Wie sicher ist die Stadt, in der man lebt? Das subjektive Gefühl der Sicherheit mit Zahlen und Statistiken objektiv zu erfassen, ist für die Polizei Alltag. In der Polizeilichen Kriminalstatistik werden Straftaten und Ordnungswidrigkeiten aufgenommen, ausgewertet und verglichen. Andreas Breuning, Leiter des Polizeireviers Konstanz, hat die Zahlen für 2021 vor dem Gemeinderat präsentiert. Auch künftige Pläne, wie Kontrollen von Fahrradfahrern, standen im Fokus.
Gesamtkriminalität unter dem Landkreisdurchschnitt
Gleich zu Beginn kann Breuning eine gute Nachricht verkünden: Im fünf Jahres Vergleich der Gesamtkriminalität befindet sich die Stadt Konstanz zahlenmäßig deutlich unter dem Durchschnitt des Landkreises. Wichtig ist hierbei, dass nur die Fälle auftauchen, die von der Polizei bearbeitet wurden, nicht die tatsächliche Kriminalitätslage.

Die Aufklärungsquote liegt bei weit mehr als 60 Prozent, „das ist ein sehr sehr guter Wert“, sagt Breuning. Beim Vergleich der Häufigkeitszahl, also die Zahl der Straftaten, gerechnet auf 100.000 Einwohner, sticht die Konzilstadt im landesweiten Vergleich doch im negativen Sinne heraus. Mit ein Grund für den hohen Wert: Fahrraddiebstähle.
Ärger bei der Fasnacht
Die Veranstaltungslage war im vergangenen Jahr überschaubar, pandemiebedingt kam dieser Bereich weitestgehend zum erliegen. Breuning spricht allerdings einen Punkt an, der deutlich heraussticht: Die Fasnacht 2022. Nur kurz vor Beginn fielen die meisten Corona-Restriktionen, der Rahmen durch geplante Veranstaltungen fehlte. „Ich fand es extrem, muss ich ehrlich sagen“, beschreibt Breuning die Lage.
Die Polizei sei nicht so gut aufgestellt gewesen, wie sie es gerne gewesen wäre. Von Donnerstagmittag bis Sonntagabend seien die Beamten fast durchgehend gefordert gewesen. Das Seenachtfest in diesem Jahr sei dagegen sehr ruhig verlaufen. Nur wenige Straftaten wurden registriert, bei der Masse an Besuchern sei die Anzahl normal.
Streitthema Fahrradfahrer
„Wenn etwas wirklich statistisch erfasst wird, dann sind es die Verkehrsunfälle“, kündigt Polizeidirektor Breuning an. Im Stadtgebiet Konstanz waren das im vergangenen Jahr 1.869. 211 davon mit Beteiligung von Fahrradfahrern – 151 davon verursacht von den Radlern. Und nahezu jeder Unfall, an dem Fahrradfahrer beteiligt sind, ist auch ein Unfall mit Personenschaden. Für die Konstanzer Polizei ist klar: Noch in diesem Jahr werden weitere Schwerpunktkontrollen gemacht. Mindestens fünf, kündigt Breuning an.
„Fahrradkontrollen sind keine Schikane“, betont der Polizeidirektor. Bei den vorliegenden Zahlen sei es mehr als gerechtfertigt, dafür Personalressourcen einzusetzen. Die Kontrollen finden in der Regel gemeinsam mit dem Kommunalen Ordnungsdienst und dem Gemeindevollzugsdienst statt. Und laut der Leiterin des Bürgeramts Gabriele Bossi ist diese Kombination auch nötig. Denn ohne die Beamten käme es häufig zu Widerständen oder sogar Drohungen seitens der Fahrradfahrer.
Knapp 1.000 Radler seien in diesem Jahr bereits bei einer Kontrolle zur Kasse gebeten worden. Die Strafen liegen laut Bossi meist zwischen zehn und 80 Euro. Die Verstöße sind zahlreich. Konstanz versteht sich als Fahrradstadt, die Radler müssen sich dennoch an Regeln halten. „Fahrradfahrer mit Handy in der Hand, das geht genau so wenig wie am Steuer eines Fahrzeugs“, sagt Breuning.
Problemzonen Herosé, Schänzle und Klein-Venedig
Drei Bereiche, in denen die Konstanzer Polizei immer wieder zu tun hat, sind der Herosé-Park, am Schänzle und Klein-Venedig. „Das sind unsere Top drei, die Schwerpunkte bilden. Das ist kein Geheimnis“, sagt Breuning. Besonders der Herosé-Park sei ein besonderer Anziehungspunkt. Allerdings: „Insbesondere reden wir da über Ordnungsstörungen, nicht über Straftaten“, sagt der Polizeidirektor. In anderen Worten: Es war laut und vermüllt.
Auf Klein-Venedig sei es im vergangenen Jahr immer wieder zu massiven Problemen bekommen. Tätergruppen aus verschiedenen Teilen des Landes, unter anderem aus der Schweiz, seien dort gezielt vorgegangen. Für die Polizei sei das ein Zeichen gewesen, so etwas dürfe sich 2022 nicht wiederholen. Und tatsächlich: „Auf Klein-Venedig war dieses Jahr gar nichts, es war total ruhig“, sagt Breuning.