Zahlreiche Streifenwagen und Zivilfahrzeuge, Kriminaltechniker mit Maßbändern und Aufkleber der Spurensicherung auf dem Straßenpflaster einer Garagenzufahrt: Nach einem Gewaltdelikt am frühen Sonntagmorgen, 7. Juli, zeigt sich auch Stunden später noch, dass hier ein Verbrechen passiert ist. Beamte vermessen den Tatort direkt bei der Schänzlebrücke an der Reichenaustraße, prüfen mögliche Schusswinkel und haben Augenzeugen befragt.

Denn was geschehen ist, ist im sonst ziemlich friedlichen Konstanz nicht alltäglich: Laut Polizei und Staatsanwaltschaft wurde ein Mann bei der Agip-Tankstelle durch einen Schuss schwer, aber nicht lebensgefährlich verletzt. Tatverdächtige wurden zunächst nicht gefasst, bestätigt Polizei-Pressesprecher Marcel Ferraro vor Ort. Es gebe aber „Ermittlungsansätze“. Aus einsatztaktischen Gründen könne er dazu keine weiteren Angaben machen.

Marcel Ferraro, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Konstanz, ist am Sonntag, 7. Juli, ebenfalls vor Ort.
Marcel Ferraro, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Konstanz, ist am Sonntag, 7. Juli, ebenfalls vor Ort. | Bild: Hanser, Oliver

Zum Ablauf der Tat ist bisher bekannt, dass es am frühen Sonntagmorgen Streitigkeiten zwischen zwei Personengruppen gegeben hatte. Über genaue Motive sei noch nichts bekannt, so Polizei-Sprecher Ferraro am Sonntagmittag. Im Verlauf dieser zunächst verbalen Auseinandersetzung seien dann zwei Personen auf einem Roller an den Tatort gekommen. Während der Fahrt hätten sie gegen 5.30 Uhr mehrere Schüsse auf eine Personengruppe abgegeben.

Am Sonntagmittag, 7. Juli, laufen die Ermittlungen im Bereich der Konstanzer Tankstelle noch. Zahlreiche Fahrzeuge von Polizei und Kripo ...
Am Sonntagmittag, 7. Juli, laufen die Ermittlungen im Bereich der Konstanzer Tankstelle noch. Zahlreiche Fahrzeuge von Polizei und Kripo sind vor Ort. | Bild: Rau, Jörg-Peter

Ein 37-Jähriger wurde getroffen und schwer verletzt, muss also im Krankenhaus stationär behandelt werden. Was für eine Waffe verwendet wurde, gehöre zu den vielen Dingen, die nun ermittelt würden, sagte Marcel Ferraro auf Anfrage. Angaben, ob vor Ort Projektile oder Hülsen gefunden wurden, konnte er zunächst nicht machen. Es gibt allerdings keine Gewissheit, ob solche Spuren überhaupt bestehen – es gibt auch modifizierte Schusswaffen auf Luftdruck-Basis, bei denen keine Ladung zurückbleibt.

Der Rollerfahrer und die Person, die hinter ihm auf der Sitzbank des Zweirads saß, flüchteten unerkannt, so das Polizeipräsidium und die Staatsanwaltschaft in ihrer gemeinsamen Pressemitteilung. Einen Fahndungsaufruf mit Täterbeschreibung veröffentlichten die Ermittlungsbehörden zunächst nicht. Die Frage, ob es Hinweise darauf gibt, dass die Gewalttat mit Rivalitäten Konstanzer Gruppierungen oder Banden zu haben könnte, verneinte der Pressesprecher.

Polizeisprecher Ferraro über erste Erkenntnisse zur Tat Video: Hanser, Oliver

Nach der Tat kursierten schnell Gerüchte in Konstanz: An der Agip-Tankstelle habe es eine Schießerei gegeben, zwischenzeitlich war sogar davon die Rede, es sei jemand erschossen worden. Dem stehen nun als gesicherte Fakten entgegen, dass kein beidseitiger Schusswechsel, sondern eine einseitige Schussabgabe vorliegt. Und das Opfer der Gewalttat wurde zwar schwer verletzt, ist aber nicht tot.

Außerdem ereignete sich die Tat nicht in der Agip-Tankstelle, sondern bei einer Garagenzufahrt unmittelbar westlich (von der Straße aus gesehen: links) daneben. Motive und Hintergründe sowie die Beziehung zwischen Täter und Opfer sind Gegenstand der Ermittlungen.

Um die Mittagszeit laufen am Sonntag, 7. Juli, die Ermittlungen vor Ort noch.
Um die Mittagszeit laufen am Sonntag, 7. Juli, die Ermittlungen vor Ort noch. | Bild: Hanser, Oliver

In und um die Tankstelle gab es mehrere Augenzeugen. Viele Unbeteiligte bekamen mit, dass die Reichenaustraße am Sonntagmorgen nach der Gewalttat für die weiträumige Spurensicherung über mehrere Stunden gesperrt war. Nach Mittag war diese Konstanzer Verkehrsader wieder frei und an der Tankstelle konnten wieder Kunden bedient werden. Es dauerte aber bis nach 13 Uhr, bis die letzten Kriminaltechniker und andere Kripo-Beamten den Tatort verließen.

Die Kriminaltechnik sichert Spuren.
Die Kriminaltechnik sichert Spuren. | Bild: Hanser, Oliver

Eine Frage, mit der sich die Ermittler nun beschäftigen werden, ist: Gibt es einen Zusammengang mit drei körperlichen Auseinandersetzungen, die in der Nacht zum Sonntag der Polizei gemeldet wurden? Mindestens eine davon trug sich nach SÜDKURIER-Informationen im Umfeld einer Diskothek in der Nähe der Tankstelle zu. Viel erhoffen sich die Beamten von der Befragung des angeschossenen 37-Jährigen. Es war zunächst allerdings unklar, wann es möglich sein würde, mit dem Opfer zu sprechen.

Zwei Tatverdächtige in der Schweiz festgenommen

Am Montag, 8. Juli, vermelden Polizei und Staatsanwaltschaft bereits einen Ermittlungserfolg. Die Tatverdächtigen wurden am frühen Sonntagabend im Thurgau verhaftet und sind dort in Gewahrsam der Kantonspolizei. Ihre Auslieferung nach Deutschland sei beantragt.

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