„Ich bin zweigleisig gefahren bei to go“, stellt Sandra Kratzer, die seit März 2022 den Camping-Kiosk am Klausenhorn in Dingelsdorf betreibt, fest. Zwar habe sie auch Geschirr von Recup und Rebowl gegen Pfand ausgegeben, aber auf Einweggeschirr nicht verzichtet. Damit ist jetzt Schluss. „Ab 2025 wird es bei mir kein Einweg mehr geben“, kündigt sie an. Sie will nicht die Verpackungssteuer umgehen, sondern sie stellt aus Überzeugung um.

Sie hat seit jeher Geschirr und Gläser, damit die Kundschaft vor dem Kiosk Essen und Getränke genießen können. Für das Mitnahmegeschäft gibt sie auch Mehrweggeschirr aus; die Kundschaft darf aber auch eigenes Geschirr mitbringen, skizziert Kratzer ihre Vorgehensweise.

Kundschaft wollte Einweg

Bei Bechern, für die sie einen Euro Pfand verlangt, gab es nie Probleme, doch bei fünf Euro für Rebowl scheuten sich einige, das Mehrweg-Angebot zu nutzen. Aber: „Es gibt viele Camper, die ihr Essen zu ihrem Wohnwagen mitnehmen und Einweg wollten“, schildert Kratzer. „Einweg ging immer am meisten“, blickt sie zurück. „Ich selbst fand das so traurig, Essen in teurem Einweggeschirr auszugeben und 20 Minuten später landet es im Mülleimer.“

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Ab der kommenden Saison will sie komplett auf Mehrweg umstellen, „weil es so Blödsinn ist“, so Kratzer. Nicht einmal Pommesgabeln aus Plastik will sie anbieten. „Aperol und Lillet gibt es nur noch im Glas ohne Strohhalm. Papierstrohhalme mag eh kein Mensch.“

Das wird wohl nicht jedem Gast gefallen, aber Sandra Kratzer will es „rigoros“ durchziehen. „Du musst knallhart sein und keine Angst haben, dass die Gäste nicht wiederkommen. Es gibt Leute, die das bewundern“, ist sie überzeugt. Außerdem weiß sie, dass auf einem Campingplatz die Umstellung leichter zu realisieren sei.

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Auch sie hat „Problemkinder“

Aber auch sie steht vor Herausforderungen, denn noch gibt es nicht für alles eine alternative Mehrwegverpackung. Pizza und Kuchen sind ihre „Problemkinder“, wie sie sagt. Ihre Pizza ist oval und passt nicht in ein Mehrweggeschirr; ähnlich ist es mit den Kuchenstücken. Sie will sich zunächst mit Mehrwegtellern behelfen, auf einen Deckel muss sie allerdings noch verzichten.

Zur Not – also falls es keine praktikablen Mehrweg-Alternativen in absehbarer Zeit geben sollte – „fliegen vielleicht Produkte aus meinem Sortiment“, meint Sandra Kratzer. Sie ist aber überzeugt, dass die Hersteller umso rascher an Lösungen arbeiten werden, je schneller und höher der Bedarf steige. Wünschenswert sei ihrer Ansicht nach, dass sich die Konstanzer Betriebe möglichst auf zwei bis drei Anbieter von Mehrweggeschirr einigten, damit die Gäste eine große Auswahl an Rückgabestellen hätten.

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Sandra Kratzer hat sich der Arbeitsgemeinschaft #nullcent angeschlossen. „Wir wollen unsere Kollegen überzeugen, dass Mehrweg eine tolle Sache und die Zukunft ist und Bindeglied zwischen der vermeintlich bösen Stadt und den Kollegen sein, die es gar nicht machen wollen.“