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Uli Burchardt: Viel entspannter als vor acht Jahren

Geschlafen habe er wie ein Baby, sagt Uli Burchardt auf die Frage, ob er überhaupt ein Auge zubekommen habe, so kurz vor dem Wahltag. Burchardt spaziert am frühen Sonntagnachmittag mit seiner Partnerin Karin Auchter und den Töchtern Johanna und Amelie im Hörlepark dem Seeufer entlang.

Spaziergang mit der Familie: (von links) Karin Auchter, Johanna, Amelie, Uli Burchardt
Spaziergang mit der Familie: (von links) Karin Auchter, Johanna, Amelie, Uli Burchardt | Bild: Marcel Jud

Heute Morgen hätten sie ausgiebig geschlafen und an ihrem Wohnort Allmannsdorf gebruncht, erzählt der amtierende Konstanzer Oberbürgermeister: „Wir waren erst gegen 1 Uhr im Bett.“ Am Samstagabend seien sie zuerst ins Theater zur Premiere des neuen Stücks „Jeder stirbt für sich allein“ gegangen. „Anschließend waren wir auf einer Geburtstagsfeier“, sagt Burchardt, der an diesem für ihn doch so entscheidenden Tag extrem entspannt wirkt.

„Ich bin nicht nervös“, bestätigt der OB. „Natürlich bin ich gespannt und neugierig.“ Vor acht Jahren sei alles ganz anders gewesen: „Da lag der Puls noch bei 180, die letzten Veranstaltungen waren in der Samstagnacht, wir waren noch unterwegs, haben Flyer verteilt. Ich weiß gar nicht mehr, ob wir damals überhaupt geschlafen haben.“ Diesmal sei deutlich weniger Spannung drin: Denn viele hätten ja wie er bereits per Brief gewählt.

Und wie geht dieser entspannte Wahlsonntag für die Familie Burchardt nun weiter? „Am Nachmittag mache ich noch einen privaten Krankenbesuch. Später treffen wir uns dann mit der ganzen Familie und Freunden und verfolgen online die ersten Resultate, bevor es ins Bodenseeforum geht.“

Andreas Hennemann: Nicht nur irdischer Wahlkampf

Andreas Hennemann hat seine Familie zur Unterstützung angefordert. Der Kandidat und seine Frau werfen ihre jeweiligen Wahlbriefe im Rathaus an der Kanzleistraße in den Briefkasten: könnte ja sein, dass es in Kürze zu Hennemanns Arbeitsplatz wird.

Die ganze Familie vor dem Rathaus: Michael, Andreas, Vater Werner, Mutter Eva Hennemann, Schwägerin Caroline und Frau Christine ...
Die ganze Familie vor dem Rathaus: Michael, Andreas, Vater Werner, Mutter Eva Hennemann, Schwägerin Caroline und Frau Christine Lamprecht-Hennemann | Bild: Wagner, Claudia

Mit dabei sind auch die Eltern des Kandidaten, die an seinem Heimatort Grenzach-Wyhlen wohnen: „Ich habe gesehen, dass er den Wahlkampf so gemacht hat, wie wir ihn kennen: sachlich, konsequent und vor allem ehrlich“, sagt Vater Werner Hennemann und da schwingt doch eine Menge Stolz auf den geradlinigen Sohn mit.

Das ruhige Temperament scheint Wesenszug der ganzen Familie zu sein. Bruder Michael, der Schreiner ist und Theologie studiert hat, hat Andreas Hennemanns Wahlkampfrad gebaut. Extra mit einem Tisch, der sogar Corona-Abstände ermöglicht. Wie der Rest der Familie ist er optimistisch und setzt darauf, dass es einen zweiten Wahlgang geben wird.

Nicht einmal Hennemanns Frau Christine wirkt nervös. „Weil ich weiß, dass er es gut gemacht hat und nicht besser hätte machen können. Ich denke, dass es heute kein Ergebnis und eine Neuwahl geben wird“, sagt sie. Das sieht auch ihr Mann so. Die Rückmeldungen seien gut gewesen, die Kampagne lief gut. „Ich habe mit meiner Art viele ganz gut überzeugen können“, ist sich Hennemann sicher.

Dann müssen die Hennemanns auch schon wieder weiter. In der Holzkirche in Petershausen wird ein Priester ordiniert, der einst mit Michael Hennemann zusammen studiert hat. Es gibt eben auch andere Dinge als irdischen Wahlkampf an diesem Sonntagnachmittag – und die Spannung, wie das Ergebnis ausfällt, lässt sich so auch besser aushalten.

Jury Martin: Mittagsschläfle vor dem Stammtisch

Jury Martin harrt tiefenentspannt der Dinge, die da kommen. „Egal, was heute Abend passiert: Diese Erfahrung kann mir keiner mehr nehmen“, sagt Jury Martin. Seine Ehefrau Marianne Wirtz nickt zustimmend und nimmt einen Schluck Cappuccino. Die beiden sitzen am Sonntagmittag an einem Tisch auf der Wiese vor dem Café am Hörnle und genießen den schönen Herbsttag.

