Das Haus Lohengrin ist ein auffallendes Haus, keine Frage. Deshalb hat sich der immense Aufwand für seinen Erhalt gelohnt. Zumal eine interessante Vorgeschichte mit diesem Gebäude verbunden ist.
Seit dem 16. Jahrhundert habe sich direkt am Schnetztor – außerhalb der Stadtmauer und an diese angelehnt – ein kleines Haus befunden, erzählt Christoph Jung, heutiger Miteigentümer des Hauses Lohengrin.
Es sei als „Unterbaumeisterhaus“ bezeichnet und vom damaligen städtischen Bauaufseher bewohnt worden. Später habe es längere Zeit als Zollhaus. Dieses kleine Haus stand allerdings so, dass es die Sicht auf das Schnetztor teilweise verdeckte.

„1886 hat mein Urgroßvater Carl-Friedrich Heimlich das kleine Haus gekauft“, berichtet Christoph Jung. Wenig später sei es zu einem Brand gekommen und Heimlich wollte es durch ein großes Haus ersetzen.
„Die Stadt Konstanz hatte allerdings zwei Bedingungen“, berichtet Jung. Zum einen solle das neue Haus vom Schnetztor wegrücken, so dass zwischen beiden Bauwerken ein weiterer Durchgang entsteht. Und die Stadt mitsamt Gemeinderat habe dezidierte Vorstellungen bezüglich der Architektur gehabt.
Es sollte ein „sichtlich stattliches Haus errichtet werden, zu welchem sogar als beispielgebende Vorlagen Fachwerkhäuser aus der Altstadt von Nürnberg und Frankfurt herangezogen wurden“, so Jung. Der Gemeinderat habe sich ausführlich mit der „Sache Heimlich“ beschäftigt. Die Baugenehmigung wurde letztlich erteilt, so das 1898 das stattliche Haus Lohengrin gebaut werden konnte.

Endlich stand das „sichtlich stattliche Haus“ neben dem stattlichen Schnetztor. Zu einem Schreck kam es aber, als im Jahr 1936 im Keller ein Feuer ausbrach. Der Brand war durch ein Missgeschick in einer Kellerwerkstatt entstanden, wurde aber rasch erfolgreich bekämpft, sodass Schlimmeres verhindert wurde.
Mit Schrecken kennt sich Christoph Jung aus. Wenn er das geahnt hätte, damals, dann hätte er wohl Nein gesagt. Doch als sein erkrankter Onkel ihn bat, sich um das 1898 erbaute Haus und seine Frau zu kümmern, hat er selbstverständlich Ja gesagt.
Jung sah es als seine Pflicht an, das Erbe anzutreten um das alte, stadtbildprägende Gebäude zu erhalten. „Ich hatte nicht geahnt, was auf uns zukommt“, sagt er heute, auch im Namen der Eigentümergemeinschaft.
Eine Mammutaufgabe
Dieses Vermächtnis hatte Tücken. Denn statt Rücklagen hatte der Onkel einen mächtigen Investitionsstau hinterlassen. Christoph Jung erzählt von der damals schon „nicht zeitgemäßen Wohnsituation“, als wäre es gestern gewesen. „Der Keller war voll mit verkommenen Dingen. Stofffetzen hingen von den elektrischen Leitungen und durch die Fenster zog es“, schildert er.
Der Onkel habe aber auch nur eine sehr geringe Miete verlangt. „Seit 1988 haben wir an der Instandsetzung des Gebäudes gearbeitet und es langsam in Ordnung gebracht“, stellt Christoph Jung fest. Die Eigentümergemeinschaft war erleichtert, es nach fast dreißig Jahren endlich geschafft zu haben. „Im Jahr 2016 waren wir endlich fertig“, so Jung. Doch: Sie hatten sich getäuscht.
Der nächste Schock
Dann wurden angebaute, marode gewordene Nachbargebäude abgerissen. „Beim Abbruch des Nachbarhauses wurden Ziegel unseres Daches beschädigt. Es regnete rein. Es war der 13. Juli 2017“, so Christoph Jung, der sofort eine Beschwerde-Mail geschrieben hatte. „Aber wochenlang ist nichts passiert.“

„Durch den Abriss und den nachfolgenden Neubau kam es zu erheblichen Folgeschäden am gesamten Haus Lohengrin“, sagt Christoph Jung. Durch die Feuchtigkeit sei es zu Schimmelbildung gekommen. Aber das sei längst nicht alles gewesen. Durch die Bautätigkeiten auf dem Nachbargrundstück hätten sich die Schäden im Haus Lohengrin „vom Keller bis zum Dach“ gezogen, so Jung.
Er skizziert: „Risse in Wänden und Decken durch alle Wohnungen hindurch, Brüche im Erker, der Sohlbank, durch Holz und Stein.“ Der Statiker habe Sorge gehabt, dass der Erker herunterbrechen könne. Die Vorderfront habe sich zudem um einige Millimeter gesenkt. „Von Tag zu Tag traten mehr Schäden auf. Ich war wirklich fertig“, erinnert sich Jung.

Dringender Handlungsbedarf
Es half nichts: Das Gebäude musste saniert werden, und zwar denkmalgerecht. Die Kosten kann Jung noch nicht beziffern, denn noch seien nicht alle Rechnungen eingegangen. Jedoch geht er von „erheblichen Summen“ aus. Klar ist nur: Die Eigentümergemeinschaft muss alles selbst zahlen.
„Erschwerend war der Umstand, dass die Insolvenz der benachbarten Bauherren eine Kostenübernahme der umfangreichen Reparaturarbeiten verhinderte und somit den Eigentümern die ganze Last der Renovierung aufgebürdet wurde“, so Jung. Sie hätten alles versucht, aber letztlich sei es „juristisch völlig ineffektiv“ gewesen. „Wir sehen keinen Pfennig“, so Jung.
Gelungene Sanierung
Aber jetzt ist Christoph Jung und die gesamte Eigentümergemeinschaft nur noch froh und erleichtert. „Von März bis Ende Juli ist die denkmalgerechte Sanierung erfolgt“, sagt er. Landesdenkmalamt, Fachfirmen, alle hätte hervorragende Arbeit geleistet, von der er in den höchsten Tönen schwärmt, wohlwissend um den hohen Aufwand der betrieben werden musste.
„Es waren sehr anspruchsvolle Arbeiten“, schildert er und gibt ein Beispiel: „Das Fachwerk wurde zum Teil aus- und wieder eingebaut, Farben wurden abgekratzt und neu zusammenkomponiert.“