Kinder in zehn städtischen Kindertageseinrichtungen werden ab September 2023 nur noch einmal Fleisch oder Fisch pro Woche essen. Dies sieht die Ausschreibung für Mittagessen vor, die die Stadt veröffentlicht hat. Grund für die neue Ausrichtung ist die Umsetzung des Klimaschutzstrategiepapiers, dem der Gemeinderat zugestimmt hat.
In einem Elternbrief wurden die Familien kürzlich informiert. Sabine Haag, Leiterin der städtischen Abteilung Tagesbetreuung für Kinder im Sozial- und Jugendamt schreibt, das Klimaschutzpapier sehe vor, dass die „Verpflegung in Gemeinschaftseinrichtungen (wie Kita, Schule und städtische Kantinen) zum Ziel hat, bis 2025 mit 40 Prozent veganem, 40 Prozent vegetarischem Essen und 20 Prozent Fleisch-/Fischanteil im Essen die Ernährung klimafreundlich zu gestalten.“
Deshalb können die betroffenen Kitas ab Herbst nicht mehr zwischen zwei Menülinien – vegetarisch oder teilweise fleisch- oder fischhaltig – wählen, sondern es wird künftig nur noch ein Angebot mit vegetarischem oder veganem Essen an fünf Tagen in der Woche geben. An einem Tag kommt ein Fleisch- oder Fischgericht als Alternative dazu.

Welche Anbieter bei der Ausschreibung ins Rennen gehen, ist offen. „Aufgrund der Auftragssumme muss die Ausschreibung gemäß den gesetzlichen Vorgaben europaweit erfolgen“, teilt die städtische Pressestelle mit. Jeder Interessent könne sich bewerben und müsse selbst entscheiden, ob er die geforderten Kriterien erfüllt.
Wird das Essen für Eltern günstiger?
Für die Konstanzer Eltern stellt sich vor allem eine Frage: Wird das Mittagessen günstiger, wenn deutlich weniger Fleisch und Fisch angeboten wird? Dazu äußert sich die Stadt auf Nachfrage nicht. „Da es sich um ein laufendes EU-Verfahren handelt, dürfen wir dazu keine Auskünfte geben“, heißt es lediglich.
Offen bleibt auch die vom SÜDKURIER gestellte Frage, wann das Essen an städtischen Schulen und Kantinen auf mehr veganes und vegetarisches Essen umgestellt wird und ob es schon Gespräche mit Apetito und den anderen aktuellen Anbietern gibt, ob sie diese Vorgaben umsetzen könnten.
Die Befürchtung vieler Eltern, dass der Essenspreis trotz der Umstellung weiterhin bei 90 Euro pro Monat und Kind bleibt oder sogar steigt, ist nicht unbegründet. So sagt Heike Kempe vom Vorstand des Gesamtelternbeirats (GEB) der Konstanzer Kitas: „In Freiburg hat Ende des vergangenen Jahres die Umstellung beim Kita- und Grundschulessen auf rein vegetarisch in städtischen Einrichtungen für reichlich Zündstoff gesorgt. Das war auch dem Umstand geschuldet, dass trotz des Wegfalls des hohen Kostenfaktors Fleisch die Preise für das Kitaessen trotzdem noch angehoben wurden.“
Der Konstanzer Essensbeitrag „liegt aus unserer Sicht schon im oberen Bereich“, sagt Heike Kempe. „In Marbach und Gerlingen beispielsweise zahlen die Eltern für das Kitaessen 60 Euro. Die städtischen Kitas in Stuttgart können das Mittagessen für 70 Euro anbieten, ebenso die Kitas in Freiberg am Neckar und Waldkirch. In Singen kostet das Kitaessen zwar auch 90 Euro im Monat, aber dafür sind in dem Betrag nicht nur das Mittagessen, sondern auch das Frühstück und Snacks enthalten.“

Gut findet Heike Kempe auch, dass der Essensbeitrag in Singen für die Kitas aller Träger derselbe ist. Das wünscht sie sich auch für Konstanz. Am Wichtigsten aber ist es ihr, dass die Elternvertreter der städtischen Kitas bei der Suche nach einem neuen Essenslieferanten ins Auswahlverfahren eingebunden werden. Tatsächlich hat der Gemeinderat beschlossen, dass es bald ein Probeessen mit unterschiedlichen Anbietern geben wird. Dabei sitzen Kinder, Erzieher sowie Elternvertreter der zehn betreffenden Kitas in der Jury.
Auch wenn Anbieter und Preis offen sind, steht eines schon fest: Die Mahlzeiten werden weiterhin warm angeliefert und in den Einrichtungen bis zum Verzehr warmgehalten. Selbst zu kochen oder tiefgekühltes Essen vor Ort aufzuwärmen, ist nicht möglich. Sabine Haag vom Sozial- und Jugendamt schreibt an die Eltern: „Wir alle kennen die Kritiken am Gehalt einer Zubereitung, wenn sie einer gewissen Warmhaltungsphase unterliegt. Dennoch ist diese Form der Verköstigung derzeit leider nicht zu ändern.“

Was passiert mit übrig gebliebenem Essen?
Auf SÜDKURIER-Nachfrage präzisiert die Pressestelle, dies liege am Platzmangel in den Kitas und an Klimaschutzvorgaben, außerdem bräuchte es bei anderen Formen der Zubereitung zusätzliches Personal.
Ein besonderes Anliegen hat Heike Kempe noch: „Was passiert mit übrig gebliebenem Essen? Uns ist es wichtig, dass möglichst wenig weggeworfen wird“, sagt die Mutter. „Wir wurden schon gefragt, ob es nicht möglich wäre, dass nicht verzehrtes Mittagessen von den Eltern mit nach Hause genommen werden kann. Das möchten wir gerne aufgreifen und im nächsten Gespräch mit Stadt und Trägern besprechen.“