Die Stadt Konstanz gibt viel mehr Geld aus, als sie hat: Auf 15 Millionen Euro hat Oberbürgermeister Uli dieses Defizit zuletzt taxiert – pro Jahr. Und an der düsteren Prognose hat sich nichts geändert, eher im Gegenteil: Der lahmende Aufschwung, die Kostenexplosion bei Bauvorhaben und der Tarifabschluss für den Öffentlichen Dienst haben die Lage verschärft. Und das bekommen auch die Theaterbesucher zu spüren – zumindest ein bisschen.
Rund 220.000 Euro spart Intendantin Karin Becker in ihrem Etat pro Jahr ein. Wie freiwillig das geschieht, darüber gibt es verschiedene Meinungen. Tatsächlich scheint ihr aber diese Summe immer noch akzeptabler als das, was eigentlich droht.
Der Gemeinderat hat beschlossen, dass auch eine Kürzung von 20 Prozent des Etats zu prüfen ist. Das wäre eine sehr viel höhere Summe – über eine halbe Million Euro. Unklar ist derzeit, ob sich die Politik dazu durchringen will und kann.
Stadttheater, Spiegelhalle, Werkstattbühne: Darauf will man nicht verzichten
Das Theater antwortet darauf, dass es zwar spart – aber nicht in der Höhe, dass es einen harten Gemeinderatsbeschluss zur kommenden Spielzeit noch umsetzen könnte. Das bestätigte Intendantin Karin Becker jüngst bei der Pressekonferenz zur Saison 2023/2024.
Das Programm sieht ausdrücklich Premieren an allen drei Spielstätten – neben dem Theater in der Konzilstraße selbst auch die kleine Werkstattbühne in einem Nebengebäude sowie die Spiegelhalle direkt am Hafen – vor. Das ist deshalb bemerkenswert, weil in der Verwaltung durchaus Überlegungen kursieren, durch die Aufgabe einer Spielstätte einen ordentlichen Batzen am Stück einzusparen.
Wer wird zum Sommer das Stadttheater Konstanz verlassen?
Dennoch bekommen die Zuschauer zu spüren, dass am Theater weniger Geld vorhanden ist. Das Spielzeitheft ist merklich dünner geworden, die Opulenz früherer Jahre ist vorbei. Was sich stärker bemerkbar machen wird: Das Ensemble schrumpft von 22 auf 20 Köpfe.
Fünf Schauspieler verlassen das Haus zum Sommer, nur drei kommen nach. Die Konstanzer müssen sich von Maëlle Giovanetti, Sebastian Haase, Miguel Jachmann, Dominik Puhl und Burkhard Wolf verabschieden. Neu engagiert sind Ulrich Hoppe, Leonard Meschter, Lilian Prent.





Statt 22 Premieren sind es nächste Saison nur noch 18
Auch die Zahl der Premieren geht zurück. 22 Stücke hatte Intendantin Karin Becker mit ihrem Team in der nun zu Ende gehenden Spielzeit neu aufgeführt. In der kommenden werden es nur noch 18 sein. Mit dem kleineren Ensemble müsse auch die Arbeitslast verringert werden, sagt die Theaterchefin: „Ich will und werde meine Leute nicht verheizen.“
Dennoch könnten sich die Theaterbesucher auf eine vielfältige Saison freuen – und die die Abonnenten mit ihren üblicherweise zehn Theaterabenden stellt sich überdies der Effekt ein, mehr vom Gesamtschaffen des Theater sehen, weil es weniger Produktionen außerhalb des Abos gibt.
Und wenn der Gemeinderat nun im Sommer tatsächlich beschließt, dass die 20-Prozent-Kürzung am Theater unvermeidlich ist? Karin Becker hält es – wie übrigens auch andere von einer Kürzung betroffene Institutionen von Philharmonie bis Sport – erst einmal für unrealistisch, so viel einsparen zu können. Und sie räumt auf Nachfragen ein, dass das Haus auf so ein Szenario in keiner Weise vorbereitet ist.
Greift Kulturbürgermeister Osner einem Gemeinderatsbeschluss einfach vor?
Sich auch einen Spar-Hammer einstellen zu müssen, hält Karin Becker allerdings auch gar nicht für erforderlich: Ihr Vorgesetzter – das ist Kulturbürgermeister Andreas Osner – habe ihr fest zugesagt, dass sie den Spielplan 2023/24 mit allen geplanten Premieren und allen drei Spielstätten so umsetzen könne.
Ob der Gemeinderat diese vorab getroffene Bürgermeister-Entscheidung tatsächlich mitträgt, ist allerdings noch nicht offen. Nicht auszuschließen ist also, dass es nicht dabei bleibt, dass zwei Schauspieler weniger bei vier Premieren weniger auf der Bühne stehen.