„Aus dem Hintergrund müsste Rahn schießen – Rahn schießt – Tooooor!“ So lauten die wohl bekanntesten Worte in der frühen deutschen Fußballgeschichte. Ohne Radio hätte damals niemand bis zum nächsten Tag mitbekommen, dass Deutschland Weltmeister geworden ist. Heutzutage ist das in einer zunehmend digitalisierten Welt anders, soziale Netzwerke spielen eine immer größere Rolle im Alltag.

Deren Nutzung ermöglicht Vereinen, direkt mit ihren Mitgliedern und Fans in Kontakt zu treten und diese auf dem Laufenden zu halten. Zudem ist es eine Möglichkeit, als Verein auf sich aufmerksam zu machen. So können Interessierte – gerade im Jugendbereich – neu gewonnen werden. Nebenbei werden die Vereine auch attraktiver für potentielle Investoren.

Eine Win-win-Situation? Nicht ganz. Die Bespielung der Online-Kanäle führt auch zu neuen Herausforderungen für Vereine. Eine aktive Präsenz erfordert Zeit, Ressourcen und Know-how, um Inhalte zu erstellen und zu verwalten. Gerade für kleinere Vereine ist dieser Aufwand fast nicht umsetzbar. Im Konstanzer Sport kümmern sich meist Mitglieder ehrenamtlich um die digitale Präsenz.

Herausforderung und Chance: Die Realität bei Vereinen der Region

Unter anderem sind der USC Konstanz und der SV Konstanz online dabei und nutzen erfolgreich dieses Online-Angebot. Die beiden Vereine sind mit Mannschaften auf regionaler und nationaler Ebene gut vertreten. Die erste Mannschaft der Damen vom USC Konstanz spielt in der 3. Liga, während der SV als neu gegründeter Verein noch in den unteren Ligen den Vereinsfußball aufmischt.

In der Sporthalle „Schänzle“ spielt und trainiert der USC Konstanz.
In der Sporthalle „Schänzle“ spielt und trainiert der USC Konstanz. | Bild: Jeronimo Hillgruber

Der USC ist mit über 3000 Followern auf Instagram und Twitch einer der stärksten Vereine in und um Konstanz in Sachen Reichweite. Die Wichtigkeit und die Nutzbarkeit von den sozialen Netzwerken hat der Verein erkannt. „Social-Media-Arbeit ist unglaublich wichtig, um Aufmerksamkeit zu generieren“, sagt Philipp Schuh, Leiter Marketing und Sponsoring vom USC Konstanz, im Gespräch mit SÜDKURIER.

Im Gegensatz zu früher kommen Sponsoren heute wegen Reichweite und nicht wegen Gutmütigkeit. Deswegen arbeitet der USC an seiner Marke, denn mit Sponsoren kommt auch Geld in die Kasse. Dieses Geld wird dann als Gehälter für Spieler und Spielerinnen oder Jugendtrainer genutzt, sagt Philipp Schuh, ebenso zur Finanzierung sonstiger Ausgaben des Vereins.

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Erfolgreich durch ehrenamtliches Engagement

Als 2020 Corona ausbrach und die Zuschauer den Hallen fern blieben, suchte der USC nach einer Alternative, die Fans von zuhause mit in die Halle zu bringen. Anhand eines Livestreams eines Beachvolleyballers kamen sie dann selbst auf die Idee, ihre Spiele aus der Halle nach Hause zu übertragen.

Philipp Schuh stimmte dem Ganzen nur unter einer Prämisse zu, wie er erzählt: „Gut oder gar nicht.“ Heute sind sie mit ihrem Twitch-Livestream [Plattform für live übertragene Online-Videos, Anm.d.Red.] – was Professionalität sowie Qualität angeht – in der Region am besten ausgestattet. Fünf Kameras, die das Spielfeld aus allen Blickwinkeln zeigen, sowie Kommentatoren sind bei USC-Spielen dabei.

(Archivbild) Die Spielerinnen der ersten Damen-Mannschaft des USC Konstanz, bei einem Angriffsschlag.
(Archivbild) Die Spielerinnen der ersten Damen-Mannschaft des USC Konstanz, bei einem Angriffsschlag. | Bild: Jürgen Rössler | SK-Archiv

Obwohl der USC eine beträchtliche Reichweite hat, befindet er sich bei Weitem nicht auf dem finanziellen Niveau größerer Sportvereine. Aus diesem Grund leisten Philipp Schuh und alle anderen Personen, wie Spieler oder Trainer, die Beiträge in den sozialen Netzwerken teilen, ehrenamtliche Arbeit.

Dennoch erfordert die Abteilung für Social Media und Marketing/Sponsoring des USC einen erheblichen Zeitaufwand. Philipp Schuh widmet etwa 20 Stunden pro Woche allein dieser Tätigkeit. So gestaltet der USC Konstanz eine erfolgreiche Arbeit in den sozialen Netzwerken. Andere lokale Vereine sind, was die Online-Arbeit angeht, noch nicht so fortgeschritten.

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Online soll der Spaß im Vordergrund stehen

Rund 2000 Follower hat der noch junge Verein SV Konstanz bereits auf Instagram und TikTok vorzuweisen. Dort werden die Fans reichlich mit lustigen Videos sowie Beiträgen oder Live-Updates zu Spielen unterhalten. Der Verein ist in den sozialen Netzwerken schnell groß geworden, denn seine Gründung liegt gerade einmal zwei Jahre zurück. Wie kann das sein?

Auf Nachfrage erklärt Samir Kurtisov, Präsident des Vereins, das Konzept auf den sozialen Kanälen des Vereins. Ein fixiertes Ziel für die Arbeit in den sozialen Netzwerken hat der Verein nicht. Dennoch liegt es im Interesse des Vereins, durch Online-Präsenz mögliche Sponsoren oder neue Mitglieder anzuwerben. „Ein junger und neuer Verein ist natürlich auf Unterstützung angewiesen“, sagt Samir Kurtisov.

„Ein junger/neuer Verein ist natürlich auf Unterstützung angewiesen“, sagt Samir Kurtisov, Präsident SV Konstanz
„Ein junger/neuer Verein ist natürlich auf Unterstützung angewiesen“, sagt Samir Kurtisov, Präsident SV Konstanz | Bild: Samir Kurtisov

Die Regelmäßigkeit von Beiträgen variiert wöchentlich, was daran liegt, dass die Accounts auf den verschiedenen Social-Media-Kanälen nebenher geführt werden. Als Nebenprojekt investiert das SVK-Medienteam bis zu vier Stunden pro Woche in die Online-Accounts. Bei der Erstellung der Inhalte wird darauf geachtet, dass Spaß an erster Stelle steht.

Das Managen und Erstellen von Beiträgen wird beim SV Konstanz von vier Personen überwacht. Neben Samir Kurtisov sind das: David Sawczuk, Florian Peters und Forster Seilnacht. Sie sprechen sich untereinander ab und greifen sich gegenseitig unter die Arme, wenn es darum geht, auf ihren Verein aufmerksam zu machen. So will der SV mit zeitgemäßen Online-Inhalten neue Mitglieder und Sponsoren aus der Region anziehen.

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