„Moment noch“, sagt Simone Fink und fischt das Thermometer aus ihrem Rucksack. Sie geht in die Hocke und taucht es ins klare Bodensee-Wasser. „8 Grad“, sagt sie durch den Grenzzaun zu ihrer Freundin Pascale Juninger. Die nickt. 8 Grad, ganz schön kalt zum Schwimmen.

Dinge tun, die ein bisschen verrückt sind

Doch genau darum geht es den beiden Freundinnen: Dinge zu tun, die ein klitzekleines bisschen verrückt sind, zu denen man sich überwinden muss. Sie stellen sich selbst das ganze Jahr über kleine Herausforderungen. Ob ein Fallschirmsprung, das Zubereiten einer Insektenmahlzeit – oder eben Schwimmen im Bodensee und zwar den ganzen Winter über. Bisher hat es fast jede Woche geklappt, sagen die Freundinnen. Aber nun ist da die Grenze. Simone lebt in Kreuzlingen, Pascale in Konstanz.

Bild 1: Morgens, halb 11, auf Klein-Venedig: Zwei Freundinnen schwimmen ohne Grenzen
Bild: Eva Marie Stegmann

„Daher haben wir uns überlegt, uns an der Kunstgrenze zu treffen und hier ein paar Bahnen zu schwimmen“, sagt Simone Fink. Sie streift ihren Pullover ab, danach die Hose und steht im Bikini am Ufer. Eine Frau, die wenige Meter weiter mit ihrer Bekannten durch den Zaun plauscht, ruft: „Ah, das ist doch was für den SÜDKURIER!“ Auch der Mann in orangener Signalweste, der auf der deutschen Seite des Grenzzauns Zigarrenkippen und Müll aufliest, hält inne und schaut gespannt zu den beiden Frauen.

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Grenzwacht gibt ihre Erlaubnis

Langsam nähern die sich dem kalten Wasser. „Wir haben vorher übrigens bei den Grenzwächtern gefragt, ob es in Ordnung ist“, ruft Simone Fink. Sicher ist sicher.

Bild 2: Morgens, halb 11, auf Klein-Venedig: Zwei Freundinnen schwimmen ohne Grenzen
Bild: Eva Marie Stegmann

Die Freundinnen haben sich 2008 beim Studium in Heidelberg kennengelernt. Erst zog es Simone Fink nach Kreuzlingen an den Bodensee. Dort hat sie eine Praxis für Kinder- und Jugendpsychotherapie. „Ich kam fast jedes Wochenende zu Besuch, die Gegend ist einfach wunderschön. Irgendwann beschlossen mein Partner und ich, auch hierherzuziehen“, sagt Pascale Juninger. Die 32-Jährige arbeitet in Konstanz als Musiktherapeutin.

Die Freundinnen Pascale Juninger und Simone Fink denken sich immer verrückte Challenges aus. Dieses Jahr wollten sie einmal die Woche im ...
Die Freundinnen Pascale Juninger und Simone Fink denken sich immer verrückte Challenges aus. Dieses Jahr wollten sie einmal die Woche im Bodensee schwimmen. Weil die eine in Kreuzlingen und die andere in Konstanz ist, ging das nur an der Kunstgrenze. | Bild: Eva Marie Stegmann

Die zwei Frauen sind jetzt bis zur Hüfte im Bodensee. Ihre Mienen verraten, wie kalt es sein muss. Doch längst nicht so kalt wie noch im Januar. „Wollen wir tauchen?“, ruft Pascale Juninger. „Ja!“ Sie zählen: „Eins, zwei, drei“:

Abgetaucht! Video: Eva Marie Stegmann

Mit einem Jauchzen tauchen sie wieder auf. „Gut fürs Immunsystem und die gute Laune“, sagt Simone Fink. Die beiden Frauen schwimmen ein Stück hinaus auf den See, nah beieinander. „Jetzt Abklatschen!“. Ihre Handflächen nähern sich. Noch ein Stück. Und stoppen wenige Zentimeter, bevor es zur Berührung kommt. Ach stimmt, die Grenze.

Bild 4: Morgens, halb 11, auf Klein-Venedig: Zwei Freundinnen schwimmen ohne Grenzen
Bild: Eva Marie Stegmann

Und nun schnell aus dem kalten Wasser und hinein ins Handtuch. Das Experiment ist geglückt. Simone Fink: „Ab jetzt wollen wir das See-Schwimmen wieder weiterhin jede Woche am Grenzzaun machen.“

Bild 5: Morgens, halb 11, auf Klein-Venedig: Zwei Freundinnen schwimmen ohne Grenzen
Bild: Eva Marie Stegmann