Herr Harsch, machen Sie auch eine Sommerpause?
Frank Harsch: Ich habe auch Sommerferien. Dieses Jahr geht es in den hohen Norden. Urlaub muss schon auch sein. Ich habe einen riesigen Stapel an Zeitungen und Zeitschriften zum Abarbeiten. Und dann sollte auch mal Zeit sein für ein Buch.
Es ist der zweite Sommer für Sie als Engener Bürgermeister. Wie würden Sie Ihre bisherige Amtszeit zusammenfassen?
Harsch: Ich würde sagen, es ist immer Arbeit da und langweilig wird es nie. Es gibt als Engener Bürgermeister sehr viele Themenfelder, die erst einmal gar nicht so ersichtlich sind. Zum Beispiel die Stadtwerke oder auch die Sparkasse, wo ich jeweils im Aufsichtsrat/Verwaltungsrat bin.
Und dann gibt es riesige Projekte in der Stadt, wie den Breitbandausbau, die Stadtsanierung, Kornhaus, Stadion, Hochwasserschutz, den Kindergarten-Neubau oder auch die Kinderbetreuung, um nur ein paar zu nennen. Da kann man nicht irgendwann dran, das muss gleich passieren. Und das immer mit dem unmissverständlichen Sparzwang, der da ist.
Engen hat viele und teils große Projekte vor sich. Gleichzeitig haben sich der Rat und die Verwaltung einen eisernen Sparwillen auf die Fahnen geschrieben. Wie steht es um die neu gegründete Haushaltskommission?
Harsch: In diesen Tagen kam die Haushaltskommission zum ersten Mal zusammen. Wir wollen gemeinsam auf mögliche Spar- und Einnahmeneffekte schauen. Und wir müssen auch die freiwilligen Aufgaben der Stadt durchleuchten. Es wird die Frage sein, ob wir hier nicht Anpassungen vornehmen können. Die Priorisierung der Projekte in der Stadt entsteht vor allem durch die Vorgaben bei Fördermitteln und schlicht die absolute Notwendigkeit der Projekte.
Kommen wir zu den Investitionen. Eine Mammutaufgabe ist das Sanierungsgebiet Bahnhof und Breitestraße mit Altstadt. Wann rollen die ersten Bagger?
Harsch: Es geht noch in diesem Jahr los und zwar mit dem Parkplatz an der Eselsbrücke. Danach geht es an den Bahnhof und dann an die Breitestraße. Der Zeitplan ist gesetzt. Das Wichtigste ist, dass wir jetzt anfangen. Das wird eine sehr große Baustelle, eine Mega-Baustelle.
Wird in diesem Zug auch etwas an dem in die Jahre gekommenen Bahnhofgebäude gemacht?
Harsch: Was mit dem Bahnhofsgebäude passiert, ist in der Ideenfindung. Aber auch das soll einer öffentlichen Nutzung zugeführt werden, vielleicht auch für Vereine. Wir sind offen für Ideen. In fünf Jahren wird es in dem Bereich Bahnhof und Breitestraße ganz anders aussehen als heute. Und ich bin mir sicher, dass sich das positiv auf alles drumherum auswirken wird. Ich freue mich, dass man in Engen einige Bagger sieht und auch schon gesehen hat. Das ist ein Zeichen von Transformation in die Zukunft.
Zum Sanierungsgebiet gehört auch das Kornhaus. Dessen Sanierung und Ausbau wurden zuletzt im Gemeinderat sehr unterschiedlich bewertet. Sie positionieren sich klar für die Sanierung und auch den Ausbau. Warum genau?
Harsch: Wir haben zwei verschiedene Varianten. Man muss dieses Projekt Schritt für Schritt angehen. Erst einmal wollen wir mindestens den Ausbau im Erdgeschoss machen. Dieser Schritt lässt die weitere Entwicklung im Obergeschoss offen. Mit dem Ausbau im Erdgeschoss würde zum ersten Mal nach 50 Jahren etwas im Kornhaus bewegt werden.
Auch wenn man die 1b-Variante mit dem kleinen Ausbau nicht will. Irgendwas müssen wir machen. Natürlich könnte man auch nur Maßnahmen zur Sicherung des Denkmals ergreifen. Dafür würde es aber keinerlei Fördergelder geben und letztlich keine Nachhaltigkeit für unsere Altstadt Engen bedeuten.
Obwohl das schon länger im Raum steht, war die Frage, ob die Bibliothek in das sanierte Kornhaus einziehen könnte, kein Thema. Wie steht es darum, ist das noch möglich?
Harsch: Uns schwebt vor, mit dem Ausbau unten auch die Statik so zu berücksichtigen, dass man hinterher theoretisch und praktisch baulich alles machen kann. Theoretisch auch die Unterbringung der Bibliothek. Aber kommt Zeit, kommt Rat. Ich glaube, wir machen alles richtig, wenn wir den unteren Bereich erst einmal sanieren würden. Allein die Lage vom Kornhaus ist so zentral, dass man etwas machen muss. Aber eines bleibt trotzdem immer klar, es muss alles bezahlt werden.
Die Menschen in den Engener Ortsteilen beschäftigt die Frage nach der Sanierung der Bürgerhäuser. Wie sieht es damit aus?
Harsch: Wir müssen auch die Bürgerhäuser sanieren. Die sind in der mittelfristigen Planung mit drin. Nochmal zurück zum Kornhaus. Da haben wir jetzt einfach zeitlichen Druck wegen der Förderung von 51 Prozent. Aber klar müssen auch die Bürgerhäuser mittelfristig gemacht werden.
Ein anderes Thema, was gerade den Anselfingern unter den Nägeln brennt ist die Frage nach dem Fortbestand der Feuerwehr-Abteilung. Wann soll die endgültige Entscheidung hierzu fallen?
Harsch: Im Herbst. Strukturell soll hier eine Neuaufstellung stattfinden. Es ist wichtig, dass man die Feuerwehr nachhaltig aufstellt und effektiv einsetzen kann. Die feuerwehrstrategische Ausrichtung und die zwingend notwendige finanzielle Förderung vom Land sind essentielle Beweggründe für die Neuausrichtung. Aber auch die kulturellen und kameradschaftlichen Gesichtspunkte dürfen bei der Feuerwehr zurecht niemals vergessen werden. Wir haben ein nachhaltiges Konzept entwickelt, das alle Gesichtspunkte umfassend berücksichtigt.