Drohungen, Auflauern vor der Bürotür, anzügliche Kommentare: Vor allem Mitarbeiterinnen des Bürgeramts fühlten sich bei der Arbeit zunehmend unwohl, einige hatten sogar Angst. Noch bis vor wenigen Monaten trauten sie sich nicht allein auf den Flur, wenn dort bestimmte Kunden auf sie warteten.

Diese Zeit ist nun vorbei. Denn seit Anfang Dezember 2024 sorgt ein Security-Mitarbeiter im Verwaltungsgebäude an der Laube für ein besseres Sicherheitsgefühl. „Dass jetzt jemand da ist, den man im Ernstfall schnell dazurufen kann, wird von unseren Kollegen durchweg positiv aufgenommen“, sagt Bettina Parschat, Leiterin des Bürgeramts.

Bettina Parschat, Leiterin des Bürgeramts, erklärt: „Dass jetzt jemand da ist, den man im Ernstfall schnell dazurufen kann, wird von ...
Bettina Parschat, Leiterin des Bürgeramts, erklärt: „Dass jetzt jemand da ist, den man im Ernstfall schnell dazurufen kann, wird von unseren Kollegen durchweg positiv aufgenommen.“ | Bild: Kirsten Astor

Leiterin stellt klar: „Der Großteil ist ungefährlich!“

Sie arbeitet seit 25 Jahren im sehr offen konstruierten Verwaltungsgebäude an der Laube und wurde selbst schon mit einem erhobenen Stuhl bedroht. Gerade das Bürgeramt bietet aufgrund einiger Themenbereiche Angriffsflächen: Dort kümmern sich die Mitarbeitenden unter anderem um Waffenrecht, Unterbringung psychisch Kranker oder Anschlussunterbringung von Flüchtlingen, Aufenthaltsrecht, Beschlagnahmung gefährlicher Hunde oder Wohnungsverweise nach häuslicher Gewalt.

„Zu uns kommen mehrfach wöchentlich Vorbestrafte, psychisch Kranke und aggressive Kunden“, so Parschat, die aber betont: „Der Großteil ist ungefährlich!“ Damit sich die Angestellten aber auch in brenzligen Situationen nicht alleingelassen fühlen, ist nun ein kleines Security-Team zu den Öffnungszeiten des Verwaltungsgebäudes im Einsatz. Vor Ort ist immer jeweils nur einer von ihnen.

Lange und verzweigte Flure, viele Büros und Eingänge: Das Verwaltungsgebäude an der Laube ist aus heutiger Sicht viel zu offen gebaut.
Lange und verzweigte Flure, viele Büros und Eingänge: Das Verwaltungsgebäude an der Laube ist aus heutiger Sicht viel zu offen gebaut. | Bild: Kirsten Astor

„Wir haben drei Mitarbeiter ausgesucht, die nicht nur vielen Bürgern bereits bekannt sind, sondern die auch selbst sehr viele Menschen kennen, die schwierig werden könnten“, sagt Harald Lischkowitsch vom Unternehmen SAS Services, das im Bürgeramt präsent ist. Durch Einsätze in Gerichten und der Psychiatrie seien sie gut vorbereitet.

„Diese drei Männer können gut kommunizieren, aber durchaus auch deutlich werden“, begründet der Firmenteilhaber die Auswahl. Wer jetzt als Bürger das Verwaltungsgebäude an der Laube betritt, bleibt nicht mehr unbeobachtet. Der jeweilige Sicherheitsmann mustert die Eintretenden, verhält sich wohlwollend und freundlich.

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„Er kann dabei helfen, den richtigen Weg in ein Büro zu finden oder Termine zu vereinbaren“, sagt Bettina Parschat. „Ein schöner Nebeneffekt ist, dass kein Kunde mehr suchend durch die Gänge irrt.“ Die Angestellten hätten ihn aber auch schon gerufen, „wenn sich ein Kundengespräch in eine komische Richtung entwickelte“, erzählt die Bürgeramtsleiterin.

Einmal sei ein Mann um den Schreibtisch herumgekommen, um Einblick auf den Computerbildschirm zu erhalten. „Der Sicherheitsmann hat dann für Ordnung gesorgt“, sagt sie und ergänzt: „Wir haben hier viele kleine Büros, in denen zwei Schreibtische stehen. Wenn es Probleme mit einem Kunden gibt, haben die Mitarbeiter keine Chance, an ihm vorbeizukommen.“

Zweimal ruft der Sicherheitsmann die Polizei

Bislang reiche meist die reine Anwesenheit des Mannes in Uniform, um Schlimmeres zu verhindern. „Er musste in wenigen Fällen aber auch vom Hausrecht Gebrauch machen und Bürger aus dem Gebäude bringen“, sagt Bettina Parschat. Zweimal habe er die Polizei alarmiert. Denn wenn sich jemand zur Wehr setzt oder gleich wieder ins Haus kommt, sobald er vor die Tür gebracht wurde, endet die Zuständigkeit des Sicherheitsdienstes.

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Nötig war der Eingriff des Securitymannes beispielsweise bei einem Obdachlosen. „Der kommt öfter mit Sack und Pack ins Bürgerbüro und wird laut, wenn man ihm sagt, dass man ihm mit seinem Anliegen nicht helfen kann“, berichtet die Amtsleiterin. „Das sorgt auch bei anderen Kunden für Verunsicherung. Früher mussten unsere Angestellten eingreifen, nun haben wir dafür einen Profi.“

Harald Lischkowitsch hält dies für unbedingt notwendig. „Allein durch die Präsenz unserer Leute wird das Querulantensein erschwert“, sagt er. Seine Bilanz nach drei Monaten ist klar: „Die Security macht im Bürgeramt Sinn. Die Zeit, in der jeder überall einfach reinlaufen kann, ist vorbei.“

„Allein durch die Präsenz unserer Leute wird das Querulantensein erschwert“, sagt Harald Lischkowitsch, Teilhaber der Sicherheitsfirma ...
„Allein durch die Präsenz unserer Leute wird das Querulantensein erschwert“, sagt Harald Lischkowitsch, Teilhaber der Sicherheitsfirma SAS Serives. | Bild: Kirsten Astor

Auch angesichts jüngster Vorfälle wie Messerangriffe und Bedrohungen durch Schusswaffen in Konstanz nimmt das Sicherheitsempfinden vieler Bürgerinnen und Bürger ab. Harald Lischkowitsch sagt: „Ich höre oft Kommentare wie ‚Jetzt steht schon Security im Bürgeramt.‘ Aber ich finde es wichtig, dass die Stadt hier ein Zeichen setzt.“