Da sage jemand noch einmal, der Poller sei leicht zu übersehen. Es ist schon ziemlich spät am Mittwochabend, da halten Radfahrer sogar und steigen ab, um sich das meistdiskutierte Verkehrshindernis der Stadt mal genauer anzusehen.

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Spaßvogel bringt Zettel am Poller an

Wer regelmäßig auf der Fahrradstraße zwischen Ebertplatz und Zähringerplatz unterwegs ist, kennt das Teil natürlich schon. Seit 25. November sorgt hier ein Pfosten dafür, dass Autos nicht mehr durchfahren – wenn er nicht gerade umgenietet ist. Doch etwas ist anders. An diesem Abend flackert auf dem neuen Poller wacker ein rotes Grablicht – das fällt vielen auf. Sie schauen sich die Sache genauer an und finden auch noch einen angehängten Zettel.

Er sieht ein bisschen aus wie eine Traueranzeige, und der unbekannte Schöpfer oder die Schöpferin hat darauf geschrieben: „In stillem Gedenken an den 1. (durchgestrichen), 2. (durchgestrichen), 3. (durchgestrichen), 4. Pfosten. Er gab seine Existenz für die Sicherheit der Radfahrer*innen“. Es ist also der fünfte Anlauf für die Auto-Durchfahrsperre an der Schranke in der Petershauser Straße.

7. Dezember, abends: Auf dem nunmehr fünften Poller, ist ein kleines Schild im Stil einer Traueranzeige angebracht.
7. Dezember, abends: Auf dem nunmehr fünften Poller, ist ein kleines Schild im Stil einer Traueranzeige angebracht. | Bild: Rau, Jörg-Peter

Das kostet die Reparatur des Pfostens

Wobei die Stadtverwaltung in einem Punkt Entwarnung gibt: Es braucht nicht jedes Mal einen neuen Pfosten, wenn wieder ein Autofahrer alle Warn- und Vorschriftstafeln übersehen hat. „Die Ersatzteilkosten belaufen sich dank der Sollbruchstelle des neuen Poller-Systems auf nur 41,50 Euro netto zuzüglich Installationskosten“, erklären dazu die Technischen Betriebe. Für die Reparatur könne man je nach Umständen und Gegebenheit von weiteren rund 150 Euro ausgehen. Über den an den Autos entstandenen Schaden hat die Stadt auf Nachfrage keine Erkenntnisse.

Selbst wenn die Reparatur noch häufiger nötig werden sollte, bleibt die Sperre bestehen, bekräftigt die Stadtverwaltung: „Wir halten weiter an der Maßnahme fest.“ Denn ansonsten bestehe die Gefahr, dass Autofahrer wieder vermehrt vorschriftswidrig die Fahrradstraße nutzten. Und weiter lautet die amtliche Einschätzung: „Die mehrfache Beschädigung des Pollers durch Kraftfahrzeuge zeigt, dass dieser notwendig ist, um das Durchfahrtsverbot für Kraftfahrzeuge durchzusetzen.“

Die Autos hält der Pfosten erfolgreich ab, Motorroller dagegen nicht. Die Fahrradstraße ist auch für sie tabu, was diesen Boten eines ...
Die Autos hält der Pfosten erfolgreich ab, Motorroller dagegen nicht. Die Fahrradstraße ist auch für sie tabu, was diesen Boten eines Essens-Lieferdienstes aber nicht beeindruckt. | Bild: Rau, Jörg-Peter

„Konstanz darf auf keinen Fall einknicken!“

Da kann Ralf Seuffert nur zustimmen. Er engagiert sich beim Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club und findet es richtig, dass die Stadt jetzt Ernst macht mit der Fahrradstraße: „Wir haben jahrelang dafür gekämpft, dass die Straße von Autos befreit wird“, sagt er. Mit dem Poller sei nun eine gute und pragmatische Lösung gefunden. Seinen Appell an die Stadtverwaltung verpackt er in ein Wortspiel: „Da darf Konstanz auf keinen Fall einknicken!“

Vereinzelte Kritik von Radlern, die mit Anhänger oder Lastenrad unterwegs sind und die Durchfahrt neben dem Poller zu eng finden, teilt Seuffert, auch nach Rücksprache mit seinen ADFC-Mitstreitern, ausdrücklich nicht. „Es ist unsere einhellige Meinung, dass der Poller richtig ist“, sagt er: „Alle müssen sich umsichtig und rücksichtsvoll im Straßenverkehr verhalten. Das gilt ebenso für alle Radfahrer, die natürlich auch auf Hindernisse aufpassen müssen.“

Ralf Seuffert ist froh, dass die Stadt endlich Ernst macht mit der Fahrradstraße: „Der neue Poller setzt nur durch, was seit ...
Ralf Seuffert ist froh, dass die Stadt endlich Ernst macht mit der Fahrradstraße: „Der neue Poller setzt nur durch, was seit Jahren ohnehin Vorschrift ist.“ | Bild: privat

Auch bei der Stadtverwaltung ist nach Auskunft von Walter Rügert wenig Kritik, dafür aber einiges Lob von Radfahrern eingegangen. Festgestellt hätten aber Nutzer der Fahrradstraße, dass Autos in gefährlichen Manövern bewusst um die Sperre herumfahren – und zwar mit beträchtlicher Energie: „Trotz Verstärkung der Beschilderung und Sperrung mittels Barken verhalten sich leider immer noch einige Autofahrer rücksichtslos und fahren entweder durch die Fußgänger-Querungshilfen oder gleich direkt auf der Gegenfahrbahn über die Gleise“, so die Beobachtung. Das sei gefährlich und zeige ebenfalls, wie wichtig die Poller seien.