Anwohner und Spaziergänger reiben sich verwundert die Augen: Offenbar wurde das Fachwerkhaus am Löwenbrunnen frisch angestrichen, Handwerker gehen dort ein und aus. „Wird das Haus doch nicht abgerissen?“, ruft eine Passantin einem Nachbarn zu, der auf dem Balkon steht.

Nein, wird es nicht, zumindest vorerst nicht. Das sanierungsbedürftige Gebäude bleibt vorerst fünf weitere Jahre stehen, genauso wie das ehemalige Gasthaus „Linde“. Beide Häuser sollten eigentlich längst abgerissen sein. Patrik Dirks und seine gleichnamige Immobiliengesellschaft haben Pläne, hier zwei moderne Wohn- und Geschäftshäuser zu errichten, mit Gastronomie im Erdgeschoss.
„Die Baugenehmigung haben wir und standen schon in den Startlöchern“, sagt Geschäftsführer Patrik Dirks. „Doch derzeit ist der Zins so hoch, dass Bauen zu teuer ist. Deshalb habe ich mehrere Bäcker angesprochen, ob sie Interesse an den Räumen im Fachwerkhaus haben.“ Einig wurde er sich mit Marc Schneckenburger und dessen Tuttlinger Bäckereikette.
Handwerker bauten jüngst eine Theke ein, die bereits fünf Jahre in einer anderen Filiale im Einsatz war und in Wollmatingen ein zweites Leben erhält. „Wir haben außerdem Trockenbauwände eingezogen, gefliest und neue Geräte wie Spülmaschine und Ofen gekauft“, sagt Marc Schneckenburger.

Die Bäckerei wird auch ein Café mit zehn Sitzplätzen im Inneren beherbergen, weitere Bestuhlung für den Außenbereich ist geplant. Die Eröffnung soll in der ersten Märzwoche erfolgen. Das Personal für die neue Filiale sei zu 80 Prozent gefunden, sagt Eigentümer und Geschäftsführer Marc Schneckenburger, ergänzt aber: „Wie alle suchen wir aber immer neue Mitarbeiter.“
Da auch er die Erfahrung gemacht hat, dass die Anstellung neuer Kräfte in Konstanz oft an bezahlbarem Wohnraum scheitert, hat er über der Wollmatinger Bäckerei auch noch eine Wohnung gemietet. Dort können drei Mitarbeiter in einer Wohngemeinschaft leben.
Die „Linde“ bleibt auch erstmal stehen
In der benachbarten „Linde“ zog ebenfalls neues Leben ein: Laut Patrik Dirks wurden die ehemaligen Hotelzimmer saniert und vermietet, ebenfalls für fünf Jahre. „Im Erdgeschoss zieht wahrscheinlich eine neue Gastronomie ein“, so Dirks. Er habe aber weiterhin Interesse an der Bebauung des Areals. „In fünf Jahren schauen wir, ob das Bauen wieder bezahlbar ist. Wichtig ist zunächst, dass Wollmatingen wieder eine Bäckerei mit Treffpunkt bekommt.“
Bäcker Peter Kopp, der seine Filiale im Fachwerkhaus an der Kindlebildstraße kurz vor Weihnachten 2023 schloss, tat dies „mit Herzschmerz“. Doch die Investition in das baufällige Haus hätte sich für ihn nicht gerechnet. Er verlängerte den Pachtvertrag nicht und zog stattdessen vor vier Wochen in die ehemalige Filiale der Paradiesbäckerei in der Brauneggerstraße. „Mit Wollmatingen habe ich abgeschlossen und schaue nach vorne“, sagt Kopp. „Die Kunden nehmen unsere neue Filiale auch gut an.“