Einige von ihnen dürfen noch nicht wählen, aber ihre Stimme erheben sie dennoch. Dem Augenschein nach dürfte sich ein Viertel der rund 5000 Teilnehmer an der Fridays for Future (FFF) Demonstration in Konstanz im noch nicht wahlberechtigten Alter befunden haben.
Gegen 11.30 Uhr setzte sich am Freitag der Protestzug vom Herosé-Park in Bewegung, gut eine Stunde später wurde der Bereich beim Einkaufszentrum Lago erreicht. Hier ging ein Großteil der Demonstranten zu Boden, um so auf symbolische Weise auf die drohenden Folgen des Klimawandels aufmerksam zu machen.
Die Zusammensetzung der Teilnehmer verdeutlichte zugleich, dass Fridays for Future längst die Klassenzimmer verlassen haben und mit ihrer Argumentation Anhänger in sämtlichen Altersschichten finden. Zu sehen waren neben Studenten und jungen Erwachsenen ein vergleichsweise hoher Anteil von Menschen im mittleren Alter bis hin zu Senioren, die sich mit Gehhilfen auf die Strecke begaben.
Von der politischen Prominenz beteiligten sich die Bundestagskandidaten Sebastian Lederer (Grüne) und Sibylle Röth von den Linken an der Aktion, mit dabei war auch der bei der Konstanzer OB-Wahl dem Amtsinhaber Uli Burchardt nur knapp unterlegene Luigi Pantisano, der ebenfalls der Partei der Linken angehört.

Trotz der Nähe zu den Kernthemen der Grünen und der Partei der Linken ging es den Teilnehmern aber offensichtlich um die Botschaft, den Klimaschutz als gesamtgesellschaftliche Herausforderung zu sehen – unabhängig vom Wahlergebnis am Sonntag. So richteten sich die plakativen Forderungen weniger an der Parteipolitik, sondern ließen sich als Attacken gegen den Konjunktiv und menschliche Behäbigkeit verstehen.
Man hat offensichtlich genug vom „Könnte Hätte Wollte“ – Worte, die auf Plakaten gestrichen und durch das Tätigkeitswort „Machen“ ersetzt wurden. Dass nach Ansicht der Demonstranten die Zeit drängt, ging aus Slogans wie „Euch gehen die Ausreden aus und uns die Zeit“ hervor.
Parallel gab es ein paar Vorschläge, wie das „Machen“ konkret aussehen könnte. Die Entsiegelung jedes fünften Parkplatzes und ihres Ersatzes durch Obstbäume war den Forderungen zu entnehmen, und nur scheinbar war der skandierte Spruch, wonach es kein Recht auf Kohlebagger-Fahren gebe, spaßig gemeint.
Überhaupt sind sich die Teilnehmer der Demonstration offensichtlich der Dimension ihres Protests bewusst. Mit dem Klimaschutz geht für sie der „Global-Justice-Now“-Gedanke einher, das Engagement für die Eindämmung des Klimawandels ist – der Botschaft mehrerer Plakate zufolge – nur mit einem Systemwandel möglich.
Auffallend beim Protest waren die straffe Organisation und hohe Disziplin. Die Mitglieder des losen Verbands von Fridays for Future ordneten die Teilnehmer im Startbereich des Herosé-Parks in markierten Karrees mit begrenzter Personenzahl, die sich dann in geordneten Formationen auf den Weg begaben. Dem Augenschein nach wurden auch sonst die Corona-Schutzbestimmungen eingehalten.
Zu den Nebeneffekten der Demonstration gehörte, dass etliche Autofahrer in Sachen Klimaschutz Gelegenheit zum Nachdenken bekamen. So bildete sich durch die Demonstration auf der Reichenauerstraße ein Stau, der phasenweise von der Innenstadt bis zum Bodenseeforum reichte.