Die Debatte um überfüllte Busse zieht weiter Kreise. Nachdem sich vergangene Woche die Landtagsabgeordnete Nese Erikli (Grüne) in die von der Konstanzer CDU-Fraktion initiierte Diskussion eingeschaltet hatte, äußern sich nun auch Oberbürgermeister Uli Burchardt (CDU) und Landrat Zeno Danner.
Doch was sagen eigentlich die Schüler?
Lara Eckert kommt aus Litzelstetten und fährt täglich nach Konstanz zur Schule. „Der Bus ist vor allem morgens sehr voll“, sagt die 16-Jährige. Besonders ärgerlich: Obwohl der Bus als Schulbus gekennzeichnet sei, würden immer wieder ältere Personen einsteigen. „Der Busfahrer erklärt ihnen dann, dass es ein Schulbus ist, manche weigern sich trotzdem, auszusteigen.“ Und Vincent Kirschbaum, der mit den regulären Stadtbussen zum Suso-Gymnasium und wieder zurück fährt, sagt: „Die Busse sind maximal überfüllt.“
Volle Busse in Pandemie-Zeiten – dass sich viele Schüler, Eltern und auch SÜDKURIER-Leser darüber wundern, ist nachvollziehbar. Laut den Stadtwerken, die die Busse betreiben, tritt das Problem nicht flächendeckend, sondern nur zu Stoßzeiten auf. Deshalb lassen die Stadtwerke zu diesen Zeiten öfter Busse fahren, zum Beispiel auf den Linien 4/13 und 13/4. Außerdem wurden einige Fahrzeuge mit Anhängern verstärkt. Offiziell gilt ein Gelenkbus während der Pandemie als „zu voll“, wenn mehr als 70 Fahrgäste darin sind. Dieser Wert wird laut Stadtwerke-Geschäftsführer Norbert Reuter „nicht regelmäßig“ überschritten.
Ideen, die unter anderem von der CDU-Fraktion und Nese Erikli in die Debatte eingebracht worden sind, waren zum Beispiel, die Schulanfangszeiten zu entzerren oder Fördergelder vom Land für zusätzliche Busse zu beantragen. Laut Stadtwerken gibt es aber schon jetzt zu wenig Busfahrer. Das Werkstattpersonal müsse sogar eingesetzt werden.
Der Konstanzer Oberbürgermeister Uli Burchardt sagt auf SÜDKURIER-Anfrage, dass zwei Schulbuskurse auf den Ringlinien identifiziert worden seien, die vereinzelt zu voll waren. „Seit Oktober werden diese durch Anhängerzüge bedient. Das hat zu einer deutlichen Entspannung geführt.“
Unabhängig von einer möglichen Förderung wollten Stadt und Stadtwerke diese Lösung bei Bedarf auf andere Linien ausdehnen. „Die Stadtwerke berichten mir allerdings, dass in Konstanz auch in diesem Schuljahr weniger ein Angebotsproblem als ein Verteilungsproblem besteht“, schränkt Burchardt ein. Das heiße konkret: Die Fahrgäste könnten sich noch besser auf das verfügbare Angebot verteilen – und dennoch ihre Ziele gut erreichen. Zu dem Vorschlag, Schulanfangszeiten zu entzerren, äußerte er sich nicht.
Kreis setzt Verstärkerbusse ein
Landrat Zeno Danner sagt auf Anfrage: „Auch wir sehen das Problem, dass sich in vollen Bussen das Virus leichter ausbreiten kann. Daher arbeiten wir daran, Linien wo möglich zu verstärken, um die Situation zu entzerren.“ Konkret setzt der Landkreis auf insgesamt 10 Linien Verstärkerbusse ein. So fährt auf der Linie 204 zwischen Konstanz und der Reichenau seit diesem Montag zusätzlich ein Bus um 13.28 Uhr in Konstanz ab.
Gefördert werden die Verstärkerbusse seit dem 21. Oktober zu 95 Prozent. Voraussetzung: Die Sitzplätze müssen nachweislich wiederkehrend vollständig belegt sein – und bei Niederflurbussen weitere 20 Prozent der Stehplätze. Darüber hinaus wurden bei einer Schule in Trägerschaft des Landkreises die Öffnungszeiten entzerrt – es handelt sich um die Wessenbergschule. „Zu weiteren Schulen gibt es Überlegungen“, teilt Marlene Pellhammer, Sprecherin des Landratsamtes, mit.
CDU-Fraktion will im Bildungsausschuss über das Thema sprechen
Die CDU-Fraktion als Initiator der Debatte kommentiert die Lösungen: „Wir sehen, dass sich die Stadtwerke, die Stadtverwaltung und auch der Kreis um einen verantwortungsvollen Umgang mit diesem heiklen Thema sehr bemühen. Dabei wünschen wir uns weiterhin, dass das Land die Maßnahmen unbürokratisch unterstützt.“

Am heutigen Dienstag um 16 Uhr trifft sich der Konstanzer Bildungsausschuss. Dort sitzen alle an einem Tisch: Schulleiter, die Stadt als Träger der meisten Schulen sowie Elternvertreter. Die CDU will das Bus-Thema Thema dort noch einmal auf die Agenda bringen und die Beteiligten dazu befragen, die Fraktion hat eine entsprechende Anfrage an Bürgermeister Andreas Osner, Leiter des Ausschusses, gestellt. Die Fraktion wünscht sich „zumindest einen mündlichen Situationsbericht aus Sicht des Schulträgers“. Weitere Themen im Ausschuss sind Erstattung von Elternbeiträgen und der Schulentwicklungsplan.