Sind die vollen Busse nur Einbildung? Das könnte meinen, wer am Donnerstagabend im Bodenseeforum den Ausführungen des Stadtwerke-Geschäftsführers und damit Hauptbusverantwortlichen Norbert Reuter vor dem Gemeinderat lauschte.

Obwohl Elternvertreter, Schüler und Schulleiter sowie Lokalpolitiker und Leser des SÜDKURIER Alarm schlugen wegen zu voller Schulbusse während der Corona-Zeit, ist dieses Problem laut Reuter so nicht vorhanden. Er habe sich doch sehr gewundert, dass der SÜDKURIER mehrfach darüber berichtet hatte. Bei ihm seien nämlich keine Beschwerden angekommen. Doch wer hat recht?

Oder ist es ein Missverständnis?

Im Gemeinderat präsentierte Norbert Reuter zur Untermauerung seiner These Zahlen, Nahaufnahmen der Busse und Fakten – obwohl das nicht Teil der straffen Tagesordnung war. So viel Eigeninitiative überraschte und begeisterte die Stadträte.

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Laut Reuter melden die Busfahrer seit Schuljahresbeginn nach dem Dienst akribisch, wie voll die Busse waren. Wegen Corona liege man momentan nur bei einer Auslastung von 60 Prozent im Vergleich zum Normalzustand. So weit so gut. Gleichwohl, eine Stunde vor Schulbeginn sei die höchste Auslastung am Tag, so Reuter.

Norbert Reuter, Geschäftsführer der Stadtwerke Konstanz.
Norbert Reuter, Geschäftsführer der Stadtwerke Konstanz. | Bild: Jarausch, Gerald

In diesem Zeitraum fahren über Allmannsdorf neun Busse innerhalb von 30 Minuten. Allerdings werde einer davon besonders stark frequentiert: Die Linie 13/4 um 7.21 Uhr, die direkt zum Suso-Gymnasium fährt. Deshalb ist dort ein größerer Anhängerbus im Einsatz.

Zwölf Busse über Wollmatingen Rathaus

Auf der anderen Hauptachse über Wollmatingen Rathaus verkehren in dieser Zeit zwölf Busse. Am stärksten ausgelastet ist der Schulbus 4/13 um 7.27 Uhr zur Gemeinschaftsschule, deshalb transportiert auch hier ein Anhängerbus Schüler. Neu ist seit Anfang der Woche ein Verstärkerbus auf Linie 2/12 um 7.19 Uhr im Einsatz.

„Diese Überschreitung haben wir nicht“

Obwohl die Stadtwerke, wie Reuter vorrechnet, für die Zusatzbusse keine Förderung vom Land bekommen können. Dafür müsste zum Beispiel beim Anhängerbus die Zahl von 79 Fahrgästen regelmäßig überschritten werden. „Diese Überschreitung haben wir nicht.“

Sprich: Die Stadtwerke haben bereits gehandelt und wollen mit Verkehrsmeistern ab jetzt Fahrgäste noch besser auf Busse verteilen, die im Abstand von wenigen Minuten fahren (siehe Infobox). Dann zeigte Norbert Reuter Fotos einzelner Busse samt verpixelter Insassen. Er kommentierte mit „sehr mäßige Besetzung“ oder „viele Sitzplätze frei“.

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„Diese Bilder kann ich nicht bestätigen“, meldete sich Dorothee Jacobs-Krahnen von der Freien Grünen Liste (FGL). Von ihrer Wohnung aus sehe sie gequetscht volle Busse – nach Schulschluss allerdings. „Wir können die nicht feststellen“, sagte Norbert Reuter.

Zahide Sarikas von der SPD ergänzte, dass Linie 2 und 3 nach Wollmatingen zwischen 11 und 15 Uhr immer voll seien. Und Christel Thorbecke (FGL) fragte: „Ich will das nicht werten, aber da war für mich ein großer Widerspruch zwischen der Empörung der Bevölkerung, die wirklich heftig war, und Ihren Fotos.“ Ob er sich darüber Gedanken mache, wie dieser Widerspruch zustande komme.

„Also ich kann es Ihnen auch nicht erklären, bei uns ist zumindest nichts angekommen“, sagte der Stadtwerke-Geschäftsführer. Und forderte Zahide Sarikas auf: „Sagen Sie uns die Linie, wir haben sowohl Fahrer als auch Fahrzeuge, um zu verstärken.“ Wenn es vereinzelte Kurse gebe, die überlastet seien, würde man auf Zuruf handeln. Die Konstanzer sollten sich bei ihm melden.

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Wolfgang Müller-Fehrenbach von der CDU fragte, ob man die Präsentation auch an Elternvertreter und Schulleitungen schicken könne. „Das würde sehr zur Versachlichung der Debatte beitragen.“