Rektorin Mona Schilkowski ist sich sicher: „Bei uns herrscht Lebensgefahr!“ Sie spricht von den Straßen vor der Sonnenhalde-Grundschule, der größten von Konstanz mit 420 Schülern. Diesen drohten schwere Unfälle, weil es vor der Schule unübersichtlich und eng zugehe. Der Elternbeirat der Schule ist derselben Meinung.

Auch Anwohnerin Frederike Jorga ist die dramatische Lage aufgefallen. Sie setzt sich dafür ein, dass die Uhlandstraße zur verkehrsberuhigten Zone und der vordere Teil des Höhenwegs ab der Friedrichstraße zur Einbahnstraße wird. Sie hat mindestens 150 Bürger hinter sich, die sofort unterschieben haben, als sie die Initiative startete. In der Bürgersprechstunde des Gemeinderats an diesem Donnerstag will sie das Anliegen vorstellen. Die Stadträte Swetlana Wiedenbeck (Junges Forum) und Jürgen Ruff (SPD) unterstützen es.

Jorga sah Kinder in Gefahr, weil der Höhenweg eng ist, die Autos abwärts viel schneller fahren, als es in der Spielstraße erlaubt ist, weil es keine Gehsteige gibt und Autos kaum aneinander vorbei kommen. Sie habe sich mehrfach schützend vor Kinder gestellt und Fahrzeuge ausgebremst. „Da werde ich zur Löwenmutter.“ Auch Menschen im Rollstuhl aus dem nahen Heim der Caritas seien in Gefahr.

Vor der Grundschule Sonnenhalde soll es durch einen verkehrsberuhigten Bereich sicherer werden, dafür setzen sich ein (von links): die ...
Vor der Grundschule Sonnenhalde soll es durch einen verkehrsberuhigten Bereich sicherer werden, dafür setzen sich ein (von links): die Elternbeiräte Sarah Stoschek mit Sohn Ardijan, Melina Haake, Barbara Binder, Rektorin Mona Schilkowski, Anwohnerin Frederike Jorga. Die Stadträte Swentlana Wiedenbeck (Junges Forum) und Jürgen Ruff (SPD) unterstützen das Vorhaben. | Bild: Claudia Rindt

„Seit vier Jahren wohne ich hier und sehe das Problem“, sagt Jorga. Sie schlägt eine Einbahnstraßenregelung für diesen Teil des Höhenwegs vor. Auch vor der Grundschule Sonnenhalde entdeckte sie Mängel durch zu schnell fahrende, rangierende oder parkende Autos. Dort in der Uhlandstraße gilt bisher, wie vor so vielen Grundschulen, Tempo 30. Sie würde das Areal gern zur verkehrsberuhigten Zone umwandeln, in der Schrittgeschwindigkeit vorgeschrieben ist.

Doch ist das wirklich notwendig? Elternbeiräte der Grundschule, die Rektorin und die Anwohnerin sagen Ja. Denn Autofahrer hielten sich nicht an die bisher vorgeschriebene Geschwindigkeit, vor allem bergab. Zusätzlich versperrten parkende und rangierende Fahrzeuge die Sicht. Das alles kann man sich vor Ort selbst anschauen.

Das könnte Sie auch interessieren

Parkende Autos versperren die Sicht

Auch an den Parkplätzen vor der Schule ist die Lage gefährlich. Neben offiziellen Stellplätzen befindet sich dort ein Übergang. Doch ein Kind kann bei vollem Parkplatz gar nicht sehen, ob aus Richtung Friedrichstraße ein Auto kommt oder nicht. Es muss dazu die Fahrbahn betreten. Auf dem Parkplatz sind vor allem hohe Autos abgestellt, wie sie heute üblich sind. Hier wäre vielleicht ein Spiegel hilfreich, stellt Stadtrat Jürgen Ruff fest.

