Es ist ein herber Schlag für die gastronomische Landschaft in Konstanz: Eugens Bio-Café-Restaurant an der Münzgasse 1, Ecke Brotlaube, schließt zum Jahresende 2022. Dies bestätigt Inhaber Eugen Bücheler auf SÜDKURIER-Nachfrage. Die Patisserie gegenüber bleibt aber vorerst bestehen.

Die französische Patisserie in der Münzgasse bleibt vorerst bestehen.
Die französische Patisserie in der Münzgasse bleibt vorerst bestehen. | Bild: Kirsten Astor

Am Donnerstag zur Mittagszeit ist das Restaurant gut gefüllt, auch vor der Tür sitzen trotz kalter Temperaturen die Gäste. Sie bekommen hier Gerichte mit Fleisch, vegane oder glutenfreie Mahlzeiten in Bio-Qualität. „So sieht es hier leider nicht immer aus“, sagt Eugen Bücheler beim Treffen vor Ort. „Insgesamt sind es seit der Corona-Pandemie weniger Gäste geworden, auch aus der Schweiz.“

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Der gelernte Koch hat dafür Verständnis: „Die Energiepreise steigen stark und die Leute müssen schauen, wofür sie ihr Geld ausgeben.“ Deshalb sei ihm schon im Juli klar geworden, dass er reagieren muss, denn für das Restaurant hat er eine sechsmonatige Kündigungszeit.

Alles wird teurer

„Die Energiepreise gehen durch die Decke, die Rohprodukte werden immer teurer und wir haben nicht genügend Mitarbeiter und dazu einen hohen Krankenstand“, begründet der 57-Jährige seine Entscheidung. Dazu komme die teure Pacht in Konstanzer 1A-Lage. „Sie steigt laut Mietvertrag kontinuierlich an und das tat sie auch während der Lockdowns“, so Bücheler.

Als er vor seinem Restaurant steht und redet, spricht ihn ein Passant an. „Na, wie geht‘s dir?“, will er wissen. Eugen Bücheler zuckt mit den Schultern und erzählt, dass er schließen muss. „Viele Leute finden das unfassbar, aber sie haben auch Verständnis“, sagt der Gastronom. Ihm selbst fällt der Schritt nach knapp zehn Jahren schwer: „Ich muss da rational herangehen“, sagt er. „Emotional bin ich auf der Verliererseite.“

Ihm ist klar, dass die finanziellen Hilfen durch den Staat nicht unendlich fließen können, aber mit einem Blick auf die Weltpolitik sagt er: „Es ist frustrierend, wenn man sieht, wie derzeit die Milliarden in der Welt umhergeschoben werden. Und den Kleinen hilft man nicht mehr. Es ist doch politisch gewollt, dass die Kunden billig im Discounter kaufen“, meint er.

„Die kleinen Flüsse werden ausgetrocknet“

Er untermauert seine Ansichten mit einem plastischen Beispiel: „Es ist, als wenn man die kleinen Zuflüsse trockenlegt, damit mehr Wasser in die großen Ströme fließt. Bis man irgendwann merkt, dass die großen Flüsse versiegen, weil von den kleinen nichts mehr nachfließt.“

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Eugen Bücheler denkt gern in globalen Zusammenhängen und sagt: „Es ist auch eine gesellschaftliche Frage, was wir essen. Ein Kulturgut. Bio bedeutet für uns ein wertschätzender Umgang mit Leben und Lebensmitteln – und nicht nur, schnell was zu futtern.“ Deshalb habe er früher extra große Tische in sein Restaurant gestellt, damit Gäste miteinander ins Gespräch kommen. „Während der Pandemie mussten wir das entzerren, unsere Philosophie ging damit ein Stück verloren. Wir sind froh, dass wir es überhaupt bis jetzt geschafft haben.“

Eugen Bücheler (rechts) und Küchenchef Albrecht Butler-Fink vor dem Bio-Café-Restaurant in der Münzgasse, das zum Jahresende schließt.
Eugen Bücheler (rechts) und Küchenchef Albrecht Butler-Fink vor dem Bio-Café-Restaurant in der Münzgasse, das zum Jahresende schließt. | Bild: Kirsten Astor

Von Anfang an dabei war Mitgründer und Küchenchef Albrecht Butler-Fink. Er weiß noch nicht, wie es für ihn ab Januar weitergeht. „Natürlich würde ich gern weiter im Restaurant arbeiten“, sagt er, als er kurz aus der Küche vor die Tür tritt. Eugen Bücheler nutzt die Gelegenheit und sagt: „Ich danke allen langjährigen Mitarbeitern sehr für ihre Arbeit. Sie haben viel mitgemacht während der vergangenen zwei Jahre.“ Welcher neue Pächter im kommenden Jahr in die Räume einzieht, weiß er nicht.

Eine neue Tür öffnet sich

Doch wie es oft so kommt: Wenn eine Tür zugeht, öffnet sich an anderer Stelle eine neue. So auch in diesem Fall. „Eine Krise ist immer auch die Möglichkeit, sich zu verändern“, sagt Eugen Bücheler und meint damit, dass er demnächst in der Theodor-Heuss-Straße 3 ein neues Geschäft eröffnet.

In der Theodor-Heuss-Straße eröffnet demnächst eine neue Produktionsstätte für die französische Patisserie. Doch das wird erst im ...
In der Theodor-Heuss-Straße eröffnet demnächst eine neue Produktionsstätte für die französische Patisserie. Doch das wird erst im Frühjahr 2023 der Fall sein. | Bild: Kirsten Astor

Das wird die Produktionsstätte für die französische Patisserie, die dann nach und nach in die größere Filiale verlagert wird. Das Geschäft in der Münzgasse bleibt als Verkaufsstelle bestehen. „Da muss ich beobachten, wie es sich finanziell entwickelt“, so Bücheler.

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An den Fenstern der neuen Produktionsräume steht „Eröffnung im Herbst“, doch das werde nicht zu schaffen sein, sagt der 57-Jährige. Voraussichtlich eröffnet die neue Filiale im kommenden Frühjahr. Eugen Bücheler freut sich drauf. „Wir schauen nach vorne“, sagt er. Und bringt dann einer Kundin die Speisekarte.