Thomas Bollinger ist ein weit gereister Mann. Als der studierte Architekt und Immobilien-Händler vor elf Jahren das Restaurant Holly‘s eröffnete, war ihm klar: Das Haus soll sich abheben von Mitbewerbern, nicht nur, was die Qualität der Speisen und Getränke angeht – auch und vor allem beim Inventar wie Couches, Tischen, Stühlen, Accessoires oder Lampen. „Das, was man hier sieht, ist das Ergebnis von 17 Reisen um die Welt“, erzählt Thomas Bollinger, der mit dem Holly‘s „den Gästen für eine kurze Zeit einen Urlaub und eine Auszeit vom Alltag schenken“ wollte.

Doch nun entschloss er sich, das Restaurant zu schließen und als Eigentümer der Immobilie an einen Nachfolger zu verpachten – er rechnet damit, dass im Juli Neueröffnung ist. Da noch nichts feststeht, möchte er zum jetzigen Zeitpunkt nichts Näheres verraten. Das Inventar jedoch – das hat er an zwei Tagen in einen freien Verkauf im Restaurant gegeben. Und das, was bisher nicht verkauft werden konnte, wartet in einem Raum in der Reichenaustraße 19 auf zahlungswillige Abnehmer.
Wer kauft das Inventar? und warum?
Manuela Wüst hat in den sozialen Netzwerken vom Ausverkauf gehört. „Es ist so schade, dass das Holly‘s zumacht. Wir waren so oft hier, um Cocktails zu trinken und zu essen. So etwas wie das Holly‘s gibt es sonst nicht in Konstanz“, sagt sie.
Schnell war ihr aber klar, dass sie ein kleines Stück des Restaurants, das ihr so viele schöne Stunden beschert hat, mit nach Hause nehmen möchte – also hat sie eine buddhistische Ton-Büste sowie einen künstlichen Kaktus erstanden. „Die Figur kommt ins Schlafzimmer“, erzählt Manuela Wüst. „Der Kaktus irgendwo anders hin daheim. Die Einrichtung hier ist so stilvoll, da muss man echt aufpassen, dass man nicht alles kauft.“ Sie sei schon sehr gespannt, was als Nächstes in die Räume einzieht: „Es wird ja auf jeden Fall erneut ein Restaurant werden. Mal sehen, ob das mithalten kann mit dem Holly‘s.“
Salakjet Korb ist eine passionierte Köchin – sie liebt es, in der Küche ihre kulinarischen Fantasien auszuleben. „Ich war zwar schon öfter hier zum Kaffee und Kuchen, wusste aber nicht, was mich erwartet“, erzählt sie. „Eine Freundin hat mir von dem Verkauf berichtet, daher sind wir gemeinsam hierhergekommen.“ Schließlich hat sie sich für Schüsseln und Teller entschieden. „Das hat alles zusammen nur rund 40 Euro gekostet.“

Susanne Fendrich war Stammgast im Holly‘s. „Weihnachtsfeiern, Treffen mit Freunden, im Sommer draußen auf der Terrasse am Seerhein – wir waren so oft hier“, sagt sie. „Es ist sehr, sehr schade und eigentlich eine Schande, dass das Haus zumacht. Die Atmosphäre war immer einzigartig. Als ich zum ersten Mal hier war, stand ich minutenlang mit offenem Mund herum.“ Und doch freut sie sich, dass sie ein kleines Stück Holly‘s mit nach Hause nehmen kann – sie hat zwei Stehlampen gekauft. „Die kommen rechts und links neben mein Bett.“
Susanne Wegner freut sich, als sie bekannte Designer-Stühle entdeckt – für einen guten Preis. „Die sind sehr stabil und super verarbeitet, die halten noch viele Jahre. Einfach klasse“, sagt sie dem SÜDKURIER vor Ort.

Und trotzdem hat sie auch ein weinendes Auge, „denn es ist sehr schade, dass das Holly‘s Vergangenheit ist. Wir waren oft hier: Einschulung der Kinder, Treffen mit Freunden und Familie. Wirklich sehr schade. Hoffentlich ist der Nachfolger genauso gut“. Die Designerstühle haben bereits einen fest eingeplanten Platz: nämlich in der Praxis der Kinderärztin in Zürich.
Auch Gastronomen shoppen
Die Mitglieder der Familie Tran sind seit vielen Jahren Gastronomen – in Konstanz betreiben sie derzeit das Keki Chicken am Bodanplatz, zuvor waren sie unter anderem in Stuttgart aktiv. Im Holly‘s verbrachten sie viele Stunden, „denn die Lage ist so schön. Der Blick ist fantastisch. Hoffentlich ist das nächste Restaurant auch so gut“, sagt Thuy Tran, gelernte Köchin.

Beim Ausverkauf haben sie ebenfalls zugeschlagen: neben Boxen mit Essig, Öl, Geschirr sowie Besteck fällt sofort der riesige Kronleuchter auf – den haben sie für über 1000 Euro erstanden. „Der ist für uns zu Hause“, sagen die Trans. „Der Rest kommt ins Restaurant, was für den Kronleuchter leider zu klein ist.“