Im Seerhein zwischen dem Konstanzer und dem Schweizer Ufer liegt vermutlich ein ertrunkener Mensch. Der Mann, ein 36-jähriger Arbeiter aus Rumänien, der im Industriegebiet auf einer Baustelle eingesetzt war, soll am Samstag gegen 14 Uhr auf deutscher Seite an den Kleingärten im Unterlohn in den Fluss gestiegen sein. Er kam aber nie auf der anderen Seite etwas östlich des Kuhhorns an.

Vier Stunden bis zur Alarmierung?

„Erst viertel nach sechs wurde dann von seinen Kollegen, die das vom Uferbereich aus beobachtet hatten, der Notruf angerufen“, sagte Clemens Menge, Ortsgruppenchef der Konstanzer DLRG (Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft), dem SÜDKURIER. Das sei schon verwunderlich. Trotzdem habe man sich entschlossen, die Suche aufzunehmen.

In diesem Bereich verschwand der Mann.
In diesem Bereich verschwand der Mann. | Bild: SK

Neben der DLRG Konstanz waren Feuerwehr, Rettungsdienst, der Rettungshubschrauber Christoph 45 aus Friedrichshafen und die Wasserschutzpolizei bei dem Einsatz nahe der Bleiche dabei. „Ein Motorrettungsboot der DLRG war zu dieser Zeit im Konstanzer Trichter unterwegs und fuhr die Stelle sofort an“, so Menge. „Eine weitere Mannschaft, die gerade den Wachdienst in Wallhausen beendet hatte, eilte nach Staad, um ein weiteres Motorrettungsboot zu besetzten.“

Die Besatzung eines Feuerwehrbootes sucht die Wasseroberfläche ab.
Die Besatzung eines Feuerwehrbootes sucht die Wasseroberfläche ab. | Bild: Clemens Menge | DLRG Konstanz

Nachdem klar war, um welchen Bereich es geht, suchten zunächst DLRG und Wasserschutzpolizei die Wasseroberfläche ab – manche Ertrunkene treiben bäuchlings unmittelbar darunter. Kurz danach trafen Rettungswagen und Notarzt ein, dann die Einsatzleiter der DLRG und der Feuerwehr. Währenddessen rückten vom Wasserrettungszentrum die ersten Einsatztaucher aus. Einheiten der Feuerwehr und der Rettungshubschrauber verstärkten die Ehrenamtler.

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Der Hubschrauber suchte aus der Luft einen großen Bereich von der Bleiche bis zur Einmündung des Seerheins in den Untersee ab. Die Besatzung konnte laut Menge in weiten Teilen des Suchgebiets bis auf den Seegrund sehen. „Eingeschränkt wurde die Sicht dabei allerdings durch mehrere Seegrasfelder und die Wassertiefe in der Fahrrinne – dort ist das Wasser zu tief.“ Und damit zu dunkel, um etwas zu erkennen.

Einsatzkräfte und Kollegen des Verschwundenen beobachten am Ufer die Bemühungen.
Einsatzkräfte und Kollegen des Verschwundenen beobachten am Ufer die Bemühungen. | Bild: Clemens Menge | DLRG Konstanz

Nachdem der Rettungshubschrauber erfolglos abgedreht hatte, wurde ein Polizeihubschrauber mit Wärmebildkamera hinzugezogen. Die Taucher begannen mit der Unterwassersuche. Ein Wasserortungshund der DLRG wurde angefordert und der Seerhein für die restliche Schifffahrt komplett gesperrt.

Hund grenzt den Suchbereich ein

Zwar blieb der erste, durch Strömung und Pflanzen erschwerte Tauchgang ergebnislos – doch es gab ja noch das Tier mit der guten Nase. Selbst eine untergegangene Person sondert unter Wasser Geruchsstoffe ab, die an die Wasseroberfläche treiben und erschnüffelt werden können. So ließ sich auch in diesem Fall das Suchgebiet erheblich eingrenzen.

Nachdem das passiert war, überflog der Hubschrauber den Bereich noch einmal. Trotz mitgeführter Technik konnte aber auch seine Besatzung nicht auf den Grund der Fahrrinne blicken und gab schließlich auf.

DLRG, Rettungsdienst, Feuerwehr und Wasserschutzpolizei waren vor Ort.
DLRG, Rettungsdienst, Feuerwehr und Wasserschutzpolizei waren vor Ort. | Bild: Clemens Menge | DLRG Konstanz

Die Taucher versuchten weiter ihr Glück. Etwa drei Stunden lang waren sie an diesem Tag im Einsatz, bis ihr Luftvorrat erschöpft war. Zudem näherte sich eine Gewitterzelle, die Suche wurde ergebnislos abgebrochen. Mit 50 Einsatzkräften, neun Booten, zwölf Fahrzeugen und zwei Hubschraubern von DLRG, Feuerwehr, Rettungsdienst und Polizei war nach dem Mann gesucht worden. Ein Aufgebot, das laut Menge ohne den Einsatz der Menschen, die das unentgeltlich in ihrer Freizeit machen, deutlich kleiner ausgefallen wäre.

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Mann wird am Wochenende nicht mehr gefunden

Und nun? Am Wochenende ist der vermisste Mann nicht mehr gefunden worden. Weitere mögliche Maßnahmen müssten noch abgesprochen werden, so der DLRG-Verantwortliche. Möglicherweise liegt der Vermisste in der Fahrrinne auf dem Grund, oder er wird von der Strömung weitergetragen. „Man kann dort in diesem Bereich am Seerhein sehr weit ins flache Wasser hinauslaufen, dann geht es plötzlich steil nach unten“, sagte Menge. Auch der verschwundene Arbeiter war nach Angabe seiner Kollegen auf einmal einfach weg gewesen.