Gut gelaunt sitzt Nicole Buchholz in ihrer Küche und strahlt. Hinter ihr liegt keine einfache Zeit, schließlich schloss sie das Gasthaus „Löwen“ in der Wollmatinger Ortsmitte, weil ein neuer Investor das Areal gekauft hatte und darauf neue Wohnungen bauen möchte. Doch die 52-Jährige ist kein Mensch, der schnell aufgibt.

Seitdem ist als Angestellte der Spitalstiftung arbeitet, hat Nicole Buchholz mehr Zeit für sich selbst und ihre Familie.
Seitdem ist als Angestellte der Spitalstiftung arbeitet, hat Nicole Buchholz mehr Zeit für sich selbst und ihre Familie. | Bild: Kirsten Astor

Sie veranstaltete Ende Dezember 2023 eine Grillparty für ihre Stammgäste, erhielt viele Blumen, Gutscheine und Wein geschenkt und verdrückte auch ein paar Tränen. Dann räumte sie ihre Einrichtung aus, brachte alles zum Wertstoffhof und übergab Gebäude und Schlüssel an die neuen Eigentümer, die Firma R&H Baukonzept aus Singen. Nun, zweieinhalb Monate nach dem Umbruch, hat sie ihr Leben neu sortiert.

Auf die Frage nach ihrem Befinden sagt Nicole Buchholz überzeugt: „Gut, sehr gut sogar!“ Gar keine Sehnsucht nach der Gastronomie, nach dem „Löwen“? „Nein“, sagt Buchholz. „Ich bin hart im Nehmen und habe mit diesem Kapitel abgeschlossen, obwohl ich gern weitergemacht hätte. Aber jetzt habe ich zum ersten Mal seit vielen Jahren ein Leben neben der Arbeit.“

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Endlich mal wieder freie Abende und Wochenenden, ein geregelter Alltag und nicht mehr die Verpflichtungen der Selbstständigkeit – die 52-Jährige genießt den neuen Abschnitt. Dass sie nach der Schließung ihres Gasthauses plötzlich ohne Einkommen dastehen würde, darüber hatte sie sich noch nie Sorgen gemacht. „Im Moment werden überall Leute gebraucht“, so die gelernte Bäckereifachverkäuferin.

Nette Kollegen und traumhafte Arbeitszeiten

Sie erfuhr, dass die Konstanzer Spitalstiftung ebenfalls Personal sucht, und reichte ihre Bewerbung ein. „Ich habe einen Tag zur Probe gearbeitet und es hat gepasst“, erzählt sie. Nicole Buchholz arbeitet nun Vollzeit in der Küche des Pflegeheims Haus Urisberg.

„Meine Kollegen sind sehr nett und die Arbeitszeiten traumhaft“, schwärmt sie. Zwar muss sie nun um halb fünf Uhr morgens aufstehen, hat aber schon am frühen Nachmittag Feierabend. „So kann ich jeden Tag noch bei meinen vier- und sechsjährigen Enkeln vorbeischauen.“

(Archivbild) Ein Foto aus vergangenen Zeiten: Nicole Buchholz im Gasthaus „Löwen“, kurz vor der Schließung. Mit dieser Ära ...
(Archivbild) Ein Foto aus vergangenen Zeiten: Nicole Buchholz im Gasthaus „Löwen“, kurz vor der Schließung. Mit dieser Ära hat sie nun abgeschlossen, auch emotional. | Bild: Kirsten Astor | SK-Archiv
Nach dem Ende des Gasthauses „Löwen“, in dem Nicole Buchholz 28 Jahre lang arbeitete, gönnte sie sich erstmal einen Urlaub ...
Nach dem Ende des Gasthauses „Löwen“, in dem Nicole Buchholz 28 Jahre lang arbeitete, gönnte sie sich erstmal einen Urlaub mit ihrem Mann auf Teneriffa. Nun ist sie zurück und genießt ihr neues Leben. | Bild: Kirsten Astor

Besonders freut Nicole Buchholz sich über die neuen Möglichkeiten der Freizeitgestaltung. „Mittags mal einen Kaffee trinken oder abends Billard spielen, das ging früher alles nicht“, sagt sie ehemalige Wirtin und ergänzt: „Von der Gastronomie habe ich erstmal die Schnauze voll!“

Sie würde sich höchstens darauf einlassen, irgendwo mal auszuhelfen. Ansonsten will sie sich ihre Freiheiten so schnell nicht mehr nehmen lassen. „Ich wusste gar nicht, dass das Leben so schön sein kann!“, sagt sie und lacht.

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