„Ich stand senkrecht im Bett“, erzählt Münster-Mesner Manuel Kunemann. Wann und warum? Es war die Unwetternacht von Donnerstag, 24. August, auf Freitag, 25. August, gegen 3 Uhr in der Früh. „Es gab einen ohrenbetäubenden Knall“, so Kunemann. An diesem Geräusch sind viele Bewohner der Altstadt und des Paradieses aufgewacht. Alle dachten, dass irgendwo der Blitz eingeschlagen haben müsse. Diesen Gedanken hatte auch Kunemann.
Und prompt: „Einige Minuten später bekam ich einen Anruf der Serviceleitstelle in Frankfurt, die für die Brandmeldeanlage des Münsters zuständig ist. „Es hieß, es gebe Probleme“, erzählt der Mesner und fährt fort: „Auf den Anruf hatte ich eigentlich schon gewartet.“ Der Frankfurter Anrufer war wohl einigermaßen erstaunt, dass Kunemann wenig Überraschung zeigte. „Ich habe nur gesagt, dass hier gerade im Prinzip die Welt untergegangen ist.“
Das Münster steht, aber es gibt Schäden
Das Gute: Das Münster steht noch und es ist kein Brand ausgebrochen. Aber: „Es gibt einige Probleme, die aufgeploppt sind“, stellt Manuel Kunemann fest und skizziert: „Ausgefallene Sicherungen, Videoüberwachung und Sprechstelle im Turm sowie Mikrofone und Liedanzeigetafel funktionieren nicht mehr, der W-Lan-Router ist kaputt, die Orgel hat ein paar Probleme gemacht und die Glocken sind ausgefallen.“

Damit ist die Aufzählung von Manuel Kunemann noch nicht zu Ende, denn die Schadensfindungsphase ist noch nicht beendet, auch wenn die Behebungsphase schon begonnen hat. Was ihn und Tamara Bambusch-Oehms, Kommunikationsreferentin der Altstadtpfarrei, verwundert: Es gibt keinen eindeutigen Beweis für einen Blitzeinschlag.

Dafür gibt es aber ein Indiz: „Die Uhren sind stehengeblieben und zeigen 2.50 Uhr an“, so Kunemann. Auch die Uhr an der Nordseite der Kirche ist betroffen, zeigt allerdings kurz vor 3 Uhr an.
Die Hoffnung auf Erleuchtung
Der Münsterturm selbst ist aber nicht beschädigt. Warum dürfen aber keine Besucher die 193 Stufen bis zur Aussichtsplattform nehmen? „Die Treppenbeleuchtung geht nicht. Wir können die Besucher nicht im Dunkeln laufen lassen, das wäre viel zu gefährlich“, erklärt Kunemann, schränkt aber ein: „Dafür gibt es ein Licht im Treppenhaus, das nicht mehr ausgeht.“ Ein unerklärliches Phänomen. „Spooky“, meint Tamara Bambusch-Oehms.
„Es ist schade für die Besucher und unser Turmteam“, meint Bambusch-Oehms. Aber an der Behebung der Schäden wird gearbeitet. Der Elektriker habe schon Ersatzteile bestellt. Sobald das Treppenhauslicht wieder brennt und Videoüberwachung und Sprechstelle wieder funktionieren, werde der Turm sofort wieder für die Besucher geöffnet.
Wie lange die Behebung der Schäden noch in Anspruch nehmen wird, weiß keiner. Noch wird zum Teil improvisiert. „Zu den Messen müssen wir noch händisch läuten“, sagt der Mesner. Trotzdem sind alle froh, dass nicht mehr passiert ist. „Die Kirche hätte auch abfackeln können“, meint Kunemann und stellt erleichtert fest: „Habemus Münsterturm.“