Renate und Bernd Hannemann kommen gerade aus dem Urlaub zurück. Zehn Stunden Autofahrt haben sie hinter sich und wollen nur noch eines: nach Hause! Doch nicht nur die Zufahrt in die Schulthaißstraße, wo sich ihre Wohnung befindet, ist gesperrt, schon die Grenzbachstraße ist abgeriegelt. „Barken, Poller und niemand da, den wir hätten fragen können“, berichtet Bernd Hannemann. Über die Europastraße in die Gartenstraße? Auch Fehlanzeige. Und jetzt?

Blick von der Schulthaißstraße auf die Absperrsituation in der Grenzbachstraße.
Blick von der Schulthaißstraße auf die Absperrsituation in der Grenzbachstraße. | Bild: Aurelia Scherrer

„Wir sind dann über die neue Rheinbrücke, Reichenaustraße über die alte Rheinbrücke in die Laube. Da war Stau auf beiden Spuren ab der 90-Grad-Kurve“, schildert Hannemann. Eine halbe bis dreiviertel Stunde habe Familie Hannemann für den Weg gebraucht, für den sie sonst zwei Minuten bräuchte. „Man fühlt sich ausgesperrt und nicht wahrgenommen“, findet Renate Hannemann. Ihr Mann fügt an: „Man hat das Gefühl, dass man als Einwohner, als Bürger der Stadt, ausgesperrt wird.“

Seit den Bauarbeiten am Bahnhofplatz kommt es in der Laube zu erhöhtem Verkehrsaufkommen und zu Stausituationen.
Seit den Bauarbeiten am Bahnhofplatz kommt es in der Laube zu erhöhtem Verkehrsaufkommen und zu Stausituationen. | Bild: Scherrer, Aurelia

Kein Verständnis für Rasenmähermethode

Beide haben Verständnis, dass Touristen Konstanz attraktiv finden, zumal die Stadt gerade auch vom Tourismus lebe. Sie haben auch Verständnis, dass die Stadt bei hohem Verkaufsaufkommen Maßnahmen zur gezielten Verkehrsleitung ergreift. Kein Verständnis haben sie für diese „Rasenmähermethode“.

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Die Stadt solle auch „die hier wohnenden Autofahrer auf dem Schirm haben“, so Renate Hannemann. Auf die Einwohner passe das Konzept des P+R nicht. Oder wie Renate Hannemann sagt: „Ich will nicht auf den P-R gelenkt werden“, sondern das Auto in der heimischen Tiefgarage abstellen. Zumal sie es nicht oft brauchen, weil sie zumeist mit dem Fahrrad unterwegs seien.

Bernd Hannemann wohnt in der Schulthaißstraße. Normalerweise hätte er nur zwei Minuten für seinen Heimweg gehabt. So musste er fast eine ...
Bernd Hannemann wohnt in der Schulthaißstraße. Normalerweise hätte er nur zwei Minuten für seinen Heimweg gehabt. So musste er fast eine Dreiviertelstunde Umweg fahren. Er fühlt sich als Bürger aus seinem Quartier ausgesperrt. | Bild: Aurelia Scherrer

Sie haben sich wirklich geärgert, dass sie mit der Kirche ums Dorf fahren mussten, bis sie endlich zu Hause waren. Am nächsten Tag hat Bernd Hannemann an die Stadt geschrieben, die Situation geschildert und sich beschwert. Von der Antwort seitens des Bürgeramts/Straßenverkehr waren er und seine Frau enttäuscht. Hierin heißt es: „Das Verkehrskonzept für die Abwicklung von sogenannten Verkehrsspitzentagen in Konstanz ist in Zusammenarbeit mit den verschiedensten Fachstellen und Behörden intensiv erarbeitet und aufwendig zusammengestellt worden. Die koordinierende Federführung hat hierbei die Marketing und Tourismus Konstanz (MTK).“

Bürgeramt äußert Bedauern

Weiter heißt es in dem Antwortschreiben des Bürgeramts/Straßenverkehr: „Dass es bei einer solch komplexen, umfassenden und weitreichenden Verkehrssteuerung auch manchmal einzelne Punkte geben mag, die nicht überall auf uneingeschränkte Zustimmung stoßen, ist natürlich bedauerlich, jedoch auch selbsterklärend.“ Und weiter: „Wir sind jedoch selbstverständlich jederzeit bereit, immer dazuzulernen und noch ein Stückchen besser zu werden. Sollte es Maßnahmen geben, die bei der Abwicklung der großen Verkehrsmengen praxistauglich umsetzbar sind, so werden diese natürlich umgesetzt.“

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Bei dieser Antwort fühlt sich die Familie Hannemann nicht ernstgenommen und das Gefühl des Ausgesperrt seins verstärkt sich weiter, wenn „man nicht zur eigenen Wohnung kommt“, so Bernd Hannemann, der anfügt: „Ich würde mir intelligentere Lösungen wünschen. Ein Schild ‚Anwohner frei‘ wäre ein Symbol oder ein Verkehrskadett, der Anwohner durch die Absperrung lässt.“ Dies seien Kleinigkeiten, die sofort umsetzbar seien und viel bewirken würden.

Warum geht das nicht?

Warum werden keine Verkehrskadetten oder andere berechtigte Personen abgestellt, die den Anwohnern die Zufahrt ermöglichen? Auf SÜDKURIER-Nachfrage antwortet Benedikt Brüne, Pressesprecher der Stadt Konstanz: „Die Verkehrskadetten dürfen nur Barrieren stellen und abbauen, nicht in den fließenden Verkehr eingreifen. An der Schulthaißstraße ist eine Zufahrt von der Grenzbachstraße möglich.“

Bewohner des Paradieses, die von der Europastraße in die Grenzbachstraße fahren, können aufgrund dieser Absperrbaken nicht in die ...
Bewohner des Paradieses, die von der Europastraße in die Grenzbachstraße fahren, können aufgrund dieser Absperrbaken nicht in die Schulthaißstraße einbiegen. | Bild: Aurelia Scherrer

Diese Zufahrt ist allerdings nicht möglich, wenn Baken als Fahrbahnteiler aufgestellt sind. Anwohner, die von der Europastraße anfahren, können nicht links in die Schulthaißstraße einbiegen. Sie müssen bis zum Döbelekreisel fahren und dort wenden, um von der Grenzbachstraße dann rechts in die Schulthaißstraße abbiegen zu können.

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„Zusätzliche Verkehrskadetten mit der Aufgabe, die Zufahrt bei Sperrung zu ermöglichen, werden nicht eingesetzt, weil das jeweilige Anliegen schwer zu verifizieren ist“, erklärt Brüne weiterhin. „Nur mit Ausweiskontrolle kann kontrolliert werden, wer Anwohner ist; die Wahrheit anderer möglicherweise berechtigter Anliegen lässt sich nicht ermitteln. Darüber hinaus ist der Personaleinsatz sehr kostenintensiv“, so der Verwaltungssprecher abschließend.