Seit vier Jahrzehnten verwandeln professionelle Musiker jeden Sommer den malerischen Rathaushof inmitten der historischen Mauern der Konstanzer Innenstadt in einen charmanten, nächtlichen Opernschauplatz unter freiem Himmel. Dieses Jahr feiert die Rathaus-Oper einen runden Geburtstag: Sie blickt auf 40 Jahre wertvolles Kulturgut zurück.

Trio mit Leidenschaft kümmert sich um Inszenierung

Um eine Kammeroper zu inszenieren und dabei professionelle Künstler und musikalische Meisterwerke auf eine Bühne zu bringen, braucht es viel Idealismus und Leidenschaft. Genau das wird seit einigen Jahren von einem engagierten Trio realisiert: Ruth Bader trägt die Verantwortung für organisatorische Belange, Daniel Grünauer agiert als szenischer Leiter, während Eckart Manke in seiner Rolle als Dirigent die musikalische Leitung innehat.

Die Rathaus-Oper wird von einem engagierten Trio koordiniert: Eckart Manke (musikalische Leitung), Ruth Bader (organisatorische Leitung) ...
Die Rathaus-Oper wird von einem engagierten Trio koordiniert: Eckart Manke (musikalische Leitung), Ruth Bader (organisatorische Leitung) und Daniel Grünauer (szenische Leitung). | Bild: Carolin König

Jedes Jahr verbringen sie intensive Wochen in Konstanz, um eine Oper im Rathaushof zu inszenieren. „Wir ergänzen uns mit Wissen und Kompetenzen und schöpfen aus den Synergieeffekten“, erklären die drei. Nur, wenn sie gemeinschaftlich und mit zahlreichen Freunden und Helfern anpacken, kann ein solch anspruchsvolles Projekt auf die Bühne gebracht werden.

Sie sehen es als Selbstverständlichkeit an, die Künstler am Bahnhof abzuholen, beim Bühnenaufbau Hand anzulegen und Notenpulte aufzustellen. „Wir sind ein Paradebeispiel für Kulturinstitutionen, die normalerweise stark hierarchisch aufgestellt sind“, erklärt Grünauer.

1983 wird erstmals eine kleine Oper auf die Bühne gebracht

Die Rathaus-Oper wurde damals von Peter Bauer ins Leben gerufen. Anfang der 1980er-Jahre kam er nach Konstanz und war voller Tatendrang, die Stadt musikalisch zu bereichern. Als er den Innenhof des Rathauses sah, hielt er diesen für prädestiniert, um etwas Neues auszuprobieren. „Die Idee, mit professionellen Musikern an einem Opernprojekt zu arbeiten, war reizvoll“, erzählt der Initiator. Bauer fand Gleichgesinnte und brachte 1983 erstmals eine kleine Oper auf die Bühne.

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Als die städtische finanzielle Unterstützung für die Rathaus-Oper ins Wanken geriet, kam es zu einer Krise, die glücklicherweise ein gutes Ende nahm, sodass die Opernarbeit fortgesetzt werden konnte. Daraufhin wurde der Förderverein gegründet, der das Projekt bis heute finanziell fördert und unterstützt. „So ein Projekt auf den Weg zu bringen, ist das eine, es zu etablieren und durch kleine Krisen zu bekommen, das andere“, erinnert sich Bauer.

Etwas stolz ist der Initiator dann doch, dass es bis heute jedes Jahr ohne Unterbrechungen eine Inszenierung im Ratshaushof gab. 2019 übergab er den Dirigentenstab an Eckart Manke und freut sich seither, die Aufführungen vom Zuschauerplatz aus anzusehen.

Mit „Pagliacci“ feiert die Rathaus-Oper nun Geburtstag

Zum runden Geburtstag hat sich das Team für die Oper „Pagliacci“ von Ruggero Leoncavallo entschieden, die vor Jahren schon einmal im Rathaushof aufgeführt wurde. Um eine große italienische Oper im überschaubaren Rathaushof aufführen zu können, arrangierte der Schweizer Komponist Martin Derungs damals eine Fassung für eine kleine Besetzung mit 15 Orchestermusikern.

Instrumente wie Tuba, Akkordeon, Harfe und Saxophon überraschen, denn sie gehören nicht zur klassischen Besetzung eines Kammerorchesters. Dirigent Eckart Manke ist besonders beeindruckt von Regisseur Andreas Merz-Rykov, der normalerweise an Theatern tätig ist.

Bei den ersten Proben im Rathaushof zum Jubiläum der Rathausoper gibt Eckart Manke (r.) als musikalischer Leiter gibt den Takt an und ...
Bei den ersten Proben im Rathaushof zum Jubiläum der Rathausoper gibt Eckart Manke (r.) als musikalischer Leiter gibt den Takt an und Korrepetitor Bernhard Renzikowski (l.) ersetzt am Klavier zunächst das Orchester, das erst später dazukommt. | Bild: Carolin König

Sein Debüt bei einer Opernproduktion stellt ihn nun vor die Herausforderung, Schauspiel, Orchester und Gesang zu koordinieren. Die rund 30 Bühnenkünstler müssen sich innerhalb kürzester Zeit aufeinander einstellen und miteinander agieren. „Wir versuchen, so effizient und zeitökonomisch wie möglich zu arbeiten“, erklärt Grünauer, denn die Künstler müssen bezahlt und mitten in der Urlaubszeit in Konstanz untergebracht werden.

Auch hier zeigt sich die große Familie der Rathaus-Oper und des Fördervereins hilfsbereit. „Wir können unsere Künstler privat unterbringen, sonst wäre das finanziell trotz der Unterstützung der Stadt und des Landes nicht realisierbar“, betont Grünauer. „Zudem haben wir eine sehr gute Zusammenarbeit mit dem Theater und der Philharmonie, wo wir beispielsweise Bühnenbilder erstellen und Probenräume nutzen können“, erklärt er weiter.