OB-Wahlkandidat Jury Martin mit seiner Ehefrau Marianne Wirtz.
OB-Wahlkandidat Jury Martin mit seiner Ehefrau Marianne Wirtz. | Bild: Schuler, Andreas

Ihr Sonntagsspaziergang führte sie hierher. „Wir haben ausgeschlafen, schön gefrühstückt und jetzt sitzen wir hier“, sagen sie. „Nachher machen wir ein Mittagsschläfle und gegen Abend geht‘s zum Stammtisch, wo wir uns über die SÜDKURIER-App über die Wahl informieren“, berichtet Marianne Wirtz.

Das Paar wird am Abend aller Voraussicht nach nicht ins Bodenseeforum zur Wahlparty aller Kandidaten gehen. „Zu der Zeit sind wir wahrscheinlich daheim.“ OB-Kandidat Jury Martin strahlt eine innere Ruhe aus und wirkt ausgeglichen. „So ist es“, antwortet er lachend auf die Frage, ob er wirklich so gelassen sei wie er wirkt. „Diese Wochen des Wahlkampfes waren sehr schön, auch sehr anstrengend. Ich habe sehr viel lernen dürfen.“

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Was sagt ihm sein Gefühl beim Thema Wahlausgang? „Ich kann es wirklich nicht sagen. Ich habe gar kein Gefühl.“ Er hörte zwar immer wieder, dass er keine Chance hätte, „doch wie sagt man so schön: Du hast keine Chance, also nutze sie“. Ob er im Falle einer Wahlwiederholung erneut antreten werde, möchte er ganz in Ruhe entscheiden und sich vorher nicht festlegen.

Andreas Matt: Frühstück mit Freunden

OB-Kandidat Andreas Matt steht in der Küche und telefoniert. Nur kurz setzt er sich an den Tisch zu seinen Wahlhelfern, dann klingelt es an der Tür. Er persönlich will seiner Tochter Elena öffnen, schließlich ist sie extra für den Tag der Oberbürgermeisterwahl angereist.

Jens-Peter Volk (links), Andreas Matt, Harald Volk und Elena Matt genießen Käsekuchen und Linzertorte, bevor es abends weiter ins ...
Jens-Peter Volk (links), Andreas Matt, Harald Volk und Elena Matt genießen Käsekuchen und Linzertorte, bevor es abends weiter ins Bodenseeforum geht. | Bild: Timm Lechler

Als alle beisammen sind unterhalten sich Andreas Matt und seine Helfer bei Kaffee und Kuchen in ihrer Wahlkampfzentrale: dem Arbeitszimmer von Jens-Peter Volk in der Nähe vom Herosé-Park.

Gestern gab es eine Feier im kleinen Kreis, heute Morgen ein ausgiebiges Frühstück mit Freunden. Die kleine Kaffeerunde am Mittag ist lediglich eine kurze Verschnaufpause. Bevor sich der OB-Kandidat mit seinem Team abends auf den Weg ins Bodenseeforum macht, wird weiter an der Wahlkampfkampagne gearbeitet.

Fotos werden geschossen, Formulierungen geschärft und beraten, wie es weitergeht. Denn Andreas Matt rechnet fest mit einem zweiten Wahlgang. Und auf den will man schließlich vorbereitet sein. Ab Dienstag geht der Wahlkampf für ihn in die nächste Runde.

Luigi Pantisano: Pizza und Spielplatz

Den Wahltag verbringt Luigi Pantisano im Quartierszentrum Berchengebiet/Öhmdwiesen. Dort, wo er viele Jahre als Quartiersmanager gearbeitet hat. „Mitglieder dürfen den Raum zweimal im Jahr mieten, und da ich hier noch keine feste Wohnung habe...“, erklärt er und lacht.

Luigi Pantisano (rechte Seite) mit seiner Familie
Luigi Pantisano (rechte Seite) mit seiner Familie | Bild: Eva Marie Stegmann

Mittlerweile lebt er in Stuttgart und die Frage, wer Oberbürgermeister wird, ist für ihn und seine Familie auch die Frage, wo sie in Zukunft zu Hause sein werden. Die ganze Familie ist da, Mama, Papa, Schwiegereltern, Geschwister, Unterstützer und natürlich seine Frau. Es gibt Pizza, später geht es noch auf den Spielplatz.

„Ich bin froh, wenn es keinen zweiten Wahlgang gibt“, sagt Kristina Pantisano. Noch hat die Familie ihren Hauptwohnsitz in Stuttgart, die vergangenen Monate musste sie oft auf ihren Mann verzichten. Die Stimmung ist irgendwo zwischen Familienfest und Bahnhofswartebereich.

In wenigen Stunden kommt der Zug nach: Konstanz oder Stuttgart? Nein, eigentlich geht man hier unisono vom zweiten Wahlgang aus. „Jetzt heißt es ausharren“, sagt Pantisano. Ein wenig seltsam sei das schon, nachdem in den vergangenen Monaten täglich ein Termin auf den anderen folgte.

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