Noch ist im Konstanzer Hafenbecken Wasser. Auch der nebenliegende Gondelehafen ist nicht verlandet, trotzdem liegen noch keine Tretboote dort. Manche Passanten wundern sich, denn eigentlicher Saisonstart für den bekannten Konstanzer Familienbetrieb Bootsverleih Fluck wäre Karfreitag gewesen.

Doch daraus wird nichts, wie Christina Helmer, Schwester des Betriebsinhabers, sagt. Und das hat mehrere Gründe. An Einwassern am Rutsch beim Gondelehafen ist noch gar nicht zu denken. Sofort stecke man im Schlick. Und genau mit dem hat Christina Helmer ihre Erfahrungen gemacht. Beim Reinigen der Steganlagen der Bootsvermietung ist sie in das niedrige Wasser gestiegen.

„Bis zu den Knien bin ich in den Schlick eingesunken und bin schier nicht mehr herausgekommen“, erzählt sie. Mit Absperrbändern hat die Familie die Steganlagen gesichert, denn immer wieder spazierten Leute darauf herum. Was ist, wenn diese herunterspringen und im Schlick stecken bleiben? Christina Helmer will sich das nicht ausmalen.

Das Einwassern ist wegen des Schlicks am Rutsch nicht möglich, sagt Christina Helmer von der Bootsvermietung Konstanz Marc Fluck.
Das Einwassern ist wegen des Schlicks am Rutsch nicht möglich, sagt Christina Helmer von der Bootsvermietung Konstanz Marc Fluck. | Bild: Scherrer, Aurelia
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Der Pegelstand muss bei 3 Metern sein

Die 21 Tret- und 18 Elektroboote stünden schon parat, erzählt sie. Doch die Familie wartet jetzt auf Regen. Nicht nur auf ein paar Tropfen, sondern richtig viel Regen, damit der Wasserstand im Bodensee ansteigt. „Einen Pegelstand von drei Metern müssen wir mindestens haben. Das ist die unterste Grenze. Ideal wären 3,20 Meter“, erklärt Christina Helmer.

Warum braucht es für Tretboote mit dem geringen Tiefgang noch so viel mehr Wasser? Christina Helmer weist auf die Ausfahrt aus dem Gondelehafen. Trotz des aktuellen Niedrigwassers sieht die Furt sehr breit aus – doch das täuscht. Rechts an den Mauern ist das Wasser flach, ebenso auf der linken Seite beim Rondell.

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Es lauern etliche Gefahren

Christina Helmer fährt sehr langsam mit ihrem kleinen Motorboot durch die schmale Furt, während ihr kritischer Blick laufend die Seiten wechselt. Die erfahrene Frau, die jede Untiefe kennt, lässt äußerste Vorsicht walten. Hier unerfahrene Laien mit Booten rauszuschicken, das wäre unverantwortlich, findet sie. Denn durch diese Passage müssten mindestens zwei Boote im Gegenverkehr durchpassen. Daran ist aktuell gar nicht zu denken.

Außerdem weiß sie: „Die meisten machen beim Rausfahren erst einmal ein Selfie.“ Dabei fahren sie dann auf eine nicht ungefährliche Kreuzung zu, denn es naht die Hafeneinfahrt für die Kursschiffe.

Christina Helmer, Kennerin der Untiefen, muss sehr wohl aufpassen, wenn sie langsam aus dem Gondelehafen fährt, denn die Furt ist ...
Christina Helmer, Kennerin der Untiefen, muss sehr wohl aufpassen, wenn sie langsam aus dem Gondelehafen fährt, denn die Furt ist aufgrund des Niedrigwassers sehr schmal. | Bild: Scherrer, Aurelia

Bei dem aktuellen Niedrigwasser wirkt die Hafenmole riesig. Gleichzeitig wird offenkundig, welche Gefahren sonst direkt unter dem Wasserspiegel lauern: abgebrochene Dalben direkt vor der Kaimauer. Laien haben davon keine Ahnung, ebenso von den spezifischen Verhältnissen am Bodensee. „Bei Ostwind werden Tretboote an die Hafenmauer gedrückt und die Leute kommen dann fast nicht mehr weg“, schildert Christina Helmer.

Und ja, es ist schon passiert, dass die abgebrochenen Dalben dann den Rumpf von Booten beschädigt haben. Sinken würden die Tretboote nicht. „Aber: Wenn ein Boot schräg oder tiefer im Wasser liegt, ist klar, was passiert ist“, so Helmer. Aus gutem Grund ist während des Betriebs immer ein Mitarbeiter in einem Sicherungsboot in der Nähe, denn auch die Strömung werde von vielen unterschätzt.

Damit kein Tretboot in Seenot gerät: Beim aktuell niedrigen Wasserstand werden die abgebrochenen Dalben vor der Hafenmauer sichtbar. ...
Damit kein Tretboot in Seenot gerät: Beim aktuell niedrigen Wasserstand werden die abgebrochenen Dalben vor der Hafenmauer sichtbar. Steigt der Pegel, lauert eine unsichtbare Gefahr für Boote direkt unter dem Wasserspiegel. | Bild: Scherrer, Aurelia

„Das Seegras macht Probleme“, stellt Christina Helmer fest. Und wenn jetzt noch die Sonne richtig scheine, dann werde das Wachstum noch ordentlich befördert. Das werde knifflig, vor allem für Elektromotorboote. Wenn sich das Seegras um den Propeller herumwickle, dann gebe es ein großes Problem, das zumeist in Motorschaden gipfle.

Sie warten alle auf Regen

Auch Yachtcharter Konstanz in der Hafenstraße steht in den Startlöchern. „Es stehen noch Schiffe an Land“, berichtet Elisabeth Ritzmann von dem Konstanzer Betrieb. Sechs seien im Wasser, aber die vier größeren in der Warteschleife. Noch sieht sie die aktuelle Lage gelassen, denn der große Start für den Betrieb sei erst Anfang Mai.

Auch Elisabeth Ritzmann hofft auf Regen, viel Regen. „Wenn ich Schmelzwasser höre, dann grinse ich. Das ist gut, um den Pegel stabil zu halten“, sagt sie. Viel wichtiger seien die Wassermengen, die aus dem Osten des Bodensees kämen, sprich: Viel Regen in Vorarlberg und der Schweiz, welche die Zuflüsse in den Bodensee speisten.

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„Wir brauchen Geduld. Es ist halt höhere Gewalt“, meint Elisabeth Ritzmann in Konstanzerischer Gelassenheit. Wenn es im Mai und Juni noch Niedrigwasser gebe, „dann tut es weh“, so Ritzmann, aber: „Das entscheidet der Himmel.“ Und was schätzt Christina Helmer, wann der Pegel wieder nennenswert steigt? Sie lacht und sagt: „Wenn ich das wüsste, würde ich nicht als Bootsvermieterin arbeiten.“

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