Sie sind bewaffnet mit Dechsel, Beitel und Schlägel. Die Werkzeuge werden seit Jahrtausenden verwendet, teilweise bestehen sie aus geschliffenen Steinen, Knochen und Bronze. Sogar ein Meißel, gefertigt aus einem Hirschgeweih, ist dabei.
Alles, was hier zur Anwendung kommt, stammt natürlich nicht aus längst vergangenen Epochen. Es handelt sich um Nachbauten, die nach Vorbild prähistorischer Arbeitsgerätschaften aus der Jungsteinzeit und der Bronzezeit gefertigt wurden. Das berichtet Archäotechniker Frank Trommer. Teilweise reichen die Vorlagen bis zu 6000 Jahre zurück.
Die Männer, die sich mit den Werkzeugen an einem Baumstamm zu schaffen machen, arbeiten sonst im Team von ForstBW, der Waldverwaltung des Landes, rund um Förster Michael Flöß. Weitere fleißige Hände stammen aus dem Team von Archäotechniker Frank Trommer. Die Experten helfen mit zupackender Hand sowie großer Expertise zum Thema bei der Bearbeitung des Holzes.

Schließlich haben sie Großes vor, denn im Innenhof des Archäologischen Landesmuseums (ALM) werkeln sie gemeinsam an einem Einbaum, der bei der internationalen Einbaum-Regatta am Samstag, 3. Juni, im Konstanzer Hafenbecken an den Start gehen soll. Die Regatta mit lokalen und internationalen Teams ist einer der Höhepunkte der Bodenseewoche, die von Donnerstag, 1. Juni, bis Sonntag, 4. Juni, stattfindet.
Der Ideengeber für den Bau des Einbaums ist der Förderverein Pfahlbau-Welterbestätte Litzelstetten-Krähenhorn mit dem Vorsitzenden Wolfgang Flick und seinem Stellvertretender Wolfgang Benesch. Sie haben sich zu entschlossen den Einbaum für das Wettrennen selbst herstellen zu lassen.

Neben den prähistorischen Werkzeugen kommen auch moderne Hilfsmittel, wie eine Motorsäge, zum Einsatz. Sonst würde alles noch einmal deutlich länger dauern, berichtet Frank Trommer. Als Vorlage dient dabei ein großes Blatt mit Skizzen, an denen sich grob orientiert wird.
Der Bau ist ohnehin aber kein Pappenstiel, schließlich erwächst der Einbaum aus einem 40 Meter hohen Koloss, einer Großen Küstentanne. Den Baum haben die Forstarbeiter rund um Michael Flöß bereits Anfang April im Forsthof Dettingen gefällt, berichtet er.
Der Vorteil an der alten Tanne: Sie wachse unheimlich schnell, bei ihrer Fällung zählte man 64 Ringe, was dem Alter entspricht. Jetzt sorgen diese Ringe für eine interessante Maserung im Einbaum.
Das Holz des gefällten Baums sei qualitativ nicht sehr hochwertig und aus diesem Grund beispielsweise nicht als Bauholz geeignet, weshalb es sich perfekt für den Bau des Einbaum-Projekts geeignet habe. Der Rest werde vermutlich zu Paletten weiterverarbeitet, so Flöß.
Die Arbeiten schreiten währenddessen immer weiter voran, Schicht für Schicht wird mehr von der alten Küstentanne abgetragen, die Konturen geglättet und Feinheiten bearbeitet.
Und wo gehobelt, in dem Fall allerdings mit Beitel, Dechsel und Schlägel gearbeitet wird, da fallen Spänne...
Immer weiter nehmen die Konturen des über fünf Meter großen, prähistorischen Bootes Form an. Es werden die Innen- und Außen sowie die Bodenflächen ausgearbeitet und Kanten begradigt. Dabei ist Fingerspitzengefühl mit den prähistorischen Werkzeugen gefragt.
Am Ende soll die Stärke des Holzes unten am Rumpf sechs bis acht Zentimeter, an den Seiten drei bis fünf Zentimeter betragen. Insgesamt seien 180 bis 190 Arbeitsstunden in das Projekt geflossen, so die Verantwortlichen.
Nach der Fertigstellung geht es für den Einbaum weiter auf der großen Reise. Er wird gegen 9 Uhr am Freitag in Innenhof des ALM aufgeladen und zum Gondelehafen gebracht. Wichtig, und nicht sehr prähistorisch, sind dabei kleine Ösen, die in den Einbaum hineingedreht werden. Damit wird er am Konstanzer Bodenseeufer befestigt, bevor er am Samstag beim Wettrennen an den Start geht.
Dann werden Besucher der Bodenseewoche sehen, ob die vier fahrenden Azubis mit ihrem selbst hergestellten Einbaum den Sieg beim Wettrennen holen können.