Wie soll eine Ortsmitte so gestaltet werden, dass die Bewohner das Gefühl haben, in einem intakten Ortskern zu leben und nicht an einer Durchgangsstraße, die aus dem Ort herausführt? Genau das ist die Frage, die aus Sicht des Gestaltungsbeirats beantwortet werden muss, wenn es um die Realisierung des Löwenquartiers in Wollmatingen geht.

Die Firma R+H Baukonzept hat sich mit dem Architekturbüro Halder aus dem Allgäu vorgenommen, diese Ortsmitte rund um das historische Gasthaus Löwen und zwischen Radolfzeller Straße, Litzelstetter Straße und Löwengasse mit Wohnbebauung zu gestalten. Zum wiederholten Mal haben die Architekten das Projekt im Gestaltungsbeirat vorgestellt. Bei der vorherigen Präsentation hatte dieser den Entwurf als zu groß und massiv, in Teilen als zu unruhig, mit zu vielen Zwischenbauten versehen, vorerst abgelehnt.

Bei der aktuellen Vorstellung erläutert Architekt Moritz Halder, was sich im Vergleich zum vorherigen Entwurf geändert hat: Die Fassade des Gebäudes, das entlang der Radolfzeller Straße geplant ist, sei beruhigt worden, dort gibt es nun keine Balkone mehr, auch nicht zur Litzelstetter Straße hin. Geschlossene Balkone seien in den Hinterhöfen geplant, um den Bewohnern Privatsphäre zu ermöglichen.

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Das Erdgeschoss eines der Gebäude soll nun durch eine öffentliche Nutzung belebt werden: Dort soll ein Café einziehen anstelle der zuvor geplanten Wohnnutzung. Der Innenhof soll auch Begegnungsstätte sein, dort solle der Baumbestand möglichst erhalten werden.

Von den Experten des Gestaltungsbeirats gibt es Lob für die an mehreren Stellen veränderte Planung: Dass nun mit drei Einzelgebäuden geplant werde, wertet Helena Weber positiv, auch die Wegführung durch die Höfe. Und auch, dass jetzt ein Café das Ensemble belebt, sei ein „großer Schritt“. Allerdings bittet sie darum, das Café nicht nur vom Hinterhof her zu erschließen.

Einige Kritikpunkte bringen die Räte an

Darüber hinaus hat der Beirat einige Punkte zu monieren: Beim Gebäude an der Radolfzeller Straße wünscht sich Weber ebenfalls eine öffentliche Nutzung anstelle von ausschließlich Wohnungen. An der Löwengasse ist das Gebäude aus Sicht des Beirats ein Geschoss zu hoch geplant, das wurde bereits beim vorherigen Entwurf moniert.

Zudem besteht die Befürchtung, dass die Mindestabstände zu den Bäumen in den Höfen nicht eingehalten werden. Die Experten wünschen sich mehr Grün und weniger versiegelte Fläche in den Innenhöfen. Martin Haas, Vorsitzender des Beirats, möchte zudem eine größere Vielfalt bei der Gestaltung der Gebäude in der Ansicht von den Innenhöfen her.

Das Löwen-Areal in der Ansicht von der Litzelstetter Straße aus
Das Löwen-Areal in der Ansicht von der Litzelstetter Straße aus | Bild: Wagner, Claudia

Bei der öffentlichen Nutzung von Teilen der Fläche zeigen sich die Architekten nicht ganz überzeugt. Man könne in dem Gebäude an der Radolfzeller Straße natürlich etwas Öffentliches planen, räumt Moritz Halder ein. „Die Bauherren sind da recht offen.“ Er gibt aber zu bedenken, dass öffentliche Nutzungen die eigentlichen Probleme in Konstanz nicht lösen.

Es nehme den Gebäuden Mietfläche weg und stehe im Widerspruch zur Idee, Wohnraum zu schaffen, betonen die Architekten. Natürlich sei es möglich, jemanden zu finden, der an der Stelle eine gewerbliche Nutzung anbiete – aber ob das „ein toller Künstler“ sei oder am Ende doch ein Nagelstudio, sei schwer zu beeinflussen. Einen Leerstand an dieser Stelle könne sich jedenfalls niemand leisten.

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Es braucht ein Schmuckstück

Marion Klose, Leiterin des Amts für Stadtplanung und Umwelt, und Martin Haas erinnern die Architekten des Projekts nochmals daran, welche Verantwortung in ihren Händen liegt. „Natürlich brauchen wir Wohnungsbau“, sagt Klose, „aber wir müssen uns auch um die Ortsmitte kümmern“. Martin Haas ergänzt:

„Bei einem Projekt für die Dorfmitte Wollmatingen gehen wir davon aus, dass es wertig wird. Es muss ein Schmuckstückchen werden.“ Auch wenn Bauherren und Architekten rasch vorankommen wollen, wird es wohl noch dauern, bis das Projekt in allen Aspekten auf das Wohlwollen des Gestaltungsbeirats trifft und umgesetzt werden kann.