Die Erwartungen waren hoch. Das erste Pflegeheim in Konstanz, das ganz auf die Bedürfnisse von Menschen mit Demenz-Erkrankung ausgerichtet ist. Ein Vorzeigeprojekt sollte es Haus Don Bosco werden, das die Caritas dafür mir großem Aufwand umbaute – und jahrelang um Spenden warb, um an der einen oder anderen Stelle das besondere Extra doch noch möglich machen zu können.
Und die Konstanzer machten mit: Bei Benefiz-Versteigerungen und weiteren Aktionen kamen stattliche Summen zusammen. Doch jetzt ist die Ernüchterung groß. Nach zehn Jahren wandelt die Caritas ihr Haus von einer reinen Demenz-Einrichtung in ein recht gewöhnliches Pflegeheim um. Drei Stationen sind für Langzeit-Bewohner, eine bietet künftig 15 Kurzzeit-Pflegeplätze an.
Niemand verliert den Pflegeplatz
Man habe sich die Entscheidung nicht leicht gemacht, sagen die Caritas-Vorstände Andreas Hoffmann und Bärbel Sackmann, aber am Ende habe es keine andere Wahl gegeben. Beide betonen, dass niemand seinen Pflegeplatz verliert. Nur etwa zehn Bewohner* zögen nach und nach ins neue Haus Zoffingen um, andere könnten im Don Bosco bleiben. Auch die Zahl der Plätze bleibt mit 57 gleich.

Warum kann es im Haus Don Bosco aber nicht so weitergehen, wie es über zehn Jahre lang erfolgreich funktioniert hat? Bärbel Sackmann sagt aus jahrzehntelanger Erfahrung, der Verlauf von Demenz-Erkrankungen habe sich zuletzt in hohem Maß und in hoher Geschwindigkeit verändert.
Viele Demenz-Erkrankungen verlaufen inzwischen sehr krass
Immer mehr Pflegebedürftige seien zusätzlich psychisch krank, viele brauchen engste Begleitung, manche werden sogar gewalttätig. Fälle, die eigentlich in der Psychiatrie besser aufgehoben werden, findet die Caritas, die aber auch weiß, dass dort die Möglichkeiten ebenso begrenzt sind.
Pflegekräfte sind schwer zu finden – erst recht für Demenz-Patienten
Die Arbeit wird also schwieriger und schwerer, und die Zahl derer, die sie machen wollen, wird zugleich weniger. Das ist das eine Dilemma, das Hoffmann und Sackmann schildern. Das andere ist, dass ausgerechnet in dieser Lage die gesetzlichen Grundlagen so geändert wurden, dass nun nur noch 40 statt bisher 50 Prozent des Personals examinierte Pflegende sein müssen. Und dass, wie Hoffmann es sagt, „wir eigentlich 60 statt 50 Prozent brauchen würden.“
Im Haus Don Bosco wird der sich der Wandel in kleinen Schritten vollziehen, aber schwer fällt er der Caritas dennoch. Die Spenden der Konstanzer seien aber keinesfalls verloren, betont Andreas Hoffmann: „Davon haben in den vergangenen über zehn Jahren hunderte Menschen profitiert, und all die besonderen Dinge kommen ja auch den künftigen Bewohnern zugute.“
Hoffmann ist eher froh, dass das Haus überhaupt weiterbetrieben werden kann. Fachkräftemangel und hohe Kosten zwingen nach Zahlen des Arbeitsgeberverbands Pflege immer mehr Träger, ihre Pflegeeinrichtungen ganz zu schließen: 1034 waren es seit Jahresbeginn 2023 bundesweit. Und das, wo der Bedarf jeden Tag größer wird in einer stark alternden Gesellschaft.
*Die Caritas war zunächst von rund 20 Betroffenen ausgegangen, inzwischen konnte sie diese Zahl nochmals deutlich reduzieren.