Luigi Pantisano und den Linken ergeht es am Samstagvormittag beim Konstanzer Wochenmarkt auf dem Stephansplatz nicht anders als den Mitbewerbern von den Grünen, der SPD, der CDU und der FDP, die ebenfalls mit Wahlständen vertreten sind. Am Nachbarstand der SPD beispielsweise gibt es Ravioli mit Gorgonzola, wofür die Menschen Schlange stehen, während SPD-Wahlkämpfer Frank Ortolf sich um die Ansprache von Marktbesuchern bemüht, um auf den letzten Metern des Wahlkampfs noch unentschiedene Wähler auf die Seite seiner Partei zu ziehen.
Bürgernähe als Markenzeichen
Am Nachbarstand der Linken gibt es Dinnele und Holzofenpizza, und der Duft zieht ebenfalls mehr Leute an als das in einem Lastenfahrrad deponierte Werbematerial der Partei. Immerhin aber muss sich Luigi Pantisano nicht mit der Ansprache herumplagen – die Leute kommen von sich aus auf den Mann zu, der vor einem Jahr Oberbürgermeister Uli Burchardt herausforderte und dem Amtsinhaber nur knapp unterlag.
In den Gesprächen am Stand der Linken geht es dabei längst nicht nur um die Bundestagswahl. Mit einer Spur klammheimlicher Freude berichtet Luigi Pantisano von einem Markbesucher, der sich als Wähler von Uli Burchardt zu erkennen gegeben habe, aber einräumte, dass er seit der OB-Wahl Luigi Pantisano öfters in der Stadt gesehen und gesprochen habe als den Amtsinhaber.
Kritik an behäbiger Politik
Woran aber liegt die hohe Präsenz des Luigi Pantisano in Konstanz? Zieht es ihn zwanghaft zurück an den Schauplatz seiner knappen Niederlage? In diesem Fall sei es sowohl das Interesse fürs Lokale wie für die Bundestagswahl, sagt er im SÜDKURIER-Gespräch. Was sein Interesse für Konstanz anbelangt, so seien im OB-Wahlkampf in der Stadt Bündnisse geschmiedet worden, die bis heute nachwirkten und nach wie vor ihre Berechtigung hätten. Wie zum Beweis macht er eine Geste in Richtung Stephansplatz: „Schauen Sie sich das an: Der Platz sollte neu gestaltet werden, aber es hat sich im vergangenen Jahr nichts getan.“
Die Frage bleibt, ob der Achtungserfolg von Luigi Pantisano sich bei der Bundestagswahl für die Partei der Linken auswirkt. „Wenn die OB-Wahl etwas gezeigt hat“, sagt das lokale Zugpferd der Linken, „dann ist es die Erkenntnis, dass es einen großen Rückhalt für linke Politik geben kann.“ Bei der Prognose zum Bundestagsergebnis gibt er sich dennoch vergleichsweise zurückhaltend. Im Wahlkreis Konstanz wäre er mit 6 Prozent zufrieden, in Konstanz könnte er sich einen Anteil von 10 Prozent der Stimmen vorstellen. Richtig spannend wird es für Luigi Pantisano allerdings erst nach der Wahl. „Wenn es für Rot-Rot-Grün rechnerisch reicht“, sagt er, „dann wird es für die SPD schwierig, ein solches Bündnis einzugehen.“