Ein Nachmittag auf dem Konstanzer Flugplatz: „Sehen Sie die kleinen Hopser?“, fragt Manuel Miller und deutet auf das Flugzeug, das in der Ferne landet. Tatsächlich, es hopst.
„Die Landebahn ist total uneben, ich frage mich, wann sie zuletzt gewalzt wurde“, sagt Miller. Die Walze dafür liegt in einer Ecke des Platzes.
Die Äste und Blätter auf ihr zeugen davon, dass sie länger nicht benutzt wurde.
Die ungepflegte Landebahn ist nur eines von vielen Dingen auf dem Flugplatz, die den Vielflieger schmerzen. Fünfmal die Woche hebt der Kreuzlinger mit dem Ultraleichtflugzeug, das laut ihm weniger als 5 Liter pro 100 Kilometer verbraucht, ab.
Viele Ideen: Ist er nur ein Träumer?
„Aus dem Flugplatz kann man so viel machen, es könnten sich Unternehmen auf einer Seite ansiedeln, außerdem könnte er von den Konstanzern und den Konstanzer Vereinen mitgenutzt werden – Festivals könnten stattfinden, Flugshows“, schwärmt er.
Miller ist nicht nur ein Träumer: Nach einer abgebrochenen Ausbildung entschied er sich, einfach selbst ein Unternehmen zu starten. Mittlerweile ist er Millionär, hat mehrere Häuser selbst renoviert, führt unter anderem ein Veranstaltungsunternehmen.
Ja, er ist ein echter Self-Made-Man, ein Macher. Und nun hat er der Stadt Konstanz ein großzügiges Angebot gemacht: Er will sich um den Flugplatz kümmern, er hatte angeboten, viele Millionen zu investieren.
Auch auf den Posten als Geschäftsführer hatte er sich beworben. Immer wieder wurde er hingehalten – das belegen interne Dokumente, die dem SÜDKURIER vorliegen. Über Umwege erfuhr er, dass „kein bezahlbarer Kandidat gefunden werden“ konnte. Auch diese Dokumente liegen dem SÜDKURIER vor.
Würde Job ehrenamtlich machen
„Ich wurde doch gar nicht nach meinen Gehaltsvorstellungen gefragt!“, ärgert sich der 32-Jährige. Er würde den Job sogar ehrenamtlich machen. Er braucht das Geld nicht. „Dass keiner wirklich mit mir gesprochen hat, hat mich schockiert. Ehrlich gesagt glaube ich, die Stadt will den Flughafen verfallen lassen.“
Die Feuerlöscher seien seit 15 Jahren nicht geprüft worden, die Infrastruktur sei heruntergewirtschaftet, die Signale, die den Piloten im Himmel helfen sollen, seien zugewuchert gewesen. Miller sagt, er habe sie dann eines Tages von Gewächsen befreit.
Andernorts seien Verkehrsflugplätze in der Größenordnung des Flugplatz Konstanz in top Zustand und bescherten den zugehörigen Gemeinden nennenswerte jährliche Einnahmen. In Konstanz jedoch, dieser Meinung ist Miller, „welches der schönste Flugplatz Deutschlands sein könnte“, werde dies aktiv unterbunden.
„Technologieunternehmen könnten sich ansiedeln, ein Flughafenrestaurant“, sagt der Geschäftsmann. Der Platz könnte „Job-Motor, Einkommensquelle und einzigartiges Biotop“ zugleich sein.
Gemeinderat will mitmischen
Der Konstanzer Gemeinderat will Einfluss auf den Flugplatz nehmen, das wurde in mehreren Sitzungen deutlich, so die Stadt auf Anfrage. Für Manuel Miller sei das gar kein Problem, sagt er. Gerne will er zusammen mit der Stadt das Gelände entwickeln. „Mir geht es darum, dass etwas passiert“, sagt er.
In diesem Moment landet wieder ein Flugzeug. Aus Rheinland-Pfalz, Manuel Miller kennt den Mann, der nun aussteigt, nicht. Spontane SÜDKURIER-Nachfrage beim Piloten, wie er die Landung fand: Er stellt sich als Yves Ringer vor. „Ja, die Landung“, er lacht, „der Flugplatz hat einen Ruf. Man überlegt sich zweimal, ob man in Konstanz landet, es ist recht holprig.“
Manuel Miller fügt hinzu, dass es teils Notlandungen gebe – und Schäden an den Flugkörpern wegen der unebenen Landebahn. Die beiden Männer kommen ins Gespräch. Als sich herausstellt, dass Yves Ringer aus Speyer stammt, ist Miller gleich begeistert. Erst vor kurzem habe er eine Dokumentation darüber gesehen, wie gut es am Flugplatz Speyer laufen würde. Trotz Corona. „Ja, das stimmt“, lacht Ringer in sich hinein.
In Vorbereitung auf diesen Artikel hat der SÜDKURIER bei der Stadt um ein Statement gebeten. Aus der Stadtverwaltung kam die Bitte, zu warten, bis die Sachbearbeiterin Charlotte Biskup wieder im Haus sei. Dies war am Montag der Fall.
Wie der SÜDKURIER im Anschluss aus der Pressestelle erfuhr, würde an just jenem Montag der Aufsichtsrat tagen, dem „ein Vorschlag für einen Geschäftsführer“ unterbreitet werden sollte. Dass der SÜDKURIER gebeten wurde mit dem Artikel zu warten, sei Zufall gewesen.
„Über weitere Gründe der Personalauswahl wird die Verwaltung keine öffentliche Stellung beziehen.“
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