, sagt BImA-Pressesprecher Thorsten Grützner. Danach können Mieter der Häuser A-C dorthin umziehen und ihre alten Wohnungen werden abgerissen.