Die Fraktionen des Konstanzer Gemeinderats sprechen sich dafür aus, dass Obdachlose ein leer stehendes Haus für sich selbst ausbauen können. In der letzten Gemeinderatssitzung hatte ein Obdachloser diesen Vorschlag vorgebracht.

Die vorhandenen Angebote könne er nicht nutzen, weil sein Hund nicht in die Unterkünfte darf. Er selbst und viele weitere Leidensgenossen, die derzeit auf der Straße leben, kämen aus handwerklichen Berufen und seien durchaus in der Lage, ein leer stehendes Haus herzurichten. Doch auch wenn die Fraktionen dieser Idee ihre Unterstützung zusichern, wird deutlich: Einfach wird eine Umsetzung dieser Idee wahrscheinlich nicht.

SPD: Ähnliche Projekte gibt es bereits in Stuttgart

Tanja Rebmann, SPD.
Tanja Rebmann, SPD. | Bild: privat

Ein klares Ja, für die Idee des Obdachlosen gibt es von Tanja Rebmann. Sie ist Mitglied in der SPD-Fraktion und gleichzeitig im Arbeitskreis Obdachlosenhilfe. Sie sagt: „Der Vorschlag, Obdachlose könnten ein Haus instand setzen, könnte zwei soziale Problemlagen gleichzeitig lösen.“ Zum einen könnten die Obdachlosen so wieder in der Arbeitswelt Fuß fassen. Und zum anderen würde es das Problem der Wohnungsnot lösen.

Neu sei diese Idee allerdings nicht. Denn in Städten wie Stuttgart gebe es bereits ähnliche Projekte. Die Ambulante Hilfe nutze dafür Fördermittel des Landes. Einfach sei die Umsetzung in Konstanz aber nicht. Denn: „Es ist nicht damit getan, eine renovierungsbedürftige Immobilie zu finden. Das alleine ist in Konstanz schon schwer genug“, sagt sie. Zudem sei eine Arbeitsanleitung durch Fachpersonal sowie eine intensive Sozialbetreuung notwendig.

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Deshalb wolle der Arbeitskreis Obdachlosenhilfe aktiv werden. Angedacht seien Gespräche mit der Sozialverwaltung und der freien Wohlfahrtspflege. Gemeinsam soll geprüft werden, ob die Idee des Obdachlosen tatsächlich umgesetzt werden kann.

CDU: Zusammenarbeit mit Wohlfahrtsverband denkbar

Roger Tscheulin, CDU.
Roger Tscheulin, CDU. | Bild: privat

Ähnlich sieht das auch Roger Tscheulin, Vorsitzender der CDU. Er sagt: „Unbestritten ist die Unterbringung von Obdachlosen eine große Herausforderung für die Stadt.“ Deshalb hält er den Vorschlag für diskussionswürdig.

Auch er kann sich eine Zusammenarbeit mit dem Wohlfahrtsverband vorstellen. Er fügt allerdings hinzu: „Aus Sicherheitsgründen sollten die Gewerke Strom, Gas und Wasser von Fachfirmen erledigt werden.“

FGL: Idee für diesen Winter noch keine Option

Gisela Kusche, Freie Grüne Liste.
Gisela Kusche, Freie Grüne Liste. | Bild: privat

Obwohl auch die Freie Grüne Liste das Ansinnen des Obdachlosen grundsätzlich gut findet, gibt sie auch etwas zu bedenken. Denn die Idee Obdachlose könnten ein Haus selbst wieder herrichten, sei zumindest für diesen Winter noch keine Option. Dafür dauere es zu lange.

Deshalb fordert sie, dass zusätzliche Wohnwagen angemietet werden, die von Obdachlosen mit Hund genutzt werden können. Dennoch schlägt Sprecherin Gisela Kusche eine Art Modellprojekt vor.

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Sie sagt: „Die Stadt müsste eine Liegenschaft anmieten, die dann von den Obdachlosen hergerichtet werden könnte, mit Beratung und Unterstützung der Fachstellen.“ Und weiter: „Es kann nicht sein, dass Menschen mit Hunden durch die bestehenden Raster fallen.“

LLK: Zu viele Häuser stehen aus Spekulationsgründen leer

Holger Reile, Linke Liste Konstanz.
Holger Reile, Linke Liste Konstanz. | Bild: Daniel Schroeder

Mit einem Appell an die Stadt verknüpft Holger Reile von der Linken Liste den Vorschlag des Obdachlosen. „In unserer Stadt stehen viele Wohnungen und auch Häuser leer, manche schon seit Jahren, überwiegend aus Spekulationsgründen“, sagt er. Deshalb fordert er die Stadtverwaltung dazu auf, Kontakt zu den Besitzern aufzunehmen und Kauf- oder Pachtangebote zu machen. Dadurch stehe mehr Wohnraum zur Verfügung, so Reile.

FDP: unterstützt Eigeninitiative

Heinrich Everke, FDP.
Heinrich Everke, FDP. | Bild: Leo-Tippbilder

Ihre Zustimmung für das mögliche Projekt gibt auch die FDP-Fraktion. Der Vorsitzende Heinrich Everke sagt: „Prinzipiell unterstützt die FDP Eigeninitiative; wenn man nicht auf die Hilfe des Staates setzt.“ Doch auch er findet, dass Experten den Obdachlosen bei dieser Aufgabe zur Seite stehen müssen.

JFK: „Wir müssen derzeit nicht tätig werden“

Matthias Schäfer, Jungen Forum Konstanz.
Matthias Schäfer, Jungen Forum Konstanz. | Bild: privat

Matthias Schäfer vom Jungen Forum Konstanz sagt: „Zum Vorschlag, ein Haus selbst herzurichten, gab es schon eine Anfrage an die Verwaltung. Daher müssen wir derzeit nicht tätig werden.“ Von ihrer Seite gebe es für das Projekt allerdings Unterstützung.