Für viele Wollmatinger Bürger war es eine traurige Nachricht, dass das Gasthaus Löwen in der Ortsmitte abgerissen werden soll. Sie verlieren einen Ort des Austauschs, des geselligen Beisammenseins. Auch Wirtin Nicole Buchholz muss sich nach 28 Jahren beruflich neu orientieren. Die Frage ist nun: Wie geht es auf dem Areal weiter?

Der neue Singener Eigentümer von R&H Baukonzept, der das Gasthaus samt Nebengebäuden und großem Biergarten ersteigert hat, gibt öffentlich noch keine Pläne bekannt. Doch dass sich dort etwas tun wird, bestätigt nun auch die Stadt Konstanz auf SÜDKURIER-Nachfrage.
Eine Bauvoranfrage liege zwar nicht vor, schreibt die Pressestelle. Doch in der Sitzung des Gestaltungsbeirats am 6. Dezember soll erstmals eine konkrete Planung vorgestellt werden. Dann wird auch klar, ob die Eigentümer ebenfalls die Nachbargebäude an der Litzelstetter Straße 2 und 4 abreißen wollen.
Im Gestaltungsbeirat beschäftigen sich Sachverständige für Architektur, Stadtplanung und Landschaftsarchitektur sowie ausgewählte Stadträte mit städtebaulich bedeutenden Bauprojekten. Ihr Ziel ist es, eine „Steigerung der Planungs- und Baukultur zu erreichen und städtebaulichen und architektonischen Fehlentwicklungen vorzubeugen“, heißt es in einem Informationsflyer.
Sorge um die Wollmatinger Mitte
In der Tat haben die Wollmatinger Sorge, dass sich das Bild ihrer Ortsmitte negativ entwickeln könnte. Denn schräg gegenüber dem „Löwen“ liegt das Gasthaus „Linde“, das ebenfalls abgerissen werden soll, genauso wie die benachbarte Bäckerei im Fachwerkhaus. Das Areal soll mit Wohn- und Geschäftshäusern überbaut werden.
Damit nicht überall große Wohnblocks in die Höhe wachsen, forderten Stadträte der Freien Grünen Liste (FGL) und der Linken Liste (LL) die Aufstellung eines Bebauungsplans für die Wollmatinger Dorfmitte. Mit nur einer Stimme Mehrheit im Gemeinderat wurde dem Antrag zugestimmt.
Der Bebauungsplan soll dafür sorgen, dass neue Gebäude sich in Sachen Baufenster, Höhe und Dachform an den Bestandshäusern orientieren müssen. Die Bäume im „Löwen“-Biergarten müssen erhalten bleiben.
Doch auch hier brauchen die Bürger noch Geduld, bis sie wissen, was anstelle des Löwen gebaut werden darf. „Das Bebauungsplanverfahren Ortsmitte Wollmatingen ist noch nicht abgeschlossen“, so die städtische Pressestelle. Sie hat auch keine Informationen dazu, wann die Abbrucharbeiten beginnen.

Die letzte Hoffnung mancher Löwen-Liebhaber, dass das alte Haus vielleicht unter Denkmalschutz stehen könnte, zerschlägt sich ebenfalls. Nach einer Prüfung steht jetzt laut Pressestelle fest: „Das Gebäude ist in denkmalschutzrechtlicher Hinsicht zwar erhaltenswert, stellt aber trotzdem kein geschütztes Kulturdenkmal dar. Ein geplanter Abbruch wäre daher nicht zu verhindern.“
So bleibt Wirtin Nicole Buchholz nur, den Betrieb abzuwickeln. Sie öffnet ihre Türen ein letztes Mal am Sonntag, 17. Dezember. Dann ist der Gasthof Geschichte – und sicher Teil vieler Geschichten, die sich die Wollmatinger noch lange erzählen werden.