Rektorin Schilkowski sieht Gefahren für die Kinder durch passierende Autos, aber auch durch die Fahrzeuge der Eltern, die ihren Nachwuchs direkt bis vor die Schule kutschieren. Seit Jahren kämpft sie gegen die Elterntaxis. Es gehe nicht um Erwachsene, die ausnahmsweise ihr Kind fahren, sondern um diejenigen, die das immer machen. Denn auf der Fahrbahn in der Uhlandstraße wird es durch rangierende Fahrzeuge besonders unübersichtlich.

Mona Schilkowski, Rektorin der Sonnenhalde-Grundschule, sagt über den Straßenverkehr vor dem Gebäude, in dem 420 Schülerinnen und ...
Mona Schilkowski, Rektorin der Sonnenhalde-Grundschule, sagt über den Straßenverkehr vor dem Gebäude, in dem 420 Schülerinnen und Schüler unterrichtet werden: „Bei uns herrscht Lebensgefahr!“ | Bild: Michael Buchmüller | SK-Archiv

Die Grundschule hat eine kleine Broschüre, in der sie zeigt, wie Eltern in einem Radius von 300 Metern ihre Kinder sicher absetzen können. Das letzte Stück sollen sie zu Fuß gehen. „Ab hier benutze deine Füße, sag deinen Eltern liebe Grüße“, heißt es in dem Flyer. Für das Projekt „Sicher zur Sonnenhalde – natürlich zu Fuß“ gingen schon Schüler und Eltern auf die Straße.

Die Grundschule hat sogar ein neues Eingangstor geschaffen, um die Schüler auf sichere Pfade zu lenken. Um die Schule herum gibt es Parkverbote und Einfahrsperren. Doch manche ignorierten all das, sagt Schilkowski. Sie fotografiere immer wieder Autos, die im Parkverbot stehen, und leite die Bilder an die Stadt weiter. Wenn nur noch Schrittgeschwindigkeit zugelassen wäre, dann, so hofft sie, würden es sich Eltern zweimal überlegen, ob sie zur Schule mit dem Auto hochfahren.

Das könnte Sie auch interessieren

Straßenschild durch Zweige verdeckt

Im Technischen Ausschuss des Gemeinderates hieß es zuletzt, das Thema sei in der Verwaltung angekommen. Initiatoren und Eltern wollen aber sichergehen, dass Ämtervertreter die Dringlichkeit erkennen und schnell handeln. So richtig daran glauben können sie nämlich nicht. Sie verweisen auf das Spielstraßenschild am vorderen Höhenweg.

Es wird durch Zweige verdeckt. Obwohl dieser Missstand schon vor Wochen weitergetragen wurde, unter anderem im Mängelmelder der Stadt Konstanz, wurde dieses Schild bis Montagnachmittag nicht freigeschnitten. Das machen nun eventuell Nachbarn.

Wer den Höhenweg Richtung Friedrichstraße fährt, sah zuletzt vor lauter Ästen kaum das Schild fürs Schritt-Tempo.
Wer den Höhenweg Richtung Friedrichstraße fährt, sah zuletzt vor lauter Ästen kaum das Schild fürs Schritt-Tempo. | Bild: Claudia Rindt

Mona Schilkwoski ist es gewohnt, zur Selbsthilfe zu greifen. Sie schildert, wie sie einst selbst, zusammen mit Vätern, Tempoanzeiger installierte. So sehen Autofahrer wenigstens, wenn sie zu schnell sind. Zusammen mit Warnschildern, dass ein Schulweg kreuzt und Schulkinder auf dem Weg sind, sollten es eigentlich genügend Hinweise auf die gebotene Vorsicht sein. Wenn für jeden die Gefahren so offensichtlich sind, warum wird dann nicht schnell gehandelt, will Sarah Stoschek, stellvertretende Leiterin des Gesamtelternbeirats, wissen. Die Stadt hat jetzt die Chance dazu.