Mitten in Wollmatingen wird eine größere Lücke geschlossen: In der Fürstenbergstraße 41 bis 43 ist ein großer Kran am Werk, viele Bauteile und Container stehen auf dem Grundstück. Im hinteren Teil, der in den Hang hineinragt, sind die ersten Umrisse eines neuen Gebäudes erkennbar.

Vier Flurstücke werden hier bebaut. Es entstehen vier Häuserpaare hintereinander auf einer Tiefgarage mit insgesamt 40 Einheiten. Mindestens 30 davon werden Wohnungen. Denn es ist laut Projektleiter Martin Frey noch unklar, ob im vordersten Haus Büros einziehen oder hier auch Wohnraum entsteht. Zur Straße hin, im Erdgeschoss bei der Glasfront, ist Platz für Gewerbe.

Die Grundstücke gehören Viola Fretz-Wältermann, die gegenüber das Einrichtungshaus Fretz betreibt. „Früher standen hier eine alte Schreinerei und ein Gebäude, in dem einst unser Küchenstudio untergebracht war, aber beides ist längst nicht mehr in Betrieb“, erzählt sie dem SÜDKURIER. Die Fläche war ungenutzt, doch das sollte nicht so bleiben. „Man kann in diesen Zeiten mit der großen Wohnungsnot in Konstanz nicht einfach ein Grundstück unbebaut lassen“, findet Fretz-Wältermann.
Also entschloss sie sich, entgegen dem aktuellen Trend, zu handeln. Denn gestiegene Zinsen, hohe Baukosten und langwierige Planungsverfahren sorgen derzeit dafür, dass selbst große Wohnungsbaugesellschaften und Investoren nicht mehr oder nur sehr wenig bauen.
„Da geht nicht viel vorwärts“, sagt Viola Fretz-Wältermann. „Wir merken das im Bekanntenkreis und finden auch selbst keine Wohnungen für Mitarbeiter. Es ist eine Katastrophe, dass alle ihre Bauprojekte einstellen und der Staat zuschaut.“ Deshalb sollen in Wollmatingen bewusst keine Luxuswohnungen entstehen. „Wir schaffen Wohnraum für ganz normale Bürger“, so die Volkswirtin.

Hier wird nur vermietet
Wie hoch der Quadratmeterpreis am Ende ausfällt, kann sie jetzt noch nicht sagen. „Das hängt von den Baukosten ab. Wir versuchen aber, den Preis so niedrig wie möglich zu halten.“ Alle Wohnungen sollen vermietet werden, verkauft wird nicht.
Wichtig ist der Einrichtungs-Expertin auch der Faktor Nachhaltigkeit. „Wir lassen nur Materialien mit dem höchsten Standard einbauen, damit keine Schadstoffe ins Gebäude kommen. Außerdem werden so die Heizkosten für die Mieter gesenkt“, sagt Viola Fretz-Wältermann.
Ursprünglich wollte sie die neuen Gewerbeflächen an der Straßenfront selbst nutzen, um den Verkaufsraum ihres Möbelhauses zu erweitern. Davon nimmt sie nun Abstand. „Da kann ein Friseur oder Physiotherapeut einziehen oder wer auch immer möchte“, sagt sie heute.
„Noch mehr Flächen bringen dem Handel nichts. Wir müssen optimieren, gerade in der Möbelbranche“, findet sie. „Da gibt es Flächen über Flächen, die auch alle viel Strom verschlingen. Alle müssen an einem Strang ziehen, der Umwelt zuliebe“, findet sie.

Bei den Wohnungen haben die meisten Einheiten zwei oder drei Zimmer, wenige sind größer. „Die Gebäude sind aber so geplant, dass zwei kleine Wohnungen zusammengelegt werden können“, erläutert sie. Auch an behindertengerechten Wohnraum sei gedacht. „Außerdem überlegen wir, ob wir manche Wohnungen möbliert auf Zeit anbieten, was für Menschen, die nur vorübergehend in Konstanz leben und arbeiten, auch sinnvoll sein kann.“

Projektleiter Martin Frey, der im Auftrag des Architekturbüros Bucher-Beholz in Gaienhofen arbeitet, ergänzt: „Wir legen Wert auf eine flexible Nutzung der Räume, daher arbeiten wir gern mit Stützen anstatt mit Wänden. Auch in Wollmatingen sind die Gebäude im Inneren frei von tragenden Wänden. Trennwände im Trockenbausystem sind frei verschiebbar.“
40 Einheiten in acht Baukörpern
Insgesamt sei es für die Planer ein anspruchsvolles Unterfangen gewesen, 40 Einheiten auf diesen vier Flurstücken so unterzubringen, „dass die acht Baukörper offen und durchlässig angeordnet werden und luftig erscheinen“, sagt Martin Frey.
Obwohl in der Umgebung größere Blöcke stehen, erhoben Nachbarn zu Beginn der Planungen Einsprüche, die den Baufortschritt verzögerten. „Einsprüche sind bei allen Projekten an der Tagesordnung“, sagt der Projektleiter. „Viele wollen einfach nichts vor ihrer Nase haben, egal ob Hochhaus oder Hühnerstall.“ Doch in diesem Fall seien alle Einwände abgelehnt worden.

Nun freut Viola Fretz-Wältermann sich, die Häuser täglich wachsen zu sehen. „Viele waren so negativ und haben gefragt, warum wir in diesen Zeiten ein Risiko eingehen“, sagt sie. Doch sie ist überzeugt: „Hier entsteht was Gutes für Konstanz. Viel mehr Menschen sollten soziale Verantwortung übernehmen. Es geht um die Zukunft unserer Kinder.“