Vor der historischen Fassade des Konstanzer Münsters steht eine riesige… Stopp. Pssst! Was da an markanter Stelle platziert wurde, dürfen im Moment noch nur ganz wenige Menschen wissen. Die Mitarbeiter des Konstanzer Theaters natürlich, die hier das Bühnenbild für das Freilicht-Stück dieses Sommers aufgebaut haben. Die Schauspieler, die Dramaturgin, die Inspizientin, die Musiker natürlich.

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Und nun sind auch neun Leserinnen und Leser des SÜDKURIER und ihre Begleiter zu Geheimnisträgern geworden. Sie durften im Wortsinn hinter jene Kulissen blicken, die dem Auge der Öffentlichkeit zunächst noch vorenthalten sind.

Das Münsterplatz-Theater: Stück, Termine, Preise

Bühnenbild, Kostüme, wesentliche Ideen der Regie – das alles soll bis zum Premierenabend eine Überraschung bleiben. Und diejenigen, die zehn Tage vorab schon einmal spickeln durften, können bestätigen, dass es da durchaus einige Ah‘s und Oh‘s geben wird.

Immerhin geht es um die Liebe, um das Bild vom eigenen Körper und um bizarre auch gesellschaftliche Vorstellungen. All das bringt der Molière-Klassiker schon mit, der in der Konstanzer Version „Der eingebildet Kranke“ heißt und am Freitag. 16. Juni, auf dem Münsterplatz Premiere hat.

Eintauchen in eine besondere Welt

„Eingebildet Kranke“ – Moment mal, fehlt das nicht ein E? Heißt das Stück nicht „Der eingebildete Kranke“? Dramaturgin Doris Happl hilft weiter: Es geht ja nicht um einen Menschen, der eingebildet im Sinne von arrogant ist, sondern um einen, der sich seine Krankheit lediglich einbildet.

Und dann erzählt sie gleich auch noch, was eine Dramaturgin eigentlich macht. In Kurzform ist sie der Dreh- und Angelpunkt einer Produktion, bei ihr laufen die Fäden zusammen, sie koordiniert Technik und Organisation, sie baut Brücken zum Publikum und unterstützt die Regie. Wie groß dieser Aufwand ist, können die Gäste vom SÜDKURIER schnell umreißen, als sie hören, dass am Theater zwar 22 Schauspielerinnen und Schauspieler arbeiten, aber auch über 100 weitere Menschen in allen möglichen Berufen vom Schlosser bis zur Pressesprecherin.

Das Theater muss Kompromisse eingehen

So wird aus dem Blick hinter die Kulissen ein Spätnachmittag des Staunens und des Lernens. Die Gäste wissen jetzt nicht nur, was eine Dramaturgin macht. Sie haben auch erfahren, dass die Proben zu einem neuen Stück etwa sieben Wochen vor der Premiere beginnen. Dass ein wesentlicher Moment die AMA-Probe ist (“Alles mit Allem“, wenn Ensemble, Bühnenbild und Technik zusammenkommen).

Ein Hingucker: Noch lässt sich das Theater nicht in die Karten schauen, was die Besucher bei der Open-Air-Produktion „Der ...
Ein Hingucker: Noch lässt sich das Theater nicht in die Karten schauen, was die Besucher bei der Open-Air-Produktion „Der eingebildet Kranke“ alles erwartet. Aber beim Probenbesuch zeigte sich schon mal: Es wird lustig und auch ein bisschen schrill. | Bild: Bild: Theater Konstanz/Ilja Mess

Die regelmäßigen Theatergänger unter ihnen sind beeindruckt, wie schnell sich die Schauspieler und Schauspielerinnen ihre Rollen erarbeiten müssen. Und sie hören, dass das Theater leider gar nicht alle Lichteffekte ausnutzen kann. Denn Anwohner am Münsterplatz, sagt Theater-Pressesprecherin Dani Behnke, hätten durchgesetzt, dass um 22 Uhr Schluss sein muss. Zu einer Zeit, in der es Ende Juni erst langsam dunkel wird. Lieber, sagt Behnke, würde man erst um 20.30 mit dem Stück beginnen und nicht schon um 19 Uhr.

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In der Probe erleben die Gewinner der Aktion „Der SÜDKURIER öffnet Türen“ dann auch noch mit, wie eine Idee erfolgreich auf die Bühne kommt. Regisseurin Christina Rast lässt einzelne Szenen mehrfach proben, damit am Ende der präzise gesetzte Witz, die ironische Körpersprache, das im besten Sinne theatralische Kostüm so rüberkommen, als sei das alles ganz einfach, leicht und selbstverständlich. Die kleine Blechbläser-Kombo muss wieder und wieder die gleichen Takte spielen, und Anne Rohde muss in ihrer Rolle der Béline, Frau des ach so kranken Argan, mehrfach hintereinander eine große Treppe hinaufstürmen zum… Stopp. Pssst!