An die Ecke Münzgasse/Brotlaube kehrt neues Leben ein: Die Familien Jasso und Wollenschneider eröffnen dort ihre dritte Filiale von Goodways Coffee. Im März soll die Eröffnung sein. Für Eugen Bücheler dagegen, der in den Räumen bislang sein Bio-Café-Restaurant betrieb, ist es zum Jahresende Zeit für den Abschied. Für Gäste hat der Betrieb bereits geschlossen.
Die Nachricht, dass Eugen Bücheler nach zehn Jahren sein Restaurant aufgibt, betrübte viele Konstanzer, berichtet der Inhaber. „Wir erhielten überwältigende Rückmeldungen, unsere Stammgäste kommen seither noch öfter und es entstanden nette Gespräche“, sagt er dem SÜDKURIER.
Der Abschied fällt ihm schwer. „Man hört nicht einfach so nach zehn Jahren auf“, sagt Eugen Bücheler. „Aber inzwischen habe ich damit abgeschlossen.“ Derzeit müsse er mit seinem Team gleichzeitig das Restaurant abwickeln und am Umbau der neuen Produktionsstätte arbeiten, die im Frühjahr in der Theodor-Heuss-Straße eröffnen soll. Dort entsteht künftig die französische Pâtisserie.

Die bürokratischen Hürden für den Auszug aus dem Restaurant seien „exorbitant“, so Bücheler: „Wir müssen mit dem Gabelstapler ein paar schwere Geräte aus dem Fenster heben und dafür bei der Stadt eine komplizierte Genehmigung für die Sperrung der ganzen Straße beantragen“, so der Gastronom.
Dennoch geht Eugen Bücheler mit einem guten Gefühl in Richtung Weihnachten. „Ich habe über die Feiertage frei“, sagt er. Und dann ist Schluss mit dem Restaurant. „Aus meinem Kopf ist das raus, wir übergeben Ende des Monats die Schlüssel.“ Seinen Nachfolgern wünscht er viel Erfolg: „Die haben Mut und wissen, was sie können, das gefällt mir“, sagt er.
Neue Pächter haben schon Erfahrung
Die Nachfolger, das sind zwei Familien, die in der Region bereits mit zwei Cafés Fuß gefasst haben: Athir Jasso und Gérard Wollenschneider sowie ihre Ehefrauen eröffneten 2016 das Goodways in Überlingen, gut zwei Jahre später eine größere Filiale in Radolfzell. Schon länger liebäugelten sie auch mit einem Laden in Konstanz, denn hier lebt Familie Wollenschneider.
Dass die beiden Familien gastronomisch gemeinsame Wege gehen, haben sie einem Zufall vor acht Jahren zu verdanken. „Wir haben uns über Freunde kennen gelernt“, erzählt Evelyn Wollenschneider, gebürtige Bregenzerin. „Mein Mann und ich hatten aber nebenberuflich schon lange ein Barista-Mobil und boten auf Festen wie dem Seenachtfest, dem Konstanzer Weinfest und auf Hochzeiten guten Kaffee an“, erzählt die 50-Jährige.
Dies traf den Geschmack von Athir Jasso, der sein Herz schon lange an die Gastronomie und vor allem an Kaffee verloren hatte. Der gebürtiger Iraker hatte schon jahrelange Erfahrung als Kellner, lernte damals aber gerade Speditionkaufmann. Die beiden Familien stemmten ein Jahr lang gemeinsam Veranstaltungen und stellten schnell fest, dass sie dieselben Vorstellungen hatten. „Noch während meiner Abschlussprüfung zum Speditionskaufmann bauten wir gemeinsam unser erstes Café in Überlingen auf“, sagt der 36-Jährige.

Wiederum über Freunde hörten die Familien, dass Eugen Bücheler aufhört, und traten schon im Sommer in Kontakt zu ihm und zur Vermieterfamilie de Fanti sowie dem Immobilienmakler Adriano Stragapede. Dass die Pacht in Konstanzer Innenstadtlage beachtlich ist, war den Jassos und Wollenschneiders bewusst: „Das ist halt Konstanz. Wenn man nur auf den Preis schaut, darf man hier nichts eröffnen. Aber wir sind überzeugt davon, dass unser Konzept auch hier aufgeht“, sagt Athir Jasso.
Die beiden Familien freuen sich darauf, dass sie bald den Schlüssel für ihre dritte Filiale in den Händen halten. „Dann werden wir uns erstmal in die leeren Räume setzen und sie auf uns wirken lassen“, sagt Athir Jasso. Danach soll es schnell mit dem Umbau vorangehen. Evelyn Wollenschneider ist auch hier für die Inneneinrichtung zuständig. „Es wird ein moderner Kaffeehausstyle, zeitgemäß und gleichzeitig zeitlos“, sagt sie. Jasso ergänzt: „Wir schaffen über Holz, Farben, Kissen und Kerzen eine warme Atmosphäre.“
Die Eröffnung planen sie für März 2023. „Wir freuen uns, wenn wir auch in Konstanz den Gästen eine kleine Auszeit vom Alltag bieten können“, sagt Evelyn Wollenschneider. „Natürlich gibt es hier schon viele Cafés, aber Vielfalt belebt das Geschäft.“