Der Ton wird rauer, zumindest gegen Vollstreckungsbeamte. Diesen Eindruck erwecken jedenfalls mehrere Vorfälle aus der jüngsten Vergangenheit, die die Polizei in verschiedenen Meldungen öffentlich gemacht hat. So leisteten beispielsweise gleich drei Männer im Konstanzer Stadtgebiet in der Nacht von Samstag, 29. Juni, auf Sonntag, 30. Juni, unabhängig voneinander Widerstand gegen Beamte des Polizeireviers Konstanz. Die Polizisten wurden dabei beschimpft, bedroht und attackiert.
Tags zuvor randalierte ein Mann im Stadtteil Königsbau, er verletzte mehrere Beamte und leistete heftigen Widerstand. Wiederum einen Tag zuvor leistete ein 17-Jähriger ebenfalls Widerstand gegen die Beamten, nachdem er auf einem Parkplatz mit einer Softair-Pistole auf Flaschen geschossen hatte. Kurios: Die Mutter des jungen Mannes half ihm dabei.
Auch am ersten Mai-Wochenende werden Polizisten attackiert. Ein Mann beißt einen Streifenbeamten sogar ins Bein. Das sind nur die Beispiele, die die Polizei innerhalb von kurzer Zeit kommuniziert hat. Die Polizei macht längst nicht alle Fälle öffentlich. Kommt es vermehrt zum Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte?
Das ist schwierig zu sagen, vor allem weil die Polizei aktuelle Zahlen aus dem ersten Halbjahr dieses Jahres erst mit der Polizeilichen Kriminalstatistik 2024 im kommenden Frühjahr veröffentlicht. Dennoch sind auch die Zahlen der vergangenen Jahre spannend. Katrin Rosenthal, Pressesprecherin des Polizeipräsidiums Konstanz, liefert auf SÜDKURIER-Nachfrage entsprechende Daten.
Zahlen steigen 2023 sprunghaft an
So habe es im Jahr 2019 noch 111 Fälle von Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte im Einsatzgebiet des Polizeipräsidiums Konstanz gegeben. Dieses umfasst den Schwarzwald-Baar-Kreis sowie die Landkreise Konstanz, Tuttlingen und Rottweil.
Beunruhigend: Im Jahr 2023 stieg die Zahl um nochmals fast die Hälfte auf 158. Der Anstieg vollzog sich dabei sprunghaft, lagen die Zahlen zuvor doch niedriger: 2020 gab es 109, 2021 104 und 2022 115 Fälle. Ein Grund für diese niedrigeren Zahlen könnte die Corona-Pandemie sein, in dieser Zeit sank die Zahl der Straftaten im öffentlichen Raum quasi flächendeckend.
Im Landkreis Konstanz ereigneten sich 2019 demnach 66 Fälle, 2023 dagegen 20 Fälle mehr (86). Ein deutlicher Anstieg. Im Stadtgebiet Konstanz gab es 2019 noch 21 Fälle, im Jahr 2023 waren es 26. Katrin Rosenthal teilt dazu mit: „Die Hemmschwelle, sich gegen polizeiliche Maßnahmen zur Wehr zu setzen, wird – insbesondere wenn Alkohol oder Drogen im Spiel sind – immer niedriger und die Gewaltbereitschaft nimmt zu.“
Entsprechende Taten sind übrigens keine Lappalie: Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte kann eine Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren oder eine Geldstrafe nach sich ziehen. Wirft man dem Beschuldigten sogar einen tätlichen Angriff auf die Beamten vor, gibt es keine Möglichkeit auf eine bloße Geldstrafe mehr und es droht eine Freiheitsstrafe von mindestens drei Monaten bis zu fünf Jahren Haft.