Die Konstanzer Familien haben gewählt – und im Kern sind die Anmeldungen an den weiterführenden Schulen im kommenden Schuljahr ähnlich wie in den vergangenen Jahren: Das Gymnasium bleibt mit 386 Schülern, verteilt auf vier Schulen, die beliebteste Schulart. Die Gymnasiasten machen damit über die Hälfte (56,4 Prozent) aller künftigen Konstanzer Fünftklässler aus. Auf Platz zwei liegt die Gemeinschaftsschule mit 205 Schülern, was einem knappen Drittel aller Anmeldungen entspricht.

Zusammengerechnet werden im Schuljahr 2023/24 also fast 90 Prozent aller Fünftklässler eine dieser beiden Schularten besuchen. Damit setzt sich ein Trend fort, der in den vergangenen zehn Jahren sichtbar wurde: Der Andrang auf Werkreal- und Realschule ist, bei allen Schwankungen in der Statistik, tendenziell rückläufig.
Die einzig verbliebene Realschule (an der Geschwister-Scholl-Schule) nimmt im kommenden Schuljahr 74 Kinder in drei Klassen auf. Sehr wenige Anmeldungen hat die Werkrealschule Berchen mit 18 Schülern. Steuert Konstanz auf ein zweigliedriges Schulsystem aus Gymnasium und Gemeinschaftsschule zu?
Bald nur noch zwei Schularten?
„Die Zahlen lassen dies vermuten, aber für die Schullandschaft und die Familien wäre es besser, eine größere Auswahl zu haben“, meint Charlotte Dreßen, Leiterin der Gebhardschule. Und Stephanie Ball, Rektorin der Berchenschule, betont immer wieder, dass sich ihre Werkrealschulklassen in den oberen Jahrgängen zuverlässig mit Schülern füllen, die von anderen Schulen wechseln wollen. „Die Familien brauchen eine Wahlmöglichkeit“, meint auch sie. Aus den ursprünglich 12 Anmeldungen fürs aktuelle Schuljahr seien im Nachhinein noch 19 Kinder geworden.

Obwohl die Tendenz in Sachen Schularten eindeutig ist, lassen sich beim Blick auf einzelne Schulen zwei Besonderheiten aus der Statistik herauslesen: Die Gebhardschule hat deutlich weniger Anmeldungen als fürs aktuelle Schuljahr, dafür hat das Ellenrieder-Gymnasium einen großen Sprung nach oben gemacht.
Die Gemeinschaftsschule Gebhard unterrichtet derzeit die Rekordzahl von 197 Schülerinnen und Schülern in Jahrgang 5, das sind acht Klassen. Fürs kommende Schuljahr wählten 168 Familien die Gebhardschule, was trotz des Rückgangs immer noch zu sechs Eingangsklassen führt.

„Die Aufnahme der acht Züge war ganz klar eine Ausnahmesituation“, sagt Schulleiterin Charlotte Dreßen. „Unser Ehrgeiz ist es nicht, immer höhere Anmeldezahlen zu haben. Wichtig ist uns, dass sich die Kinder an der Schule, an der sie angemeldet werden, wohl fühlen und schulisch gut entwickeln.“
Frank Schädler, Leiter des Konstanzer Amts für Bildung und Sport, erklärt die aktuelle Anmeldezahl an der Gebhardschule „mit natürlichen Schwankungen, die seit vielen Jahren auch an den Gymnasien zu beobachten sind“. Er ist ebenfalls froh über die etwas geringere Nachfrage an der Gebhardschule ab September: „Räumlich sind wir an der Kapazitätsgrenze angekommen“, so Schädler.
Neue Gemeinschaftsschule mit stabilen Zahlen
Die neue Lotte-Eckener-Gemeinschaftsschule besuchen aktuell 37 Kinder in zwei fünften Klassen; exakt genauso viele sind dort fürs kommende Schuljahr angemeldet. Bei den Gymnasien ragt besonders das Ellenrieder heraus: Am Anmeldestichtag 8. März 2023 hatten sich 129 Familien für diese Schule entschieden; im Vorjahr waren es zu demselben Zeitpunkt nur 82.
Rektorin Hanna Schönfeld erklärt den aktuellen Ansturm unter anderem mit einem „wellenähnlichen Rhythmus“: Das Ellenrieder musste vor neun, acht und sieben Jahren viele Kinder abweisen (12, 22, 40). „Danach kamen drei Jahre, in denen Eltern sich nicht in die Gefahr einer Abweisung bringen wollten“, so Schönfeld. Sie meldeten ihre Kinder an einer anderen Schule an. „Anschließend folgten die Corona-Jahre ohne Schulhausbesichtigungen in Präsenz und nun, nach Ende der Pandemie, sind wir wieder bei 120 Aufnahmen.“

Auch bei den ursprünglich nur 82 Anmeldungen fürs laufende Schuljahr blieb es nicht: „Im Nachgang kamen noch einige Anfragen durch Zuzüge und Wechselwünsche“, sagt Hanna Schönfeld. „Letztlich sind wir derzeit also nicht weit weg von den üblichen Zahlen.“
Durch nachträgliche Anmeldungen und Umzüge verschoben sich auch in diesem Jahr die Zahlen erneut – und sie werden sich bis September nochmal leicht ändern. Außerdem mussten am Ellenrieder-Gymnasium Schüler abgelehnt und auf andere Schulen verteilt werden.
Wie reagieren Eltern und Kinder in solchen Fällen? „Die Familien, deren Kinder wir leider nicht aufnehmen konnten, haben in Konstanz sehr gute Alternativen“, sagt Ellenrieder-Schulleiterin Hanna Schönfeld. „Man kann bei den zur Verfügung stehenden Gymnasien letztlich keine falsche Entscheidung treffen, zumal wir alle vieles gemeinsam haben.“
Bei ausführlichen Gesprächen mit den betroffenen Familien sei sie auf viel Verständnis gestoßen. „Ich glaube, dass sich alle gut mit der Situation arrangiert haben“, meint sie.