Die Ankündigung eines nicht genehmigten Protestmarsches der Konstanzer Widerstandsgruppe der Letzten Generation hatte im Vorfeld für Unruhe gesorgt. Die Stadt Konstanz untersagte ausdrücklich und rechtzeitig alle nicht genehmigten Demonstrationen für den Seenachtfest-Samstag von 10 bis 24 Uhr. Die Klima-Aktivisten hat das Verbot aber nicht geschreckt. Sie fanden eine Lücke.

Es war anfangs ein Hase-und-Igel-Spiel. Mit einer Aktion wurde gerechnet. Die Polizei war aufmerksam. Tatsächlich tauchten etwa vier Personen gegen 14.30 Uhr auf dem Döbele, dem eigentlich angekündigten Startpunkt des Protestmarsches, auf. Die Polizei war vor Ort, eine Aktion der Letzten Generation blieb aus.

Ein Treffen am Herosé-Park

Gegen 15 Uhr fanden sich etwa ein Dutzend Personen der Letzten Generation am Herosé-Park ein. Polizei und Bürgeramt der Stadt Konstanz waren ebenfalls vor Ort. Und was taten die Aktivisten? Sie zogen sich bis auf ihre Badesachen aus und bestückten Schwimmnudeln mit Bannern für eine Wasser-Demo. „Auf dem Wasser dürfte es nicht verboten sein“, meinte Eileen Blum von der Letzten Generation. Gegen die Allgemeinverfügung der Stadt Konstanz wollten sie nicht verstoßen.

Die Letzte Generation zog sich aus – eine Demo der etwas anderen Art.
Die Letzte Generation zog sich aus – eine Demo der etwas anderen Art. | Bild: Aurelia Scherrer
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So wird das Verbot umgangen

„Eigentlich wollten wir nur friedlich durch die Stadt laufen und auf unser Anliegen aufmerksam machen“, sagte Eileen Blum dem SÜDKURIER. Jetzt versuchten sie es anders. „Mal gucken, was die Polizei zulässt, und ob sie uns gewähren lässt“, so Blum. Das Vorgehen der Stadt wurde von den Aktivisten kritisiert. Man habe auch versucht, der Verfügung zu widersprechen.

Ein faires Angebot

Das Anti-Konfliktteam der Polizei und Christine Bartsch vom Bürgeramt der Stadt Konstanz suchten das Gespräch mit der Letzten Generation und machten ein Angebot. Wenn die Letzte Generation einen Versammlungsleiter nennt, dann könnte eine halbstündige Schwimmaktion im Seerhein vom Herosé-Park bis zur Schänzlehalle durchgeführt werden. Ein Polizeiboot würde zur Begleitung abgestellt; zur Sicherheit der Wasser-Demo-Teilnehmer wegen des regen Schiffsverkehrs.

Eileen Blum (links) und Corina Kwiatkowski (rechts) diskutieren über das Angebot von Bürgeramt und Polizei.
Eileen Blum (links) und Corina Kwiatkowski (rechts) diskutieren über das Angebot von Bürgeramt und Polizei. | Bild: Aurelia Scherrer

„Das klingt für mich nach einem soliden Angebot“, stellte Corina Kwiatkowski fest, die sich spontan als Versammlungsleiterin bereit erklärte. „Danke für das Entgegenkommen“, meinte sie zu Polizei und Bürgeramt und fügte an: „Ich will nur, dass es keinen Stress für alle Beteiligten gibt.“

Eine Schwimmaktion im Einvernehmen

So stiegen dann gegen 16 Uhr ein Dutzend Mitglieder der Letzten Generation ins Wasser. Die Plakate, die an Schwimmnudeln befestigt waren, schwammen im Nass und waren kaum erkennbar. Aber das machte den Aktivisten nichts aus. Eine feucht-friedliche Demo ließ sich den Seerhein hinabtreiben.

Die Letzte Generation macht sich schwimmbereit.
Die Letzte Generation macht sich schwimmbereit. | Bild: Aurelia Scherrer

Konstanz hatte mit Schlimmerem gerechnet. Die Stadtwerke Konstanz warnten vorsichtshalber auf ihrer Homepage ihre Busfahrgäste vor: „Während des Seenachtfestes am Samstag, 12. August 2023, kann es zu Demonstrationen im Stadtgebiet kommen. In diesem Fall ist mit Verzögerungen und Einschränkungen im Linienverkehr der Busse zu rechen.“ Zur Verkehrsstaus kam es aufgrund der schwimmenden Demo nicht – auch nicht auf dem Seerhein.

Die Letzte Generation verlegte ihre Demo ins Wasser.
Die Letzte Generation verlegte ihre Demo ins Wasser. | Bild: Aurelia Scherrer