Das Leben des Thomas Keck ist bestimmt von mehreren Leitsätzen, die eine Kernaussage haben. „Wenn ich etwas mache, dann mache ich es richtig“, erklärt er. „Halbe Sachen gibt es bei mir nicht. Ich konzentriere mich immer auf eine Sache und mache nie zwei Dinge parallel.“ Und so ist es nur logisch, dass er auf der 51. Mitgliederversammlung am Dienstag, 5. Oktober, des Stadtsportverbandes nicht mehr als erster Vorsitzender antritt.
Aber warum logisch? Der Graveurmeister mit eigenem Ladengeschäft und großer Werkstätte in der Kreuzlingerstraße, von Vater Horst Werner 1968 hier gegründet, klärt auf: „Der Fachkräftemangel hat uns voll erwischt“, sagt er. „Eine volle Kraft wegen Wegzug und Mutterschaft sowie eine halbe Kraft wegen Ruhestand sind uns weggefallen. Das muss ich mit meiner Frau und mit meinem Vater alles in Unterzahl selbst auffangen.“
Thomas Keck: „Kein zeitlicher Spielraum mehr“
Das Pensum, was die Familie bisher mit zusätzlichen 1,5 Stellen leistete, müssen die drei nun alleine schaffen. „Wir haben sogar schon unsere Öffnungszeiten angepasst und bleiben montags geschlossen, damit wir unsere Kunden zu ihrer Zufriedenheit bedienen können“, so Thomas Keck. Und weiter: „Angesichts dieser Situation habe ich keinen zeitlichen Spielraum mehr, das Ehrenamt beim Stadtsportverbund so zu leisten, wie es nötig wäre.“

Und dann wären da noch zwei Gründe für seinen Rückzug – die wichtigsten überhaupt: Gesundheit und Familie. „Ich bin gesund und fit und möchte das noch möglichst lange bleiben“, sagt er und seine Miene nimmt plötzlich ernste Züge an – für eine Frohnatur wie Thomas Keck eher ungewöhnlich. „Ich möchte nicht irgendwann mit einem Herzinfarkt aus dem Geschäft getragen werden.“
Ehefrau Andrea Keck: „Ich kenne ihn nur als Mann des Ehrenamtes“
Seine Frau und die Kinder können nur nickend zustimmen. „Ich kenne ihn ja eigentlich nur als Mann im Ehrenamt“, erzählt seine Frau Andrea. „Immer wieder kamen Menschen mit Anliegen in den Laden, ständig wurde angerufen, ständig erhielt er Mails. Wohlgemerkt von Personen, die Thomas wegen seines Amtes als Vorsitzender kontaktierten, und nicht von Kunden des Betriebs.“
Sie hofft nun einerseits, dass sich ihr Mann öfter mit der Familie beschäftigen kann. Andererseits hat sie einen besonderen Wunsch: „Er soll sich auch für sich selbst Zeit nehmen. Das ist genauso wichtig.“ Kein Wunder, dass Thomas Keck sagt: „Ohne die Unterstützung meiner Frau hätte ich niemals so viele Jahre ehrenamtlich tätig sein können. Sie hat mir immer den Rücken freigehalten.“

Der Trott der vergangenen vier Jahre hatte immer öfters Tage parat, die frühmorgens in der Werkstatt begannen und spätabends nach zwischenzeitlichen langen Sitzungen im Namen des Sports quasi nebenher dort auch wieder endeten.
„Oft dauerten Sportausschuss oder Verbandssitzungen von 16 bis 22 Uhr, was aber bitte nicht als Beschwerde zu verstehen ist. Ich habe das alles sehr gerne gemacht. Aber irgendwann stößt man an seine Grenzen. Das ganze hat mich sehr belastet“, erklärt Thomas Keck. Und so lange er diese Grenzen noch selbst definieren kann und die nicht von der Gesundheit gesetzt werden, möchte er die Reißleine ziehen, wie er es ausdrückt.
Vor vier Jahren übernahm Thomas Keck den Vorsitz des Stadtsportverbands und vertrat seither an oberster Stelle die Interessen von rund 30.000 Konstanzern, die in Sportvereinen organisiert sind. Damals sagte er: „Der Sport hat mir immer so viel gegeben. Nun ist es an der Zeit, etwas zurückzugeben.“ Dabei hat der Sport in Konstanz dem 56-Jährigen sehr viel zu verdanken.
Bereits als 15-Jähriger begann er seine Karriere im Ehrenamt beim Velo-Club Konstanz. Zunächst als Trainer, dann als Fachwart Rennsport und schließlich als Präsident. Unter seiner Regie wurde das Radrennen auf der Laube wiederbelebt. Er führte das Profi-Rennen am Samstagabend ein, aufgrund seiner besten Beziehungen in die große Welt des Radsports waren internationale Größen wie zum Beispiel Jan Ullrich oder Erik Zabel als Attraktionen abseits der Strecke dabei.

„Als ich vor elf Jahren als Zweiter Vorsitzender beim Stadtsportverband einstieg, gab ich meine Ämter beim Velo-Club konsequent ab“, blickt Thomas Keck zurück. Getreu seinem Motto: ganz oder gar nicht. Vor vier Jahren löste er dann den ewigen Manfred Sobisch ab, der dem Verband 20 Jahre lang vorsaß.

Zusammen mit seinem Team, das er in höchsten Tönen lobend erwähnt, kann Thomas Keck auf diese Erfolge verweisen: Etablierung der Jugendsportförderung, Erweiterung der Sportförderung, Seite an Seite mit dem Sportamt und der Uni Konstanz Wiederbelebung des Balls des Sports nach vielen Jahren, Stiftung des Konstanzer Sport Awards, konstruktive und zielführende Zusammenarbeit mit dem Amt für Bildung und Sport.
„Es gibt keinen Ärger, keine Probleme und somit keinen sachlichen Grund, nicht mehr anzutreten“, sagt er. „Mir geht es um die fehlende Zeit aufgrund des Fachkräftemangels und den daraus resultierenden Folgen.“ Familie und Gesundheit werden Thomas Keck danken.